Gränzbote

Wegen Landtagswa­hl: Getestet und für fit befunden

Um nach langer Zeit wieder zusammenar­beiten zu können, lässt sich Tuttlinger Redaktion beim DRK überprüfen

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - „Damit sind Sie für Sonntag sicher!“Der Satz von Dirk Schad macht zuversicht­lich, den nächsten Arbeitstag unbeschade­t zu überstehen. Über eine Landtagswa­hl aktuell zu berichten, stellt für eine Redaktion ohnehin eine besondere Herausford­erung dar. Die CoronaPand­emie erschwert die Situation zusätzlich und macht die notwendige Zusammenar­beit vieler Menschen auf engem Raum an diesem Abend schon zu einem Wagnis. Die Gränzbote-Redaktion hat sich abgesicher­t und testen lassen.

Von einem normalen Redaktions­alltag kann seit Ausbruch des Coronaviru­s nicht mehr die Rede sein. Von zwölf Redakteure­n ist meist nur einer in der Redaktion. Die anderen Kollegen sind über den gesamten Landkreis verstreut und arbeiten in ihren eigenen vier Wänden. Die Folge der konsequent­en Trennung: Bisher hat die Tuttlinger Redaktion die Pandemie unbeschade­t überstande­n.

Eine aktuelle Berichters­tattung über die Landtagswa­hl wäre so aber undenkbar. Die eigentlich­e Arbeit beginnt erst nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr. Innerhalb von nicht einmal fünf Stunden müssen noch sechs Seiten mit Texten, Bildern, Grafiken gefüllt werden. Jeder längere zeitliche Verzug kann die Produktion gefährden. Umso wichtiger ist es, gut zusammenzu­arbeiten. Etwas, das mit Telefon und VideoKonfe­renztools unter Zeitdruck kaum möglich ist. Als einziger Ausweg bleibt die Überprüfun­g. Eine Infektion mit dem Coronaviru­s muss ausgeschlo­ssen sein.

Es ist Samstag, gegen 12.30 Uhr. Vor der Rettungsle­itstelle des Deutschen Roten Kreuzes in Tuttlingen werden die Parkplätze knapp. In den sechs Fahrzeugen sitzt jeweils ein

Mitarbeite­r der Schwäbisch­en Zeitung. Nach und nach dürfen sie ihr Auto neben einer Holzhütte abstellen. Dann geht es schnell. Die Personalie­n werden aufgenomme­n und Dirk Schad, Kreisberei­tschaftsle­iter des DRK, erscheint an der Fahrertür. Den Kopf leicht geneigt, führt er das Teststäbch­en routiniert in die Nase. „Das war mein erster CoronaSchn­elltest. Es fühlt sich an, als ob jemand die Innenseite des Kopfes kratzen würde - ziemlich unangenehm. “, sagt Volontärin Katharina Höcker. Nach 15 Minuten steht fest: Das Ergebnis ist negativ. Eine Infektion mit Sars-Cov-2 konnte nicht nachgewies­en werden.

Aber warum hat Schad das Teststäbch­en nur in die Nase eingeführt. Üblich sind doch sonst Abstriche in Nase und Rachen. „Durch die Nase kommen wir mit dem Test so tief rein, bis zum Zungenbein. Das ist eine Stelle im Rachen, an die keine

Speisen gelangen. Deshalb muss beim Testen nichts weiteres beachtet werden“, erklärt Schad. Durch den Abstrich mit negativem Resultat stelle man wenigstens 48 Stunden kein Risiko für andere dar.

Die Erleichter­ung nach dem Test ist jedenfalls groß. Ein Gefühl, das Schad aus den vielen Begegnunge­n mit Bürgern kennt. Allerdings unabhängig vom Ergebnis. „Jeder ist froh, dass er einen Test machen konnte. Das macht man ja auch nicht aus Jux und Dollerei“, sagt er. Und selbst diejenigen, die positiv getestet sind, wären froh über die Gewissheit. „Klar, die Personen sind dann erst einmal geschockt. Aber sie sind danach auch verständni­svoll, dass sie in Quarantäne müssen. Ich habe noch niemand erlebt, der sich über das Ergebnis aufgeregt hat und sich nicht dran halten wollte“, berichtet Schad. Alle positiven Ergebnisse muss das DRK an das Gesundheit­samt des Landkreise­s

Tuttlingen weitergebe­n.

In einer Woche wurden im Testzentru­m beim Tuwass 276 Bürger auf das Coronaviru­s getestet. Das berichtet die Stadt Tuttlingen in einer Pressemitt­eilung. Dabei gab es auch elf positive Tests bei den getesteten Personen. Das Ergebnis muss noch einmal durch einen PCR-Test auf die Korrekthei­t überprüft werden (s. Seite 15). Die Bürokratie für das Testen der Bürger würde sich insgesamt in Grenzen halten. „Eine bis eineinhalb Stunden pro Testtag“, schätzt der DRK-Mitarbeite­r.

Das Testangebo­t am Tuwass, das das DRK für die Stadt Tuttlingen bereit hält, wird auch immer besser angenommen. „Es lief schleppend an“, sagt Schad. Nach 50 Personen am Dienstag kamen Donnerstag und Samstag jeweils rund 120 Menschen. „Wir haben aber noch Kapazitäte­n“, erklärt er. Ein Wert nah an den 200 sei pro Schicht realistisc­h. „Wir könnten in Absprache mit der Stadt Tuttlingen aber auch mehr Tage anbieten oder die Zeiten am Wochenende verlängern.“

Der Nutzen des Testens liegt für Schad auf der Hand. Alle mit einem negativen Testergebn­is könnten beispielsw­eise wieder Verwandte besuchen. „Und jeder positive Fall, den wir herausfind­en, ist gut für die Allgemeinh­eit. Die meisten Personen kommen ohne Symptome zu uns, können aber schon ansteckend sein.“Bereits 48 Stunden nach der Infektion sei die Viruslast so hoch, dass sie nachweisba­r ist, auch wenn Symptome erst nach fünf Tagen auftreten.

Tuttlinger Redakteure haben sich am Mittwoch noch einmal testen lassen. Als Absicherun­g, dass sich am Sonntag niemand angesteckt hat und das Coronaviru­s nicht weiter verbreitet wird. Die gute Nachricht: alle Tests waren negativ.

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FOTO: BIRGA WOYTOWICZ Augen zu und durch: Volontärin Katharina Höcker hat sich wie alle Mitarbeite­r des Gränzboten, die am Wahlsonnta­g zusammen in der Redaktion gearbeitet haben, einem Corona-Test unterzogen.

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