Gränzbote

Urlaub im Netz

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Wo waren Sie im Urlaub? Früher war das oft der Einstieg in unterhalts­ame Gespräche. Heute fragt keiner mehr, leider. Ich hätte so viel zu erzählen. Denn ich war im Urlaub und habe besagte Woche mit dem Versuch verbracht, einen Impftermin für meine Eltern zu bekommen.

Das war spannend und abwechslun­gsreich zugleich, denn ich bin zweigleisi­g gefahren. Die HotlineNum­mer 116117 ist die Nummer gegen Kummer für mich geworden. Sie hat mir dabei geholfen, soziale Kontakte zu pflegen, die in der Pandemie ja leider verloren gehen. Von gefühlt 500 Anrufen habe ich es fünfmal geschafft, mit einem Mitarbeite­r verbunden zu werden. Nur um mir sagen zu lassen, dass momentan leider keine freien Impftermin­e vorhanden sind – in allen 15 Kreisimpfz­entren, die für uns in Frage kamen. Mit einem Mitarbeite­r habe ich länger geplaudert. Das war aufschluss­reich: Seit zwei Monaten arbeite er dort, sagte er. In dieser Zeit sei es ihm genau zweimal gelungen, einen freien Impftermin zu vermitteln. Hoffentlic­h ist er nicht Gewinn beteiligt.

Wenn ich nicht am Telefon war, dann im Internet. Morgens, mittags, abends, nachts. 1.38 Uhr ebenso wie 5.27 oder 22.48 Uhr. Gut – hin und wieder sind in den KIZ, für die ich mich registrier­t hatte, tatsächlic­h Termine aufgeplopp­t, aber immer nur mit dem einen Impfstoff, der für meine Eltern nicht infrage kam.

Mein nächster Urlaub ist schon geplant. Anruf Nummer sechs hat mir Glück gebracht, allerdings nur in weiter Ferne. Am 26. April verreise ich mit meinen Eltern: nach Stuttgart, zum Impfen. (iw)

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