Wegen Landtagswahl: Getestet und für fit befunden
Um nach langer Zeit wieder zusammenarbeiten zu können, lässt sich Tuttlinger Redaktion beim DRK überprüfen
TUTTLINGEN - „Damit sind Sie für Sonntag sicher!“Der Satz von Dirk Schad macht zuversichtlich, den nächsten Arbeitstag unbeschadet zu überstehen. Über eine Landtagswahl aktuell zu berichten, stellt für eine Redaktion ohnehin eine besondere Herausforderung dar. Die CoronaPandemie erschwert die Situation zusätzlich und macht die notwendige Zusammenarbeit vieler Menschen auf engem Raum an diesem Abend schon zu einem Wagnis. Die Gränzbote-Redaktion hat sich abgesichert und testen lassen.
Von einem normalen Redaktionsalltag kann seit Ausbruch des Coronavirus nicht mehr die Rede sein. Von zwölf Redakteuren ist meist nur einer in der Redaktion. Die anderen Kollegen sind über den gesamten Landkreis verstreut und arbeiten in ihren eigenen vier Wänden. Die Folge der konsequenten Trennung: Bisher hat die Tuttlinger Redaktion die Pandemie unbeschadet überstanden.
Eine aktuelle Berichterstattung über die Landtagswahl wäre so aber undenkbar. Die eigentliche Arbeit beginnt erst nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr. Innerhalb von nicht einmal fünf Stunden müssen noch sechs Seiten mit Texten, Bildern, Grafiken gefüllt werden. Jeder längere zeitliche Verzug kann die Produktion gefährden. Umso wichtiger ist es, gut zusammenzuarbeiten. Etwas, das mit Telefon und VideoKonferenztools unter Zeitdruck kaum möglich ist. Als einziger Ausweg bleibt die Überprüfung. Eine Infektion mit dem Coronavirus muss ausgeschlossen sein.
Es ist Samstag, gegen 12.30 Uhr. Vor der Rettungsleitstelle des Deutschen Roten Kreuzes in Tuttlingen werden die Parkplätze knapp. In den sechs Fahrzeugen sitzt jeweils ein
Mitarbeiter der Schwäbischen Zeitung. Nach und nach dürfen sie ihr Auto neben einer Holzhütte abstellen. Dann geht es schnell. Die Personalien werden aufgenommen und Dirk Schad, Kreisbereitschaftsleiter des DRK, erscheint an der Fahrertür. Den Kopf leicht geneigt, führt er das Teststäbchen routiniert in die Nase. „Das war mein erster CoronaSchnelltest. Es fühlt sich an, als ob jemand die Innenseite des Kopfes kratzen würde - ziemlich unangenehm. “, sagt Volontärin Katharina Höcker. Nach 15 Minuten steht fest: Das Ergebnis ist negativ. Eine Infektion mit Sars-Cov-2 konnte nicht nachgewiesen werden.
Aber warum hat Schad das Teststäbchen nur in die Nase eingeführt. Üblich sind doch sonst Abstriche in Nase und Rachen. „Durch die Nase kommen wir mit dem Test so tief rein, bis zum Zungenbein. Das ist eine Stelle im Rachen, an die keine
Speisen gelangen. Deshalb muss beim Testen nichts weiteres beachtet werden“, erklärt Schad. Durch den Abstrich mit negativem Resultat stelle man wenigstens 48 Stunden kein Risiko für andere dar.
Die Erleichterung nach dem Test ist jedenfalls groß. Ein Gefühl, das Schad aus den vielen Begegnungen mit Bürgern kennt. Allerdings unabhängig vom Ergebnis. „Jeder ist froh, dass er einen Test machen konnte. Das macht man ja auch nicht aus Jux und Dollerei“, sagt er. Und selbst diejenigen, die positiv getestet sind, wären froh über die Gewissheit. „Klar, die Personen sind dann erst einmal geschockt. Aber sie sind danach auch verständnisvoll, dass sie in Quarantäne müssen. Ich habe noch niemand erlebt, der sich über das Ergebnis aufgeregt hat und sich nicht dran halten wollte“, berichtet Schad. Alle positiven Ergebnisse muss das DRK an das Gesundheitsamt des Landkreises
Tuttlingen weitergeben.
In einer Woche wurden im Testzentrum beim Tuwass 276 Bürger auf das Coronavirus getestet. Das berichtet die Stadt Tuttlingen in einer Pressemitteilung. Dabei gab es auch elf positive Tests bei den getesteten Personen. Das Ergebnis muss noch einmal durch einen PCR-Test auf die Korrektheit überprüft werden (s. Seite 15). Die Bürokratie für das Testen der Bürger würde sich insgesamt in Grenzen halten. „Eine bis eineinhalb Stunden pro Testtag“, schätzt der DRK-Mitarbeiter.
Das Testangebot am Tuwass, das das DRK für die Stadt Tuttlingen bereit hält, wird auch immer besser angenommen. „Es lief schleppend an“, sagt Schad. Nach 50 Personen am Dienstag kamen Donnerstag und Samstag jeweils rund 120 Menschen. „Wir haben aber noch Kapazitäten“, erklärt er. Ein Wert nah an den 200 sei pro Schicht realistisch. „Wir könnten in Absprache mit der Stadt Tuttlingen aber auch mehr Tage anbieten oder die Zeiten am Wochenende verlängern.“
Der Nutzen des Testens liegt für Schad auf der Hand. Alle mit einem negativen Testergebnis könnten beispielsweise wieder Verwandte besuchen. „Und jeder positive Fall, den wir herausfinden, ist gut für die Allgemeinheit. Die meisten Personen kommen ohne Symptome zu uns, können aber schon ansteckend sein.“Bereits 48 Stunden nach der Infektion sei die Viruslast so hoch, dass sie nachweisbar ist, auch wenn Symptome erst nach fünf Tagen auftreten.
Tuttlinger Redakteure haben sich am Mittwoch noch einmal testen lassen. Als Absicherung, dass sich am Sonntag niemand angesteckt hat und das Coronavirus nicht weiter verbreitet wird. Die gute Nachricht: alle Tests waren negativ.