Gränzbote

Selbst die Freundin ist beeindruck­t

Sasa Kalajdzic trifft und trifft und trifft – und verhilft dem VfB zu einem Punkt in Frankfurt

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FRANKFURT/STUTTGART (dpa) Wie ihm dieses Tor schon wieder gelingen konnte, wusste auch Sasa Kalajdzic selbst nicht. Ein hohes Zuspiel aus dem Halbfeld nahm der Stürmer des VfB Stuttgart kurz per Brust mit, streckte sein rechtes Bein ganz weit aus, und dann war der Ball wieder drin. Nach seinem Treffer zum zwischenze­itlichen 1:0 bei Eintracht Frankfurt blieb der 23-Jährige auf dem Rasen sitzen und zuckte fragend die Schultern. Er konnte es selbst kaum glauben. „Wenn du selber nicht mal weißt, wie er reingeht“, schrieb er im Anschluss zu einem Foto der Szene auf Instagram. Dass die Partie letztlich 1:1 zu Ende ging, schmälerte seine Leistung nicht.

Im sechsten Bundesliga-Spiel nacheinand­er war der österreich­ische Fußball-Nationalsp­ieler nun erfolgreic­h, und er kommentier­te das auf seine ganz eigene Art und Weise: „Ich dachte: geil, isser wieder drinnen“, sagte er mit dem für ihn typischen Wiener Schmäh. Selbst seine Freundin zeigt sich von seiner Trefferquo­te mittlerwei­le beeindruck­t. „Tore zu schießen ist für dich wie für mich Kaffeetrin­ken“, schrieb sie ihm ebenfalls auf Instagram. Tatsächlic­h scheinen Tore bei Kalajdzic längst an der Tagesordnu­ng zu sein. Zwölf Treffer stehen nach 23 Einsätzen auf seinem Konto, eine außergewöh­nliche Quote für einen Bundesliga-Debütanten. Er hat nun in sechs aufeinande­rfolgenden Spielen getroffen.

Wenn Kalajdzic so weitermach­t, dürften sich zeitnah die ersten Interessen­ten melden. Um dem durch die Corona-Krise finanziell angeschlag­enen VfB zu helfen, „würde ein Transferüb­erschuss in der aktuellen Zeit natürlich schon“Sinn ergeben, hatte Sportdirek­tor Sven Mislintat zuletzt gesagt. Kalajdzic zählt nicht erst seit seinem Tor in Frankfurt

zu den Kandidaten, mit denen die Schwaben viel Geld machen könnten. Der Österreich­er stehe im Fokus, gab Mislintat zu. Bislang gab es aber noch keine „konkrete Anfrage“für ihn.

Was sich allerdings bald ändern könnte. Denn Kalajdzic bringt Fähigkeite­n mit, die kaum ein Stürmer auf diesem Niveau mit dieser Körpergröß­e mitbringt. Trotz seiner zwei Meter verfügt der gebürtige Wiener über eine außergewöh­nlich gute Technik. „Das kenne ich schon aus Österreich. Dort war es auch immer so, dass die Leute dachten: Der Typ ist so groß, der kann sicher nur köpfeln“, erzählte er mal in einem Interview mit der „Stuttgarte­r Zeitung“. „Ich bin nicht der klassische Riese, der vier Meter breit ist und sich vor lauter Kraft kaum bewegen kann. Sondern eher der Schlaks, der auch mit dem Ball umgehen kann.“Auch darum hat der VfB den Klassenerh­alt schon so gut wie sicher.

Bei der Eintracht hingegen ist die riesige Euphoriewe­lle, auf der Frankfurt elf Spiele ungeschlag­en geritten war, innerhalb von rund einer Woche gebrochen – nicht nur wegen der fünf liegen gelassenen Punkte gegen den VfB und Werder Bremen (1:2), sondern vor allem aufgrund der Ankündigun­g von Sportvorst­and Fredi Bobic, den Club im Sommer verlassen zu wollen. Die Mannschaft wollte von einer Unruhe nach der Partie aber demonstrat­iv nichts wissen. „Eintracht Frankfurt ist zehn Spiele vor dem Ende auf Platz vier. Ey, das ist doch geil“, sagte Verteidige­r Martin Hinteregge­r, der seinem österrechi­schem Landsmann Kalaidjic in coolen Sprüchen in nichts nachsteht.

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FOTO: JAN HUEBNER/IMAGO IMAGES War der drin? Sasa Kalajdzic (links) blickt nach seinem Treffer zum 1:0 überrascht drein.

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