Autoposer feiern jetzt auch in Rottweil
Poser und Partylustige auf dem Kaufland-Parkplatz
ROTTWEIL (sbo) - Sie kommen aus großem Umkreis, treffen sich zu Hunderten, lassen Motoren heulen, Reifen qualmen – oder feiern einfach Party. Das Geschehen der „Autoposer-Szene“der Region hat sich am Wochenende plötzlich in den Kreis Rottweil verlagert. Die Polizei hatte allerhand zu tun.
Nachdem die üblichen Treffpunkte der vergangenen Wochen im Schwarzwald-Baar-Kreis von der Polizei kontrolliert und teilweise abgesperrt wurden, haben sich Autoposer und Partylustige kurzerhand den großen Kaufland-Parkplatz auf der Saline in Rottweil als neues Ziel auserkoren.
Rund 250 Fahrzeuge mit bis zu 300 Menschen hätten sich dort versammelt, wie Uwe Vincon, Leiter der Polizeipressestelle des Präsidiums in Konstanz, erklärt. "Die sind ja gut vernetzt, das wird dann kurzerhand abgesprochen", sagte er. Das Problem: Diese Treffen lassen sich mit den aktuellen Corona-Regeln nicht vereinbaren. Zum generellen Versammlungsverbot kommt laut Vincon die Tatsache, dass die Teilnehmer in den einzelnen Autos teilweise zu dritt oder mehreren aus unterschiedlichen Haushalten im Auto sitzen und natürlich auch aussteigen, sich begrüßen und feiern.
Es seien nicht wirklich die professionellen Auto-Tuner, sondern eher das „Partyvolk“mit einem Faible für Autos, das sich dort trifft, so Vincons Einschätzung. Wobei natürlich in gewisser Weise verständlich sei, dass die Jüngeren aktuell ein großes Bedürfnis haben, sich zu treffen.
Dies taten sie schon in den vergangenen Wochen ausgiebig bei vermehrten Treffen auf Parkplätzen von Supermärkten und Discountern im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Polizei registrierte zahlreiche Verstöße und verhängte Bußgelder – dabei handelte es sich sowohl um Verkehrsverstöße als auch Verstöße gegen die CoronaVerordnung.
An diesen bekannten Treffpunkten hat die Polizei nun am Wochenende erneut Kontrollen durchgeführt. Sowohl von Freitag auf Samstag, als auch am Abend darauf habe es abermals "zahlreichen Zulauf auf den Parkplätzen verschiedener Einkaufszentren in der Region“gegeben. Die Beamten der Polizeireviere, der Verkehrspolizei und Einsatzbeamte
aus Göppingen kontrollierten deshalb zusammen mit dem Kommunalen Ordnungsdienst der Stadt VillingenSchwenningen schwerpunktmäßig mehrere Fahrzeuge und deren Insassen an diesen Örtlichkeiten. Sie hätten dabei „zig Verstöße“gegen die Corona-Verordnung festgestellt, heißt es. Auch seien über 20 Fahrzeuge wegen technischen Veränderungen und Fahrer von Autos wegen unnötigem Lärm und anderen Verkehrsverstößen beanstandet worden. Zwei Autos mussten wegen schweren Mängeln sogar aus dem Verkehr gezogen werden. Zwei Autofahrer waren bei den Treffen dabei, obwohl sie gar keinen Führerschein hatten.
Bis auf einen Fall, in dem ein 39-Jähriger aus dem Kreis Böblingen in Villingen nach zwei Beamten schlug, seien die angetroffenen Personen aber entspannt und friedlich gewesen und hätten nach Aufforderung der Polizei die Parkplätze verlassen.
Nachdem den Autofahrern die Zufahrt zu den Parkplätzen im Anschluss versperrt worden war, wich ein großer Teil auf andere Plätze - bis eben nach Rottweil - aus. An beiden Tagen seien es zur späten Stunde jeweils bis zu 250 Autos
und über 300 Personen vor dem Kaufland gewesen. Als die versammelten Auto- und Partyfans die heranfahrenden Streifenwagen erkannten, machten sie sich in Windeseile davon. "Der Standort dort ist natürlich geeignet, um auch schnell wieder abzuhauen", so Polizeisprecher Vincon mit Blick auf die gute Anbindung durch die B 14 und B 27. Immerhin würden dort keine Anwohner belästigt.
Ob man künftig auch in Rottweil den dortigen Parkplatz absperren will, ist offen. Es ist zu befürchten, dass die Autoposer sich womöglich auf Plätze in der Innenstadt verlagern. Man werde die Szenerie weiterhin im Auge behalten und mit Kontrollen auf die Einhaltung der Hygiene- und Straßenverkehrsvorschriften „kurzfristig“reagieren.
Nach dem Wochenende zeugt übrigens der ein oder andere kreisrunde Reifenabrieb auf dem Parkplatz von dem abendlichen Geschehen. Das sei nicht nur ägerlich für den Parkplatzbesitzer, so Vincon, sondern stehe auch nicht im Einklang mit der Straßenverkehrsordnung, die derartige „Beschleunigungsorgien“nicht vorsehe.
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