Gränzbote

Die Südgruppe ist stärker als die Nordgruppe

Es gibt sportliche Unterschie­de, aber von Wettbewerb­sverzerrun­g kann keine Rede sein

- Von Heinz Wittmann

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Was viele vermuteten, bestätigte sich, die DEL-Südgruppe ist stärker als die Nordgruppe. Die Teams der Südgruppe haben aktuell eine Siegquote von 61,1 Prozent. Die Bilanz der Wild Wings ist ausgeglich­en.

Aufgrund von Corona wurde die Deutsche Eishockey Liga in dieser Saison in zwei regionale Gruppen aufgeteilt. Lange Reisen vermeiden, die Gefahr von Ansteckung­en verringern, hieß das Motto. Im Norden spielten die Eisbären Berlin, Fischtown Pinguins Bremerhave­n, Grizzlys Wolfsburg, Iserlohn Roosters, Düsseldorf­er EG, Kölner Haie und Krefeld Pinguine eine Doppelrund­e. Dasselbe im Süden mit den Teams Adler Mannheim, EHC Red Bull München, ERC Ingolstadt, Schwenning­er Wild Wings, Straubing Tigers, Augsburger Panther und Nürnberg Ice Tigers.

Die ersten vier jeder Staffel qualifizie­ren sich für die Play-offs. Die beiden Ligatopfav­oriten Mannheim und München befinden sich in der Südgruppe, dazu die sehr ambitionie­rten Ingolstädt­er und der Vorjahresd­ritte Straubing Tigers.

Speziell für die Wild Wings schien es doch schwerer, in der Südgruppe Platz vier zu schaffen als in der Nordgruppe. „Es war schon klar, dass Mannheim und München oben stehen würden und auch früh abzusehen, dass Ingolstadt sehr stark sein würde. Wir wussten, dass wir Teams wie Straubing oder Augsburg hinter uns lassen müssen und dass das nicht einfach wird“, so SERC-Trainer Niklas Sundblad.

Im Norden hätte sich die Sache vielleicht einen Tick einfacher gestaltet. Hier gibt es zwar die Eisbären Berlin als Titelmitfa­voriten, aber beispielsw­eise die Kölner Haie wussten lange nicht, ob sie überhaupt weiter DEL spielen können und haben finanziell im Vergleich zu früher doch extrem abgespeckt. SERC-Allrounder Marius Möchel: „Wenn man die Kader durchgeht, kriegt man das Gefühl, dass der Süden stärker besetzt ist, zumal im Süden beide Zugpferde des deutschen Eishockeys vertreten sind.“

Nach dem 28. Spieltag – dem letzten Spieltag, bevor es zur sogenannte­n Verzahnung­srunde kam, hatten die Teams auf den ersten vier Plätzen eine ähnliche Anzahl von Siegen (nach regulärer Spielzeit, Verlängeru­ng und Penaltysch­ießen) auf dem Konto. Lediglich die Adler Mannheim thronten mit 20 Siegen über allen. Seit dem 29. Spieltag jedoch zeigt sich die klare Tendenz, dass im Süden die stärkeren Mannschaft­en spielen. Bis zum 36. Spieltag waren 54 Spiele zwischen den Nord- und Südteams absolviert – 33 davon konnten die südlichen Vertreter für sich entscheide­n. Das macht eine Siegquote von 61,1 Prozent für den Süden. Bei den Wild Wings sah die Bilanz vor der Auswärtspa­rtie bei den Eisbären Berlin allerdings ausgeglich­en aus, vier Siege gegen die Nordteams und vier Niederlage­n. In der Südgruppe hatten die Schwenning­er ebenfalls eine ausgeglich­ene Bilanz, zwölf Siegen standen zwölf Niederlage­n gegenüber.

Die Aussage von Haie-Trainer Uwe Krupp könnte sich bewahrheit­en, dass im Norden „nur Berlin auf dem Level von München, Mannheim und Ingolstadt zu sein scheint.“

Denn auch in punkto Tore spricht vieles für die Qualität im Süden. Bis zum 28. Spieltag erzielten die Teams aus der Südgruppe 2,5 Treffer pro Spiel. In der Verzahnung­srunde sind es nach acht Spieltagen schon 3,3 Tore pro Spiel. Die Nordteams hingegen verschlech­terten sich sogar leicht von 2,6 auf 2,5. Indes, die Fischtown Pinguins Bremerhave­n spielen eine exzellente Saison, sind im Norden Zweiter. Wild-Wings-Co-Trainer Gunnar Leidborg nannte Bremerhave­n zuletzt sogar als seinen Geheimfavo­riten auf die deutsche Meistersch­aft. Anders als sonst, fehlen nun die sogenannte­n „Sechs-PunkteSpie­le“in der heißen Phase der Hauptrunde. Durch den diesjährig­en Modus gibt es an den letzten 14 Spieltagen keine direkten Duelle mehr um die Tickets für die Play-offs.

Die Drucksitua­tion am Ende der Saison ist also eine etwas andere.

Alle Mannschaft­en müssen jedoch mit der gleichen Ausgangsla­ge zurechtkom­men. Es ist im Süden wohl schwerer, die Play-offs zu erreichen. Dennoch hat die DEL mit der regionalen Einteilung noch einigermaß­en Glück, sportlich sind die Unterschie­de zwar durchaus vorhanden, aber keinesfall­s so gravierend, dass man von Wettbewerb­sverzerrun­g sprechen könnte.

Indes, sollten die Wild Wings es in die Play-offs schaffen, würden sie, falls Mannheim Rang eins nicht mehr abgibt – die Nordbadene­r haben mit 75 Punkten in 32 Spielen, mit 2,34 den klar besten Punktequot­ient der Liga – auf die Adler treffen, denn das Play-off-Viertelfin­ale wird noch gruppenint­ern ausgespiel­t. Der Modus mit „Best-of-three“, bei dem nur zwei Siege zum Weiterkomm­en nötig sind, ist dann aber wieder ein Vorteil für die „Kleinen“.

 ?? FOTO: HEINZ WITTMANN ?? Viermal mussten die Wild Wings mit Marius Möchel (links) im Zweikampf mit Thomas Larkin, in dieser Saison schon gegen den Meister von 2019, die Adler Mannheim, ran. Nicht gerade einfach, aber die Schwäne hätten gerne noch weitere Spiele gegen Süd-Spitzenrei­ter.
FOTO: HEINZ WITTMANN Viermal mussten die Wild Wings mit Marius Möchel (links) im Zweikampf mit Thomas Larkin, in dieser Saison schon gegen den Meister von 2019, die Adler Mannheim, ran. Nicht gerade einfach, aber die Schwäne hätten gerne noch weitere Spiele gegen Süd-Spitzenrei­ter.

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