Stadt will „digitalen Dornröschenschlaf“beenden
Laura Fehrenbach stellt dem Gemeinderat vor, welche Projekte und Maßnahmen Trossingen voranbringen sollen
TROSSINGEN - Die Stadt Trossingen treibt die Digitalisierung voran. Digitalisierungsbeauftragte Laura Fehrenbach hat dem Gemeinderat am Montagabend erste Ergebnisse und Ziele ihrer Arbeit vorgestellt und stieß damit auf breite Zustimmung. „Es ist Zeit, den digitalen Dornröschenschlaf zu beenden - innerhalb der Verwaltung und im öffentlichen Auftritt“, meinte etwa Hilmar Fleischer (FDP).
„Tro direkt“heißt das Konzept, unter dem Fehrenbach die verschiedenen Projekte und Maßnahmen für die Digitalisierung gebündelt hat. Zugute kommen diese sowohl den städtischen Mitarbeitern als auch den Bürgern, die dann künftig nicht mehr wegen jedem Anliegen persönlich aufs Rathaus kommen müssen. „Die Pandemie hat gezeigt, dass wir in Deutschland weit hinterherhinken“, sagte Jürgen Vosseler (CDU). Es sei sinnvoll, jetzt ins Projekt Digitalisierung einzusteigen. OGL-Fraktionsvorsitzende Susanne Reinhardt-Klotz nannte das Vorhaben „überfällig“.
In den kommenden Monaten soll eine Digitalisierungsstrategie entwickelt werden. Dazu zählen OnlineDienstleistungen, Online-Bezahlmöglichkeiten, die flächendeckende
Einführung eines Dokumentenmanagementssystems sowie die Einführung eines Informationssystems für den Gemeinderat. Letzteres ermöglicht den Trossingern, Vorlagen, Sitzungsberichte und Infos aus dem Gemeinderat
abzurufen - „zur Sicherstellung der Transparenz von Beschlüssen und Beratungen“. Das Angebot ist auch eine Antwort auf die Forderung nach mehr Transparenz in der Kommunalpolitik, die besonders die BI Schura nach Bekanntwerden des geplanten Amazon-Verteilzentrums geäußert hatte.
Zusätzlich soll eine Stadt-App für die Trossinger entwickelt werden, die langfristig das Mitteilungsblatt ersetzen soll, sowie im ganzen Stadtgebiet öffentliches WLAN bereitstehen. Dafür steht noch die EU-Förderung aus dem vergangenen Jahr zur Verfügung. Thomas Springer (FDP) schlug vor, dass Fehrenbach sich wegen des Wlan-Ausbaus mit der Freifunkinitiative des Landeskreises in Verbindung setzen solle.
Mehr Digitalisierung bedeutet auch, dass die Stadt nun in den Soziale Medien vertreten ist, namentlich auf den Plattformen Facebook (bisher 560 Abonennten) und Instagram (rund 70 Abonennten). Wie wichtig diese Medien geworden sind, machte Bürgermeisterin Susanne Irion deutlich: „1100 Leute haben unser städtisches Mitteilungsblatt abonniert“, sagte sie. „Via Facebook haben wir innerhalb weniger Tage nun schon die Hälfte dieser Zahl erreicht.“Simon Mayer (Sozialdemokratische Generation Trossingen) hoffte, dass auf diese Weise auch gegen falsche Nachrichten in den Sozialen Medien vorgegangen werden kann. „Die Infos können jetzt direkt von der Stadt kommen“, freute er sich.
Bei der Digitalisierung möchte Laura Fehrenbach auch Ideen der Bürger sammeln und mittels eines Online-Fragebogens klären, wo und in welcher Form in der Bürgerschaft Bedarf an den verschiedenen Projekten besteht. Im Fragebogen können die Trossinger beispielsweise ankreuzen, an welchen Stellen sie sich öffentliches WLAN wünschen oderin welchen Sprachen die Stadt-App und Online-Terminvereinbarung bereitgestellt werden sollen.
Eine kleine Diskussion löste Jürgen Vosseler mit der Forderung aus, den digitalen Service der Stadt nicht mehrsprachig, sondern neben Deutsch nur auf Englisch anzubieten. „Unsere Amtssprache ist Deutsch“, betonte Vosseler. „Die Leute sollen Deutsch lernen. Wir sollten keinen Turmbau zu Babel betreiben.“Entschieden dagegen sprachen sich Dieter Görlich (Sozialdemokratische Generation Trossingen) und Gerhard Brummer (OGL) aus. „Mehrsprachigkeit gehört zu moderner Digitalisierung dazu“, betonte Brummer. Nicht umsonst habe die Stadt ja auch eine Rumänische Beratungsstelle. Die Bürgermeisterin schlug vor, zunächst die Ergebnisse des Fragebogens und den Bedarf an Mehrsprachigkeit abzuwarten.