Ein Storch ist Aldingen untreu geworden
In beiden Nestern sind wieder Störche - Ein Männchen sucht neue Gefilde
ALDINGEN - In Aldingen sind die Störche zurück. Ein Paar hat es sich wieder auf dem Mast nahe der Uhlandstraße gemütlich gemacht. „Das sind die gleichen wie letztes Jahr“, berichtet Manfred Bartler.
Der Storchenbeauftragte für den Schwarzwald-Baar-Kreis sowie Teile der Kreise Rottweil und Tuttlingen hat mit einem Spektiv die Runde gemacht und die Ringe der Störche abgelesen. Das Beobachtungsfernrohr könne 75fach vergrößern. Aber ist der Lichteinfall schlecht, hilft auch die Vergrößerung nichts und so weiß Bartler zwar, dass auch auf dem Kirchturm in Aldingen wieder ein Storch nistet, aber ob es sich um einen der beiden aus dem vergangenen Jahr handelt, könne er nicht mit Sicherheit sagen.
Er vermutet allerdings, dass es die „Dame“vom letzten Jahr ist. Ganz sicher ist er, was das Männchen betrifft, das 2020 oben auf dem Kirchturm war. Das hat sich inzwischen einen neuen Ort gesucht und Rottweil gewählt was ungewöhnlich ist. „Man sagt, ein Männchen sei dem Nest aber nicht den Frauen treu“, sagt Bartler. Der ehemalige Aldinger Kirchturmstorch scheint es mit dieser Weisheit nicht so genau zu nehmen.
Das gegenwärtige Wetter sollte die erwachsenen Störche nicht stören. Bis Minus 20 Grad könnten die Tiere aushalten, erklärt Bartler. „Und wenn sie mal eine Woche keine Nahrung finden, ist das auch kein Problem.“Das Pärchen, das wieder auf den Mast gezogen ist, hatte 2020 Junge, die bleiben jedoch in der Regel ein bis zwei Jahre im Süden bevor sie wieder an ihren Geburtsort zurückkehren. Mit neuen Jungtieren sei ab Mitte April zu rechnen, so der Storchenbeauftragte.
Seit er vor vier Jahren das Gebiet übernommen hat, sei die Anzahl der Horste gestiegen: von 37 auf 54. Auch die Zahl des Nachwuches ist gewachsen. 2019 zählte Bartler 85 überlebende Jungtiere, 2020 waren es 92. Dass die Storchenpopulation steigt bestätigt auch der Nabu Baden-Württemberg. Grund dafür könnte laut Nabu und der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) sein, dass die Störche den Winter inzwischen in Spanien oder Portugal verbringen. Dort ernähren sie sich häufg von Abfall, den sie auf Müllkippen finden. Der Zugang zur Nahrung ist also einfacher, der Reiseweg kürzer und weniger gefährlich.
Manfred Bartler betont, er könne nur vermuten, weshalb die Population zunimmt. Möglicherweise liege es auch daran, dass die Störche hier in der Region leichter an Nahrung kommen. Viele Wiesen würden für Silofutter inzwischen vier bis fünfmal im Jahr gemäht. Im kurzen Gras seien Mäuse, Frösche und Blindschleichen für den Storch leichte Beute. Claudia Wild, Pressesprecherin vom Nabu BadenWürttemberg, gibt zu bedenken, dass die abgemähten Wiesen den Störchen nicht zwangsläufig helfen. „Weil dadurch ja auch die Insekten verschwinden“, von denen sich die Störche ebenfalls ernährten. Deshalb sei es hilfreich, nicht die ganze Wiese abzumähen, sondern Teile stehen zu lassen. Laut Landesanstalt für Umwelt fühlen sich Störche in Gegenden mit vielen Feuchtgebieten und extensiv genutzten Grünflächen am wohlsten.
Bei den Spaichinger Störchen weiß Manfred Bartler noch nicht, ob alle vier die gleichen wie im vergangenen Jahr sind. Sicher ist er sich nur bei der Storchendame im Nest am Rathaus.