Trotz Corona ein musikalisches Jahr
Harry Zepf aus Rietheim-Weilheim musiziert virtuell mit Fans der Band „Air Supply“auf der ganzen Welt
RIETHEIM-WEILHEIM - Musik verbindet. Bekanntermaßen auch über Landesgrenzen und Sprachbarrieren hinweg. Diese Erfahrung hat auch Harry Zepf aus Rietheim-Weilheim gemacht. Gemeinsam mit Musikern aus aller Welt covert er die Songs der Band „Air Supply“. Was jeder einzelne ganz corona-konform in den eigenen vier Wänden produziert, setzt Zepf am Ende zu einem gemeinsamen Video zusammen.
Mittlerweile ist bereits das dritte kleine Projekt abgeschlossen. Für den Song „Making love out of nothing at all“hat Harry Zepf Videoaufnahmen von insgesamt zehn Musikern zusammengeschnitten. Sie kommen aus Brasilien, den USA, den Philippinen und aus Deutschland. Und sie haben eines gemeinsam: Sie alle sind Fans der Gruppe „Air Supply“. Neben dem Gesang und den Instrumentalaufnahmen der Fans durfte Zepf für dieses Video auch Aufnahmen des ehemaligen „Air Supply“-Keyboarders Guy Allison verwenden.
Dass die Zusammenarbeit einmal so weit gehen würde, das hätte Harry Zepf noch vor wenigen Monaten nicht erwartet. Denn angefangen hatte alles in ganz kleiner Runde, als der Brasilianer Josiel Fleury über eine Facebook-Fangruppe mit ihm in Kontakt trat und anfragte, gemeinsam virtuell Musik zu machen. „Ich konnte mir das erst nicht so richtig vorstellen. Aber dann habe ich geantwortet: Warum nicht, aber wie soll das funktionieren?“, erinnert sich Zepf. Fleury habe daraufhin gemeint, sie sollten die Lieder einfach nach dem gleichen Playback einspielen und sie sich gegenseitig schicken.
Also nahm Zepf ein Video des Brasilianers als Grundlage, versuchte möglichst gleich Gitarre zu spielen und zu singen, bis schließlich der mehrstimmige Teil des Liedes einsetzt. So entstand das erste Video, in dem Zepf und Fleury das Lied „I know you better than you think“interpretieren. „Als ich ihm das fertige
Video schickte, war Josiel ganz gerührt“, erzählt Zepf. Und schon bald darauf entstand die Idee, gemeinsam mit weiteren Fans Musik zu machen.
Für Zepf, der die Videos zu Hause an seinem PC zusammenschneidet, ist das eine Herausforderung. „Der eine singt über ein Mikrofon, der andere direkt über das Handy, der dritte über ein Headset. Deshalb ist die Qualität total unterschiedlich“, erklärt er. Am Ende soll aber trotzdem ein stimmiges Video herauskommen. „Das ist dann schon eine Herausforderung, das zusammenzubringen“, sagt Zepf. An dem jüngsten Video, an dem zehn verschiedene Musiker beteiligt waren, habe Zepf schätzungsweise 30 bis 40 Stunden gefeilt. Und er ist sich sicher, dass es nicht bei den bisherigen drei Videos bleiben wird: „Die Jungs wollen immer mehr machen.“
Für Zepf selbst sind die Videoprojekte auch eine willkommene Ablenkung vom Corona-Alltag. Der 60Jährige sieht die Musik in erster Linie als Hobby. „Es ist nicht mein Ziel, entdeckt zu werden. Ich möchte einfach nur Spaß haben“, sagt Zepf. Seit vielen Jahren spielt er in der regionalen Coverband „White Eagle“. „Früher hatten wir bis zu 30 Auftritte im Jahr. Das haben wir dann altershalber heruntergeschraubt auf vielleicht zehn oder zwölf“, berichtet er. Hinzu kämen einige weitere Auftritte, bei denen Zepf alleine mit der Akustikgitarre auf der Bühne steht. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie fallen die Konzerte aber aus.
Vorübergehend sei das für Zepf auch nicht schlimm gewesen. „Ich habe nicht weniger Musik gemacht. Wenn ich zu Hause war, habe ich viele Lieder aufgenommen“, sagt er. Ein Hobby, dem er schon seit einigen Jahren nachgeht. Mittlerweile hat er rund 130 Videos auf seinem YoutubeKanal veröffentlicht – mal ganz einfache, bei denen Zepf Gitarre spielt und mal etwas aufwändigere, in denen er viele verschiedene Einstellungen verwendet. „Das kommt dann immer auf das Lied oder die Idee an. Auf jeden Fall ist immer alles selbstgemacht.“
Das virtuelle Musikprojekt wäre ohne die Corona-Pandemie wohl nicht zustande gekommen. Dennoch hofft er darauf, auch wieder einmal auf einer Bühne stehen zu können: „Wenn die Auftritte nie wieder kommen würden, würde es mir schon fehlen.“