„Nicht der Untergang“: Vereine trotz schwieriger Situation zuversichtlich
In Spaichingen, Tuttlingen und Fridingen gehen die Mitgliederzahlen zurück – Großveranstaltungen fallen wohl komplett aus
TUTTLINGEN - Die Freudensprünge waren nur von kurzer Dauer. Die niedrigeren Inzidenz-Werte der vergangenen Wochen hatten wieder mehr Sport im Verein – vor allem für Kinder – erlaubt. Damit ist nach dem Ansteigen der Infektionszahlen zunächst wieder Schluss. Wir haben uns bei Vereinen umgehört, wie sie die lange Zeit seit Anfang Oktober letzten Jahres überstanden haben und wie es bei ihnen weitergeht?
SV Spaichingen
Insgesamt, sagt SVS-Vorsitzender Tobias Schumacher, habe sein Verein die Zeit des eingeschränkten Sportbetriebs bisher gut überstanden. Neben den moderaten Mitgliedsbeiträgen könnte auch der aufrechterhaltene Kontakt zu den Mitgliedern dazu geführt haben, dass die Mitgliedszahl konstant bei 1100 blieb. So wurde eigens eine App eingerichtet, um die Mitglieder zu erreichen.
Vereinzelt habe es Austritte gegeben. Diese seien aber mit einem Wegzug zu begründen. „Es ist keiner zu mir gekommen und hat gesagt, wegen Corona trete ich jetzt aus dem Verein aus“, sagt Schumacher, der aber auch keine neuen Mitglieder begrüßen konnte. Finanzielle Probleme haben sich nicht ergeben. Man habe ja auch weniger Ausgaben gehabt. Einnahme-Ausfälle, etwa durch die Vermietung des Sportheims, seien durch die Coronahilfe ein wenig aufgefangen worden.
Schmerzhaft sei die Absage des Jugendfußballturniers gewesen. „Die Beträge fehlen“, sagt Schumacher – in einer fünfstelligen Größenordnung. Trotz der zwischenzeitlichen Lockerungen wird es auch in diesem Jahr wohl kein Turnier der
Jugendkicker geben. „Wir werden wahrscheinlich absagen“, meint der SVS-Chef. Die Vorlaufzeit von zwei, drei Monaten sei zu gering.
Außerdem orientiert sich der Verein an den Realitäten. „Beim Turnier sind 800 Kinder auf einem Sportplatz und in Zelten. Das ist aktuell nicht vertretbar. Außerdem hätten wir auf die Einladung wohl kaum Rücklauf der Vereine, die das Risiko jetzt nicht auf sich nehmen würden.“Für den SVS ist die „Saison gelaufen. Unser Fokus liegt auf dem Sommer.“
TG Tuttlingen
Gegenteilig ist die Situation bei der Tuttlinger Turngemeinde. Die TG will an der Austragung der größten Veranstaltung, Run&Fun am 12./13.
Juni, festhalten. „Ich bin noch zuversichtlich, dass die Veranstaltung möglich ist“, sagt TG-Chef Thomas Ulrich. Klarheit wird es wohl erst „nach Ostern“geben, wenn das Gesundheitsamt seine Einschätzung abgegeben hat. Notfalls soll der Laufwettbewerb ohne Zuschauer stattfinden können.
Schließlich würden die Leute wieder Sport machen wollen. Dafür seien sie dann auch bereit, Einschränkungen hinzunehmen, sagt Ulrich, der aber klarstellt: Das Durchziehen von Run&Fun werde nicht über das Knie gebrochen. „Die Gesundheit geht vor. Wir müssen den Weg sauber durchgehen, selbst wenn es weh tut.“Dies gilt auch für die Mitgliederentwicklung. Ein
Rückgang von acht Prozent zum Jahresende 2020 musste bilanziert werden. Man habe nicht übermäßig Austritte gehabt. Aber die natürliche Fluktuation durch Austritte sei eben nicht durch Eintritte aufgefangen worden. Die Tatsache, dass kaum Mitglieder neu hinzu gekommen wären, „halte ich für die kritische Situation“, sagt der TG-Chef.
Finanziell sei der Mitgliederschwund schmerzhaft. Allerdings hätten die Abteilungen auch weniger Kosten gehabt. „Das hält sich dann die Waage“, sagt Ulrich. Bedeutsamer sei für die Vereine die Frage, wie sie die Austritte für die Zukunft auffangen. Es werde Jahre dauern bis man wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht habe, prophezeit er. Dies betreffe vor allem auch das Ehrenamt. So müssten sich die Vereine überlegen, ob sie sich im operativen Geschäft nicht zusammenschließen.
Am Stellenwert der Vereine werde die Pandemie sicher nichts ändern, glaubt er. Sport werde immer stattfinden. Dafür müsse man sich aber auch mit seinem Angebot interessant machen. Die TG-Mitglieder hätten sich in der Zwischenzeit digital bewegt. „Das hat sicher seine Fans. Es gibt aber auch Leute, die das nicht wollen.“Diese müssten dann auch wieder im Freien Sport machen dürfen. Vielleicht schon bei Run& Fun im Juni.
TV Fridingen
Der Blick von Johann Schmidt, dem Vorsitzenden des TVF, geht in die Zukunft. Perspektivisch wolle man als Verein wachsen. Die derzeitige Lage sei auch für die Fridinger nicht schön, aber: „Uns geht es nicht so schlecht.“Zwar sei die Zahl der Mitglieder von 1100 auf gut 1000 gesunken. Das habe rein wirtschaftliche
Aspekte. „Kurzarbeit macht sich in vielen Familien bemerkbar.“Schmidt ist dennoch optimistisch, dass nach der Pandemie die vorherigen Mitglieder zurückkommen.
Den Kontakt habe man bisher über die Abteilungsleiter, per Email, Telefon oder Whatsapp gehalten. Der persönliche Kontakt fehle da aber schon. Deshalb plant der TVF, sobald es erlaubt ist, eine Fahrradgruppe ins Leben zu rufen. Ein-, zweimal in der Woche sollen sich Abteilungsleiter, Mitglieder, Eltern sowie am Vereinsleben Interessierte treffen können, um sich auf dem Fahrrad oder E-Bike austauschen zu können. „Wir sind froh, neue Gesichter dazu zu bekommen.“
Auch wenn Veranstaltungen wie die Handball Open oder das Stadtfest Fridingen in diesem Jahr wahrscheinlich nicht mehr stattfinden werden, sei jede helfende Hand perspektivisch wichtig. Gerade das Versammlungsverbot halte ab, das Vereinsleben wieder normal stattfinden zu lassen. Die Generalversammlung, an der auch wichtige Wahlen stattfinden müssten, wird wohl wieder verschoben. Nach der Absage im letzten Jahr wird es wohl auch im Mai nichts. „Wahrscheinlich verschieben wir es auf Oktober. Aber wir wissen nun auch nicht, wie die Lage mit Corona dann ist.“Ein wenig Hoffnung ruht noch auf der Nikolausfeier im Dezember, wenn die gut 300 Kinder aus den Sparten des Vereins mit Eltern und Großeltern zusammenkommen. „Da können wir den Zusammenhalt festigen.“
Generell sei er zuversichtlich für die Zukunft, sagt Schmidt. Die gegenwärtige Lage sei nicht der Untergang für Vereine. „Aber wir müssen schon etwas machen und das auch schnell.“