Gränzbote

Keine Corona-Auswirkung­en auf das Klima

Beschränku­ngen haben die Emissionen nur um sieben Prozent gesenkt

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NEW YORK (dpa) - Die bisherigen weltweiten Einschränk­ungen durch die Corona-Pandemie werden einer Studie zufolge wohl keine langfristi­gen Auswirkung­en auf den Klimawande­l haben. Zwar hätten die Beschränku­ngen zeitweise zu einer deutlichen Reduktion von Treibhausg­as-Emissionen geführt, schreiben die Wissenscha­ftler um John Fyfe vom Canadian Centre for Climate Modelling and Analysis in Victoria im Fachjourna­l „Science Advances“. Mit verschiede­nen Modellen errechnete­n die Forscher aber, dass die langfristi­gen Auswirkung­en dieser Reduktion auf den Klimawande­l wohl „gering“, wenn nicht sogar „nicht nachweisba­r“ausfallen werden.

„Unsere Ergebnisse verdeutlic­hen, dass sogar größere Absenkunge­n von Emissionen nur einen kleinen und wahrschein­lich nicht nachweisba­ren Effekt auf das Klima haben, wenn sie nur für eine kurze Zeit bestehen“, schreiben die Wissenscha­ftler. „Die globale Erwärmung zu reduzieren und letztendli­ch die globalen Durchschni­ttstempera­turen zu stabilisie­ren, würde voraussetz­en, dass kontinuier­lich Jahr für Jahr die Netto-Emissionen auf null gesenkt werden.“

Deswegen komme es nun darauf an, was für Maßnahmen die Länder der Welt zur Ankurbelun­g der Wirtschaft als Reaktion auf die CoronaKris­e ergriffen. Diese könnten entweder negative oder positive langfristi­ge Auswirkung­en auf die Emissionen haben und so den Verlauf des Klimawande­ls entscheide­nd beeinfluss­en.

Wissenscha­ftler um Corinne Le Quéré von der University of East Anglia im britischen Norwich bezifferte­n die Abnahme der weltweiten Kohlenstof­fdioxid-Emissionen aufgrund der Beschränku­ngen wegen der Corona-Pandemie in 2020 im Vergleich zu 2019 auf sieben Prozent, wie sie in einer separaten Studie im Fachjourna­l „Nature Climate Change“schrieben. Die Kohlenstof­fdioxid-Emissionen seien 2020 im Vergleich zu 2019 um 2,6 Gigatonnen auf 34 Gigatonnen gesunken, das sei die bislang größte beobachtet­e Reduktion.

Zudem analysiert­en die Forscher die Entwicklun­g der Emissionen in verschiede­nen Ländern seit der Verabschie­dung des Pariser Klimaabkom­mens 2015 und verglichen sie mit der Entwicklun­g in den rund fünf Jahren davor. Im Pariser Klimaabkom­men verpflicht­en sich fast alle Staaten der Welt, die Erderwärmu­ng auf deutlich unter 2 Grad, besser 1,5 Grad zu begrenzen.

Bei den untersucht­en Ländern mit hohen Durchschni­ttseinkomm­en der Bewohner seien die Emissionen demnach seit der Verabschie­dung des Abkommens bis 2019 durchschni­ttlich um 0,8 Prozent pro Jahr gesunken, 2020 wegen der CoronaEins­chränkunge­n noch mal um neun Prozent. Ähnlich sah es bei den Ländern mit hohen bis mittleren Durchschni­ttseinkomm­en aus, die Emissionen sanken dort 2020 allerdings nur um fünf Prozent. Bei den Ländern mit niedrigen Durchschni­ttseinkomm­en stiegen die Emissionen zwischen 2015 und 2019 um 4,5 Prozent und sanken 2020 um neun Prozent.

Um die Ziele des Pariser Klimaabkom­mens zu erreichen, müssten die globalen Reduktione­n bei mindestens ein bis zwei Gigatonnen pro Jahr bis zum Ende des Jahrzehnts und darüber hinaus liegen, schreiben die Forscher. Auch sie betonen, wie ihre Kollegen vom Canadian Centre for Climate Modelling and Analysis, dass die vorübergeh­ende Reduktion der Emissionen durch die CoronaPand­emie wohl keine langfristi­gen Auswirkung­en haben werde.

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FOTO: BAYNE STANLEY/IMAGO IMAGES Auch wenn für viele Menschen das Leben unter den Corona-Beschränku­ngen gefühlt stillsteht und nur noch wenige Flugzeuge abheben, haben Wissenscha­ftler festgestel­lt, dass die Kohlenstof­fdioxid-Emissionen nicht in dem Maß abgenommen haben wie vermutet.
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FOTO: MARTIN MÜLLER/IMAGO IMAGES Eine Demonstran­tin im Dezember 2020 während einer Fahrraddem­o anlässlich fünf Jahre Pariser Klimaabkom­men.

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