Die Südgruppe ist stärker als die Nordgruppe
Es gibt sportliche Unterschiede, aber von Wettbewerbsverzerrung kann keine Rede sein
VILLINGEN-SCHWENNINGEN - Was viele vermuteten, bestätigte sich, die DEL-Südgruppe ist stärker als die Nordgruppe. Die Teams der Südgruppe haben aktuell eine Siegquote von 61,1 Prozent. Die Bilanz der Wild Wings ist ausgeglichen.
Aufgrund von Corona wurde die Deutsche Eishockey Liga in dieser Saison in zwei regionale Gruppen aufgeteilt. Lange Reisen vermeiden, die Gefahr von Ansteckungen verringern, hieß das Motto. Im Norden spielten die Eisbären Berlin, Fischtown Pinguins Bremerhaven, Grizzlys Wolfsburg, Iserlohn Roosters, Düsseldorfer EG, Kölner Haie und Krefeld Pinguine eine Doppelrunde. Dasselbe im Süden mit den Teams Adler Mannheim, EHC Red Bull München, ERC Ingolstadt, Schwenninger Wild Wings, Straubing Tigers, Augsburger Panther und Nürnberg Ice Tigers.
Die ersten vier jeder Staffel qualifizieren sich für die Play-offs. Die beiden Ligatopfavoriten Mannheim und München befinden sich in der Südgruppe, dazu die sehr ambitionierten Ingolstädter und der Vorjahresdritte Straubing Tigers.
Speziell für die Wild Wings schien es doch schwerer, in der Südgruppe Platz vier zu schaffen als in der Nordgruppe. „Es war schon klar, dass Mannheim und München oben stehen würden und auch früh abzusehen, dass Ingolstadt sehr stark sein würde. Wir wussten, dass wir Teams wie Straubing oder Augsburg hinter uns lassen müssen und dass das nicht einfach wird“, so SERC-Trainer Niklas Sundblad.
Im Norden hätte sich die Sache vielleicht einen Tick einfacher gestaltet. Hier gibt es zwar die Eisbären Berlin als Titelmitfavoriten, aber beispielsweise die Kölner Haie wussten lange nicht, ob sie überhaupt weiter DEL spielen können und haben finanziell im Vergleich zu früher doch extrem abgespeckt. SERC-Allrounder Marius Möchel: „Wenn man die Kader durchgeht, kriegt man das Gefühl, dass der Süden stärker besetzt ist, zumal im Süden beide Zugpferde des deutschen Eishockeys vertreten sind.“
Nach dem 28. Spieltag – dem letzten Spieltag, bevor es zur sogenannten Verzahnungsrunde kam, hatten die Teams auf den ersten vier Plätzen eine ähnliche Anzahl von Siegen (nach regulärer Spielzeit, Verlängerung und Penaltyschießen) auf dem Konto. Lediglich die Adler Mannheim thronten mit 20 Siegen über allen. Seit dem 29. Spieltag jedoch zeigt sich die klare Tendenz, dass im Süden die stärkeren Mannschaften spielen. Bis zum 36. Spieltag waren 54 Spiele zwischen den Nord- und Südteams absolviert – 33 davon konnten die südlichen Vertreter für sich entscheiden. Das macht eine Siegquote von 61,1 Prozent für den Süden. Bei den Wild Wings sah die Bilanz vor der Auswärtspartie bei den Eisbären Berlin allerdings ausgeglichen aus, vier Siege gegen die Nordteams und vier Niederlagen. In der Südgruppe hatten die Schwenninger ebenfalls eine ausgeglichene Bilanz, zwölf Siegen standen zwölf Niederlagen gegenüber.
Die Aussage von Haie-Trainer Uwe Krupp könnte sich bewahrheiten, dass im Norden „nur Berlin auf dem Level von München, Mannheim und Ingolstadt zu sein scheint.“
Denn auch in punkto Tore spricht vieles für die Qualität im Süden. Bis zum 28. Spieltag erzielten die Teams aus der Südgruppe 2,5 Treffer pro Spiel. In der Verzahnungsrunde sind es nach acht Spieltagen schon 3,3 Tore pro Spiel. Die Nordteams hingegen verschlechterten sich sogar leicht von 2,6 auf 2,5. Indes, die Fischtown Pinguins Bremerhaven spielen eine exzellente Saison, sind im Norden Zweiter. Wild-Wings-Co-Trainer Gunnar Leidborg nannte Bremerhaven zuletzt sogar als seinen Geheimfavoriten auf die deutsche Meisterschaft. Anders als sonst, fehlen nun die sogenannten „Sechs-PunkteSpiele“in der heißen Phase der Hauptrunde. Durch den diesjährigen Modus gibt es an den letzten 14 Spieltagen keine direkten Duelle mehr um die Tickets für die Play-offs.
Die Drucksituation am Ende der Saison ist also eine etwas andere.
Alle Mannschaften müssen jedoch mit der gleichen Ausgangslage zurechtkommen. Es ist im Süden wohl schwerer, die Play-offs zu erreichen. Dennoch hat die DEL mit der regionalen Einteilung noch einigermaßen Glück, sportlich sind die Unterschiede zwar durchaus vorhanden, aber keinesfalls so gravierend, dass man von Wettbewerbsverzerrung sprechen könnte.
Indes, sollten die Wild Wings es in die Play-offs schaffen, würden sie, falls Mannheim Rang eins nicht mehr abgibt – die Nordbadener haben mit 75 Punkten in 32 Spielen, mit 2,34 den klar besten Punktequotient der Liga – auf die Adler treffen, denn das Play-off-Viertelfinale wird noch gruppenintern ausgespielt. Der Modus mit „Best-of-three“, bei dem nur zwei Siege zum Weiterkommen nötig sind, ist dann aber wieder ein Vorteil für die „Kleinen“.