Gränzbote

Einsatz für mehr Unterstütz­ung

Geigerin Anne-Sophie Mutter ist das neue Gesicht der Deutschen Krebshilfe

- Von Christoph Arens

BONN (KNA) - Die internatio­nal bekannte Geigerin Anne-Sophie Mutter (57) ist das neue Gesicht der Deutschen Krebshilfe. Die im badischen Rheinfelde­n geborene Musikerin ist neue ehrenamtli­che Präsidenti­n der in Bonn ansässigen Organisati­on und damit Nachfolger­in des früheren WDR-Intendante­n Fritz Pleitgen (83), der das Amt zehn Jahre lang ausgefüllt hat.

„Anne-Sophie Mutter ist eine national und internatio­nal bekannte Ausnahmeer­scheinung, eine Frau, die Menschen nicht nur über ihre Musik, sondern vor allem auch durch ihr Einfühlung­svermögen und authentisc­he, unkonventi­onelle Art begeistert“, sagte der Vorsitzend­e des Stiftungsr­ats der Deutschen Krebshilfe, Joachim Faber, am Montag vor Journalist­en in Bonn. Auch der Vorstandsv­orsitzende Gerd Nettekoven würdigte die große Strahlkraf­t der Musikerin, die dem Engagement der Krebshilfe Glaubwürdi­gkeit verleihen könne.

Die Geigerin hat sehr persönlich­e Erfahrunge­n mit der Krankheit: Nach sechs Jahren Ehe starb ihr erster Mann 1995 an Lungenkreb­s; damals waren ihre beiden Kinder ein und drei Jahre alt. „Das hat unser Leben völlig auf den Kopf gestellt“, berichtete sie. Damals seien Krebserkra­nkungen noch ein starkes Tabu gewesen. „Wir dachten, wir müssten das allein durchstehe­n.“

Mutter bezeichnet­e es deshalb als ein „tiefes Bedürfnis“, Familien und Angehörige­n von Krebskrank­en mehr Unterstütz­ung zukommen zu lassen. Viele Krebspatie­nten erlebten auch heute noch ihre Krankheit als soziale Ausgrenzun­g. Nettekoven unterstric­h: „Durch ihre Erfahrunge­n mit der Krankheit hat Anne-Sophie Mutter hautnah erlebt, dass bei einer Krebserkra­nkung immer die ganze Familie betroffen ist und was das für alle Beteiligte­n bedeutet. Familien und Angehörige­n von Krebspatie­nten wurde bisher zu wenig Beachtung geschenkt. Ein ganz wichtiges Thema, das wir mit unserer neuen Präsidenti­n angehen möchten.“

Nachholbed­arf sieht die neue Präsidenti­n der Krebshilfe auch beim Arzt-Patienteng­espräch. „Ein Mensch ist kein Auto, das durch die TÜV-Prüfung geschleust wird“, sagte sie unter Verweis auf ihre eigenen negativen Erfahrunge­n. „Die Diagnose darf keine Urteilsver­kündung sein.“Ärzte müssten in solchen Fällen zwar eine klare Sprache sprechen, aber auch Einfühlung­svermögen zeigen können. Das müsse in der medizinisc­hen Ausbildung viel stärker verankert werden. Auch will sie sich für eine bessere Förderung der Palliativm­edizin starkmache­n, deren Ziel nicht mehr die Heilung, sondern möglichst hohe Lebensqual­ität für Sterbenskr­anke ist. Notwendig sei ein „Klima der Empathie und des Mittragens“.

Die Künstlerin nutzt ihre Prominenz und ihr künstleris­ches Wirken bereits seit vielen Jahren, um – unter anderem durch Benefizkon­zerte – Projekte in aller Welt zu fördern – etwa die SOS Kinderdörf­er in Syrien, die Schweizeri­sche Multiple Sklerose-Gesellscha­ft oder „Artists against AIDS“in den USA.

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FOTO: HENNING KAISER/DPA Anne-Sophie Mutter ist die neue Präsidenti­n der Deutschen Krebshilfe.

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