Private Rundfunk-Unternehmen haben Existenzsorgen
Pandemie verhagelt das Geschäft, das auf Werbeerlöse angewiesen ist
BERLIN (dpa) - Viele private Fernsehund Radiounternehmen haben laut Verbandsangaben nach dem Corona-Jahr 2020 mit weggebrochenen Werbeerlösen einen schwierigen Jahresstart gehabt. Die Vorstandsvorsitzende des Verbands Privater Medien (Vaunet), Annette Kümmel, sagte: „Das Jahr ist dramatisch, weil wir anders als in 2020 nicht von ersten guten Monaten zehren können.“
Mit den Corona-Belastungen aus 2020 sei man in ein neues Geschäftsjahr mit Lockdown-Szenario gekommen. „Das hat die negative Geschäftssituation für viele Unternehmen verschärft. Einige Unternehmen haben Existenzsorgen.“
Der Verband vertritt die Branche von kleinen privaten Sendern bis hin zu großen Konzernen. Auf die Frage, ob es 2021 Insolvenzen geben werde, sagte Kümmel: „Wir können es aktuell nicht ausschließen. Es gibt noch nicht die Situation, dass man sagen müsste, etwas ist spruchreif. Mit Blick auf das gesamte Ökosystem private Medien muss man aber sagen: Wir können Insolvenzen nicht ausschließen.“
Werbeerlöse sind ein zentrales Standbein für viele der Unternehmen.
2020 stornierten zahlreiche Kunden oder buchten erst gar nicht. Die TV-Konzerne RTL Group und ProSiebenSat.1 legten jüngst ihre Jahresbilanzen vor, in denen dieser Rückgang auch zu sehen war. Für den Werbemarkt geht RTL nach einem verhaltenen Jahresstart zugleich von einem deutlichen Anstieg im zweiten Quartal aus – ähnlich äußerte sich ProSiebenSat.1.
Die Vaunet-Vorstandsvorsitzende Kümmel sagte über das Thema Werbung,
man hoffe, dass sich dies im Laufe des Jahres relativiere und mit Öffnungen auch wieder Werbeinvestitionen angeschoben würden. Diese seien nicht nur für die Branche, sondern auch als Treiber für die deutsche Wirtschaft beim Wiederhochfahren hilfreich und notwendig. „Insgesamt wird das allerdings die Verluste nicht auffangen können – insbesondere bei vielen kleinen Medienunternehmen nicht. Je kleiner und lokaler eine Firma ist, desto kritischer ist der Umsatzrückgang und das Risiko.“
Das betreffe den Audio- noch stärker als den TV-Bereich. Wobei auch im TV bestimmte Spartensender – etwa Sport oder Tourismus – sehr stark betroffen seien. Und auch TV-Unternehmen, die in einem kleinen Radius Werbekunden ansprechen. „Das alles ist allerdings potenziert im Bereich Radiounternehmen zu beobachten“, ergänzte Kümmel.
Der Verband gab für die Branche mit mehreren Hundert privaten Radiound TV-Sendern diese Zahlen als Orientierung: „Wir haben Unternehmen, die schon zu Jahresbeginn über der 30-Prozent-Umsatzrückgangsschwelle liegen. Bei vielen Unternehmen haben wir einen deutlich zweistelligen Umsatzschaden, der diese Schwelle noch nicht erreicht.“
Im vergangenen Jahr sprang der Bund mit Corona-Hilfen ein, zudem gab es in Bundesländern Unterstützung. Der Bund brachte etwa im Juni ein Hilfspaket – es nennt sich „Neustart Kultur“– auf den Weg. Darin war auch die Unterstützung der privaten Hörfunkveranstalter mit bis zu 20 Millionen Euro inbegriffen. Kümmel sagte: „Das war gut, aber das reicht für Audio nicht aus. Da muss es aus unserer Sicht neue Hilfen geben.“