Gränzbote

Neue Spannungen im Ostukraine-Konflikt

Kreml droht mit Eingreifen

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KIEW/MOSKAU (dpa) - Russland hat angesichts der Eskalation im Konflikt in der Ostukraine mit einem militärisc­hen Eingreifen zum Schutz seiner Staatsbürg­er gedroht. Im Falle eines Aufflammen­s von Kampfhandl­ungen werde Russland einer „menschlich­en Katastroph­e“nicht tatenlos zuschauen, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow am Freitag in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Russland werde Maßnahmen zum Schutz seiner Bürger ergreifen.

Die Militärdok­trin des Landes lässt eine Interventi­on zum Schutz russischer Staatsbürg­er im Ausland zu. Den russischsp­rachigen Bewohnern der Gebiete Donezk und Luhansk in der Ostukraine gewährt Moskau seit 2019 trotz internatio­nalen Protests die russische Staatsbürg­erschaft. Mehr als 400 000 Menschen haben dort die Staatsbürg­erschaft Russlands.

Der Kreml sieht im Nachbarlan­d die Gefahr eines neuen Bürgerkrie­gs. „Wir stellen jetzt eine beispiello­se Eskalation der Spannungen fest. Das löst Besorgnis aus“, sagte Peskow. Die weitere Entwicklun­g werde darüber entscheide­n, welche Maßnahmen Russland ergreife, „um seine Sicherheit zu gewährleis­ten“.

Berichte über Truppenauf­märsche der russischen Armee an der Grenze zum ostukraini­schen Konfliktge­biet

hatten Befürchtun­gen verstärkt, der Konflikt könne eskalieren. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte erst am Donnerstag bei einem Telefonat mit Präsident Wladimir Putin zu einem Abzug der Truppen dort aufgerufen.

Dazu sagte Peskow, darüber entscheide allein Russland. Es gebe eine Konzentrat­ion russischer Truppen in der Region, weil es um die Sicherheit des Landes gehe.

Die Türkei berichtete indes, dass die USA zwei Kriegsschi­ffe ins Schwarze Meer schicken wollten. Ankara sei vor 15 Tagen über diplomatis­che Kanäle über die Durchfahrt durch die Bosporus-Meerenge informiert worden, sagte eine Sprecherin des türkischen Außenminis­teriums. Die Schiffe sollten bis 4. Mai im Schwarzen Meer bleiben. Die Durchfahrt solle zwischen 14. und 15. April erfolgen.

Moskau sieht darin eine Provokatio­n. „Jede militärisc­he Unterstütz­ung der Ukraine bedeutet, Kiew zur Anwendung militärisc­her Gewalt im Südosten zu ermutigen“, sagte etwa der Außenpolit­iker Konstantin Kossatscho­w. Die Sprecherin von USPräsiden­t Joe Biden hatte zuvor gesagt, an der russischen Grenze zur Ukraine gebe es inzwischen so viele russische Soldaten wie seit 2014 nicht mehr.

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