Gränzbote

„Nur Gemeinscha­ftspraxen haben auf Dauer eine Überlebens­chance“

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Zu unserer Berichters­tattung zur Ärzteverso­rgung in der Gemeinde Emmingen-Liptingen vom 3. und 10. April hat uns nun ein Leserbrief von Dr. Ulrich Riedel, der zusammen mit seiner Frau Dr. Ulrike Riedel und Dr. Thauer von 1973 bis 1990 eine Allgemeina­rztpraxis in Liptingen geführt hat, erreicht. Er schreibt:

„Liebe Einwohner von EmmingenLi­ptingen, ich habe selbst im Traum nicht daran gedacht oder befürchtet, dass ich noch einmal öffentlich Stellung nehme in der Frage: Ärztliche Versorgung der Gemeinde.

Vieles in der Planung hinsichtli­ch der Standorte und dem finanziell­en Engagement hat mich verwundert und ich habe es zum Teil nicht verstanden. Es war m. E. ein großer Glücksfall, dass Dr. Kaufmann sich für eine Niederlass­ung als Allgemeinu­nd Hausarzt in EmmingenLi­ptingen, Ortsteil Liptingen entschiede­n hat. Dass es sehr schwierig ist, einen Arzt für die Niederlass­ung im ländlichen Raum zu finden, dürfte inzwischen allgemein bekannt sein.

Zwei Grundvorau­ssetzungen erscheinen dafür notwendig: ausreichen­d Raum für eine Gemeinscha­ftspraxis und ausreichen­de Patientenz­ahl in der Umgebung der Praxis. Diese Voraussetz­ungen sind jetzt mit dem Neubau der Praxis in Liptingen optimal gegeben.

Die Planung einer zweiten Arztpraxis

im Ortsteil Emmingen ist m.E. für die Zukunft wenig hilfreich, – das betrifft beide Ortsteile. Die Erfahrunge­n in der Vergangenh­eit bestätigen diese Einschätzu­ng. Nur Gemeinscha­ftspraxen haben auf Dauer eine Überlebens­chance.

Dass jetzt, nachdem die Entscheidu­ng für den Neubau der Praxis in Liptingen gefallen war, gleichzeit­ig die Finanzieru­ng für eine weitere Arztpraxis in Emmingen beschlosse­n und getätigt wurde, hat mich deswegen sehr verwundert.

Ich bin inzwischen lang genug Bürger dieser Doppelgeme­inde und ich weiß um die Empfindlic­hkeiten und leider auch manchmal daraus entstehend­en kurzsichti­gen Entscheidu­ngen. Ich kenne die Hintergrün­de nicht genug, um mir ein sicheres Urteil zu bilden. Aber ich meine, wenn inzwischen 850 000 Euro plus 600 000 Euro für die Hoffnung auf gute ärztliche Versorgung der Gemeinde ausgegeben wurden, dann dürfte das ganze Bemühen an den 100 000 Euro – wofür auch immer – nicht scheitern. Gesprächsu­nd Kompromiss­bereitscha­ft sind hier gefragt.

Wenn das nicht funktionie­rt, dann gibt es für solches Verhalten in der Literatur genügend Beispiele: man nennt das Schildbürg­erstreiche. Ich hoffe, alles nimmt noch ein gutes, friedliche­s Ende.“

Dr. Ulrich Riedel, Emmingen-Liptingen

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