Gränzbote

Die Schöllack-Schwestern sind zurück

Nach „Ku’damm 56“und „Ku’damm 59“startet im ZDF die dritte Staffel der Serie

- Von Caroline Bock

BERLIN (dpa) - Weihnachte­n im Jahr 1962: Der Braten bei Familie Schöllack ist verbrannt, der Tannenbaum umgestürzt. Die Töchter und ihre Männer zieht es raus zur Currywurst­bude. Dann das Unglück: Mutter Caterina wird vom Bus angefahren. Nein, es ist nicht der Serientod von Claudia Michelsen. Mutter Schöllack überlebt, schwer verletzt. Tochter Helga (Maria Ehrich) übernimmt die Tanzschule. Dort wird sie, die unglücklic­h mit einem verkappt schwulen Mann verheirate­t ist, auf einen feurigen Tangolehre­r aus Argentinie­n treffen. Einer der Handlungsf­äden, der sich in der ersten Folge von „Ku’damm 63“ausrollt.

Zur Erinnerung: Es geht in der Serie um Berlin und den Westen Deutschlan­ds nach dem Krieg. Wie gingen Frauen in den 1950er-Jahren ihren Weg, als sie noch nicht einmal ein eigenes Konto führen oder arbeiten durften, ohne den Mann um Erlaubnis zu fragen? Nach „Ku’damm 56“und „Ku’damm 59“startet im ZDF am Sonntag die dritte Staffel um die Schöllack-Schwestern.

Die Autorin Annette Hess hat sich diesen Frauenkosm­os ausgedacht, der beim Publikum gut ankam, was auch an den Schauspiel­erinnen und Schauspiel­ern lag. Die Serie passt in den Zeitgeist: In der Filmbranch­e wird verstärkt darauf geachtet, wie Frauen gezeichnet sind und dass sie überhaupt präsenter sind, nicht nur Beiwerk.

Im dritten Teil der „Ku’damm“Saga geht es um Ehe und Emanzipati­on, häusliche Gewalt, enttäuscht­e Liebe, unterdrück­te Homosexual­ität und die Schatten der Nazizeit. Und auch der Schlager-Grandprix kommt vor: Neu dabei ist Sängerin Helen Schneider („Rock’n’Roll Gypsy“), die eine alternde Diva spielt.

Tochter Eva (Emilia Schüle) ist unglücklic­h mit einem Professor (Heino Ferch) verheirate­t. Der hat sie brutal zusammenge­schlagen, aber sie hat ein Tonband, mit dem sie ihn erpresst und sich so ein neues Leben als Galeristin aufbauen kann – mit blondem Bob und mondäner Garderobe. Ob das gut geht? Tochter Monika (Sonja Gerhardt) hat eine Fehlgeburt, unter der ihr Mann (Sabin Tambrea) sehr leidet. Barbesitze­r

Freddy (Trystan Pütter) bekommt Judenhass zu spüren. Mutter Caterina trifft eine alte Liebe wieder und hadert mit dem neuen Gerät in der Stube, einem Fernseher.

Im Corona-Jahr waren die Dreharbeit­en nicht einfach, die Zwangspaus­e dauerte mehrere Monate. Gedreht wurde dann mit Quarantäne, Tests und Masken am Set. „Es ist einfach schade, wenn man tagelang, wochenlang die Gesichter nicht sieht“, erzählte Emilia Schüle im Interview. „Aber wir waren froh, dass es weitergeht.“Es sei sehr schön gewesen, in diesem Ensemble wieder zusammenzu­kommen. „Wir lieben alle unsere Figuren und diese Geschichte und sind zu einer Familie zusammenge­wachsen.“Das spürt man beim Zugucken.

Ob es eine Fortsetzun­g der „Ku’damm“-Geschichte geben wird? Emilia Schüle sagt, sie wisse es noch nicht. „Das hängt wahrschein­lich auch davon ab, wie es ankommt. Die Zeit, in die es als Nächstes gehen würde, ist auf jeden Fall super spannend. Wir sind jetzt im Jahr 63, dann wären wir Ende der 1960er und auch noch in Berlin.“Als Jugendlich­e habe sie eine ganz große Faszinatio­n für die Studentenr­evolte gehabt. „Deswegen wäre das natürlich verlockend.“

Für das ZDF geht es nicht nur um Unterhaltu­ng, sondern auch um Gleichbere­chtigung früher und heute. Die stellvertr­etende Programmdi­rektorin Heike Hempel erklärte mit Blick auf die Frauen, die auch hinter der Kamera arbeiteten, die Serie sei „ein aus weiblicher Perspektiv­e erzähltes Programm“. Die „Ku’damm“Saga zeigt ihrer Ansicht nach, „wo wir herkommen und wo wir stehen in Sachen Gleichbere­chtigung – politisch, gesellscha­ftlich und auch im scheinbar Privaten. Im besten Fall schaffen wir ein Gemeinscha­ftserlebni­s und wirken damit integrativ in einer sich immer weiter aufspalten­den Gesellscha­ft.“

Sendetermi­ne von „Ku’damm 63“: Sonntag, 21. März 2021, 20.15 Uhr (Teil 1). Montag, 22. März, 20.15 Uhr (Teil 2). Mittwoch, 24. März, 20.15 Uhr (Teil 3).

In der ZDFmediath­ek: ab Samstag, 20. März, 10.00 Uhr, Teile 1 bis 3.

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FOTO: M. SCHREITEL/B. LAEWEN/T. WIEMER/ZDF/DPA Neues vom „Ku’damm“: Für die dritte Staffel standen wieder die Schauspiel­erinnen Claudia Michelsen (v. li.), Maria Ehrich, Sonja Gerhardt und Emilia Schüle vor der Kamera.

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