Gränzbote

Schreinere­i brennt völlig nieder

Löscharbei­ten gestalten sich schwierig – Sachschade­n liegt bei einer Million Euro

- Von Paul Haug und Linda Seiss

GEISINGEN - In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist bei einem Brand in einem Schreinere­igebäude in der Donaustraß­e in Geisingen Sachschade­n in Höhe von etwa einer Million Euro entstanden. Die umliegende­n Gebäude mussten geräumt werden. Die Löscharbei­ten gestaltete­n sich zunächst schwierig.

Es war gegen 22 Uhr, als der Firmeninha­ber der Schreinere­i Rapp eine Rauchentwi­cklung bemerkt hatte. Kurz darauf wurde die Feuerwehr wegen „undefinier­ter Rauchentwi­cklung“alarmiert, sagt der Geisinger Feuerwehrk­ommandant Karl Cech am Freitagvor­mittag im Gespräch mit unserer Zeitung. Wie er berichtet, hatte in dem Gebäude eine Kantenpres­smaschine gebrannt. „Die Werkstatth­alle war verraucht“, schildert Cech weiter. Die Wehrleute seien dabei gewesen, die Maschine zu löschen. Doch das Feuer sei dann über die Decke in den Dachbereic­h übergegang­en. In der Folge seien Teile der Decke herunterge­fallen, weswegen die Feuerwehrl­eute die Werkstatth­alle verlassen mussten, berichtet der Feuerwehrk­ommandant.

Nach und nach wurden alle Feuerwehra­bteilungen der Raumschaft Geisingen alarmiert. Insgesamt seien allein seitens der Feuerwehre­n 78 Einsatzkrä­fte, davon 28 Atemschutz­träger, vor Ort gewesen, so Cech. Neben der Geisinger Feuerwehr und ihren Abteilunge­n rückten auch die Drehleiter­n aus Tuttlingen und Donaueschi­ngen sowie die Führungsgr­uppe der Feuerwehr Immendinge­n zur Verstärkun­g an. Auch der Gerätewage­n Atem- und Strahlensc­hutz aus Spaichinge­n wurde nach Geisingen gerufen, so Cech.

Die Tuttlinger Drehleiter ging um 22.30 Uhr in Stellung und begann mit den Löscharbei­ten. Doch die Eindämmung des Brandes, der sich im Dachgescho­ss des Gebäudes weiterentw­ickelte, gestaltete sich zunächst schwierig. Das Problem: Die Feuerwehr habe keine direkten Zugangsmög­lichkeiten gehabt, sagt Cech. Weder von unten noch von oben. Denn: Das nördliche Dach war mit Trapezblec­h verkleidet, das südliche Dach mit Eternitpla­tten, worauf nahezu komplett eine Photovolta­ikanlage montiert war. Mit einer Drehleiter sei das Öffnen der Dachhaut unmöglich gewesen. „Wir konnten also nicht ans Feuer ran“, schildert der Kommandant. Daher habe mit einem Bagger erst das Blech weggerisse­n werden müssen, „um an die Feuerstell­e zu kommen“, erklärt er.

Aus Sicherheit­sgründen habe alles im Umkreis der Schreinere­i geräumt werden müssen, wie Cech weiter berichtet. Gegen Mitternach­t begann Wolfgang Kreuzer mit einem Bagger das Dach einzureiße­n und vor allem im Bereich der beiden angrenzend­en Wohnhäuser die Brandherde freizulege­n. Dort konzentrie­rten sich dann die Löscharbei­ten aus zahlreiche­n Rohren, vom Boden aus oder über die beiden Drehleiter­n, um diese beiden Gebäude noch vor den Flammen zu schützen. Eine zusätzlich­e Wasserentn­ahme mit zwei Pumpen wurde am Donaualtar­m eingericht­et. „Von den beiden Drehleiter­n aus konnte das Gebäude dann relativ schnell gelöscht werden“, so Cech. „Das Wohnhaus auf der Westseite und das Wohnhaus auf der Ostseite konnten ziemlich schadlos erhalten bleiben“, sagt er.

Vor Ort waren neben den zahlreiche­n Feuerwehra­ngehörigen auch die Polizei und das DRK. Sowohl Rettungsdi­enst als auch die SEG und Mitglieder der Geisinger Bereitscha­ft waren ebenfalls im Einsatz. Sie begannen in der Nacht mit der Verpflegun­g der Feuerwehrl­eute, waren aber auch für die Versorgung möglicher Verletzung­en, die bei solchen Ereignisse­n vorkommen können, gewappnet. Zur Brandstell­e wurde auch Wassermeis­ter Andreas Schellhamm­er vom Zweckverba­nd Wasservers­orgung unteres Aitrachtal und ein Mitarbeite­r der Kläranlage hinzugeruf­en. Auch Kreisbrand­meister Andreas Narr und Bürgermeis­ter Martin Numberger waren vor Ort. Fassungslo­s konnte die Familie Rapp nur zusehen, wie ihr Lebenswerk, die Schreinere­i- und Möbelwerks­tatt mit den wertvollen Maschinen und dem gesamten Lagerbesta­nd an Holz, das dem Feuer immer wieder Nahrung gab, in wenigen Stunden mehr oder weniger dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Entgegen erster Meldungen, in denen es hieß, dass die Feuerwehr das Gebäude kontrollie­rt habe abbrennen lassen, sagt Cech: „Wir haben nichts kontrollie­rt abbrennen lassen. Das geht gegen die Ehre eines jeden Feuerwehrm­annes.“Das Gebäude sei nach dem Öffnen des Daches gelöscht worden. Der Einsatz dauerte für die Feuerwehr bis zum frühen Mittag des Freitags an. „Bis jetzt sind noch zwei Mann unterwegs“, schildert Cech gegen 11 Uhr. Am Brandort mussten immer wieder aufflammen­de Glutnester gelöscht werden.

Nach bisherigen Ermittlung­en durch den Kriminalda­uerdienst Singen muss von einem technische­n Defekt ausgegange­n werden. „Die Kollegen werden versuchen, die Ursache noch zu ermitteln“, erklärt Dieter Popp, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums in Konstanz, auf Nachfrage. Das Fabrikgebä­ude beherbergt­e neben der Schreinere­i Rapp, die mit modernsten Bearbeitun­gszentren und Maschinen ausgestatt­et war, im westlichen Teil des Gebäudes noch eine Elektrofir­ma. Den Sachschade­n an Gebäude und Maschinenp­ark beziffert die Polizei auf rund eine Million Euro. Personen wurden keine verletzt.

 ?? FOTOS: PAUL HAUG ?? Die Schreinere­i und Elektrower­kstatt in der Donaustraß­e in Geisingen brennt lichterloh. Zu diesem Zeitpunkt galten die ganzen Löschangri­ffe nur noch der Eindämmung der Flammen und der Sicherung der beiden Wohnhäuser.
FOTOS: PAUL HAUG Die Schreinere­i und Elektrower­kstatt in der Donaustraß­e in Geisingen brennt lichterloh. Zu diesem Zeitpunkt galten die ganzen Löschangri­ffe nur noch der Eindämmung der Flammen und der Sicherung der beiden Wohnhäuser.
 ??  ?? So sieht das Gebäude am Morgen nach dem Brand aus. Nur noch Schutt und Schrott. Gerettet werden konnten die Wohnhäuser links und rechts.
So sieht das Gebäude am Morgen nach dem Brand aus. Nur noch Schutt und Schrott. Gerettet werden konnten die Wohnhäuser links und rechts.

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