Die Seltenbachdole bekommt mehr Platz
Ein Tuttlinger Bach verläuft im Untergrund – Sanierung zusammen mit der Baumaßnahme am Drei-Kronen-Hof
TUTTLINGEN - Seltenbach? Für viele ist das heute nur noch ein Straßenname. Ältere Tuttlinger erinnern sich dagegen noch gut an den offenen Wasserlauf, der meist trocken und daher „selten Bach“war. In den 1960er-Jahren wurde der unscheinbare Wasserlauf verdolt, der Bach wurde komplett unter die Erde verlegt. Nun plant der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Tuttlingen die Verlegung und Sanierung eines Abschnitts der Dole, der im Bereich des Drei-Kronen-Hofs verläuft.
Dort startet demnächst ein großes Neubauprojekt, samt Umgestaltung des Verkehrsraums. Diesen Umstand nutzt die Stadtentwässerung für die altersbedingte Erneuerung der Seltenbachdole in der Unteren Hauptstraße. Sie kann in der sogenannten „offenen Bauweise“mitsamt der Tiefbauarbeiten erfolgen. Derzeit laufen die Planungsverfahren dafür.
Die Bauzeit für die Kanalerneuerung – ohne Straßenbaumaßnahmen – beträgt ungefähr fünf Monate. Die geplanten Kosten in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro trägt der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Tuttlingen, so Stadtsprecher Arno Specht.
Die Seltenbachdole wird hauptsächlich als Mischwasserkanal genutzt: Regen- und Abwasser werden zusammen abgeführt. Der Abschnitt, der erneuert werden muss, umfasst rund 170 Meter. Das neue Kanalrohr hat im Querschnitt eine Breite von 2,5 Metern und eine Höhe von 1,7 Metern und wird in ungefähr fünf Metern Tiefe eingebaut. Bei geringen Wassermengen, zum Beispiel im Sommer, können sich dort Schlamm und andere Feststoffe ablagern. Daher wird der Kanal mit einer Trockenwettergerinne ausgestattet, die einen Durchmesser von circa 60 Zentimeter hat. Durch die Verengung erhöht sich die Fließgeschwindigkeit, dadurch hofft die Stadtentwässerung darauf, dass sich die Ablagerungen künftig vermindern.
Der Seltenbach fließt aus Richtung Emmingen-Liptingen entlang der Bundesstraße B 14 ins Stadtgebiet und wird mit Rohren unterirdisch durch die Stadt geführt. Damit ist er der dritte Fluss – neben Donau und Elta – der durch Tuttlingen verläuft. Auch der Seltenbach, das schwache Rinnsal, kann bei starken Regenfällen gefährlich werden (siehe Kasten.)
Ursprünglich wäre die Sanierung der Dole im kommenden Jahr auf der Agenda gestanden. Specht: „Da wir das Ganze aber als gemeinsames Projekt zur Stadtenwicklung von Stadt, Eigenbetrieb Stadtentwässerung und der Wohnbau sehen, ist es wichtig, die Bauzeiten sauber aufeinander abzustimmen.“Es ergebe keinen Sinn, die Dole isoliert zu erneuern und etwas später an der selben Stelle wieder zu bauen. An der zeitlichen Abstimmung sind alle Beteiligten dran. Wahrscheinlich werde sich der Baubeginn der Dole etwas verschieben. Unterm Strich werden beide Baumaßnahmen zusammen dann aber mit insgesamt weniger Zeitaufwand erledigt werden können.