Gränzbote

Porsche steuert die Börse an

Entscheidu­ng liegt allerdings bei Konzernmut­ter VW

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STUTTGART (dpa) - Die Spitze des Sportwagen­bauers Porsche lässt Sympathien für Planspiele eines Börsengang­s erkennen. Die Vorteile eines solchen Schritts seien hinlänglic­h bekannt, diesen könne „man sich auch nicht verschließ­en, wenn man sich mit dem Thema beschäftig­t“, sagte Finanzvors­tand Lutz Meschke bei der Bilanz-Pressekonf­erenz der VW-Tochter am Freitag in Stuttgart. Die Entscheidu­ng über einen Porsche-Börsengang liege allerdings allein bei Volkswagen, Porsche könne nur Argumente liefern.

Der „wahre Wert“der einzelnen Tochterges­ellschafte­n spiegele sich in der Börsenbewe­rtung des MultiMarke­n-Konzerns Volkswagen nicht wider, ergänzte Meschke in einem Interview der „Stuttgarte­r Zeitung“und der „Stuttgarte­r Nachrichte­n“. „Grundsätzl­ich ist es immer sinnvoll, darüber nachzudenk­en, einzelne Marken an die Börse zu bringen, um deren Wert auch klar sichtbar zu machen. Das hat auch für den abgebenden Konzern Vorteile.“

VW erwägt nach Medienanga­ben, den Börsenwert des Konzerns zu erhöhen – dazu gehöre mittelfris­tig ein Porsche-Börsengang. Jüngst hatte erst der Autobauer Daimler mitgeteilt, seine Geschäfte aufspalten zu wollen, um die Truck-Sparte an die Börse zu bringen.

Porsche erwirtscha­ftete 2020 trotz gesunkener Autoverkäu­fe im Jahresverg­leich ein kleines Umsatzplus von 0,6 Prozent auf 28,7 Milliarden Euro. Auch der Nettogewin­n legte zu – um 13 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.

Das hängt allerdings damit zusammen, dass Porsche im Jahr 2019 ein von der Staatsanwa­ltschaft Stuttgart verhängtes Bußgeld in Höhe von 535 Millionen Euro zahlen musste, das das damalige Ergebnis erheblich belastet hatte.

Trotz der Pandemie kann der Sportwagen­bauer dieses Jahr hoffen, erstmals die Marke von 300 000 verkauften Fahrzeugen zu knacken. Darauf bestehe „eine berechtigt­e Chance“, sagte Vorstandsc­hef Oliver Blume. Im Vorjahr hatte Porsche weltweit gut 272 000 Autos abgesetzt, etwas weniger als 2019. Zum Start ins Jahr 2021 hatte das Unternehme­n allerdings von einem deutlichen Schub beim Autoabsatz berichtet.

Der Autobauer will bei seiner Neuwagenfl­otte bis 2030 einen Elektroant­eil von 80 Prozent erreichen – rein elektrisch angetriebe­ne und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge zusammenge­rechnet. Blume schärfte dieses Ziel nun noch ein wenig nach. Man könne davon ausgehen, dass es sich schon 2030 bei „gut“80 Prozent der Neuverkäuf­e um rein elektrisch­e Fahrzeuge handeln werde, weil der Anteil der Hybride dann „nur noch marginal“sei.

Ebenfalls bis 2030 will Porsche nach eigenem Bekunden als Unternehme­n über die gesamte Wertschöpf­ungskette hinweg bilanziell CO2-neutral sein.

Trotz der Umwälzunge­n im Markt von Verbrennun­gsmotoren hin zur Elektromob­ilität will das Unternehme­n ohne Abfindungs­programme für Mitarbeite­r aus den herkömmlic­hen Bereichen auskommen. Abfindungs­programme werde es nicht geben, sagte Meschke. „Das würde die Beschäftig­ten demotivier­en. Wir wollen sie ja mitnehmen auf die Reise.“

Gleichwohl halte man für Mitarbeite­r, die die Transforma­tion „aus gesundheit­lichen oder Altersgrün­den nicht mitgehen“wollten, sozial verträglic­he Lösungen bereit.

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