Eine tickende Zeitbombe
Zum Leitartikel „Kein Zurück zum Atomstrom“(11.3.):
Zumindest der Atomausstieg wird für mich als eine positive Erinnerung an die Amtszeit der Bundeskanzlerin zurückbleiben, obwohl ich denke, dass ihre finale Entscheidung weniger rational begründet war als opportunistisch. Aber, sei’s drum. Diese Technologie scheint mir nach wie vor unbeherrschbar und das Thema Atommüll ist ebenfalls eine tickende Zeitbombe – die, zugegebenermaßen, wahrscheinlich erst lange nach unserer Zeit „explodieren“könnte. Was aber nun nach zehn Jahren Atomausstieg als fader Beigeschmack zurückbleibt, sind zwei Gedanken: 1. Nach so vielen Jahren ist es Deutschland nicht gelungen, Europa zu einer gemeinsamen
Haltung zum Thema Atomenergie zu bewegen. Einfach fatal, trotz deutscher „Scheckbuch-Diplomatie“, trotz deutscher EU-Ratspräsidentschaft – und und und.
2. Aus dem Grunde beschleicht mich immer mehr die Sorge, was ist, wenn Europa (und die Welt) uns in Sachen Klimapolitik nicht folgt? Was ist, wenn wir durch die Zerstörung unserer Wettbewerbsfähigkeit unseren stärksten Trumpf in Sachen europäische Beeinflussung, nämlich unsere wirtschaftliche Stärke, verlieren? Viele offene Fragen und Befürchtungen, denn Europa folgt bisher dem deutschen Weg weder in Sachen Atomausstieg noch in Sachen Flüchtlingsaufnahme noch in Sachen Geldpolitik ... Wird uns Europa dann bei der Klimarettung folgen? Bisher scheinen viele Länder Europas uns zwar diesbezüglich zuzustimmen – aber „Die Worte hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“.
Dr. Werner Graf, Bad Waldsee