Staatsanwaltschaft: Weniger Diebstähle, mehr Pornographie
Staatsanwaltschaft Rottweil stellt Jahresbilanz vor – Verfahren schneller abgeschlossen
ROTTWEIL (pm/sz) - Die Staatsanwaltschaft Rottweil hat trotz Corona im Jahr 2020 mehr Arbeit zu bewältigen gehabt als im Vorjahr. Doch weil es – vor allem im Frühjahr 2020 – weniger Gerichtsverhandlungen gab, konnten verstärkt Akten abgearbeitet werden. Deutlich verändert hat sich auch die Zusammensetzung der angeklagten Delikte.
Der Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft Rottweil umfasst den Bezirk des Landgerichts Rottweil, das heißt die Landkreise Rottweil, Tuttlingen und Freudenstadt. Normalerweise stellt die Staatsanwaltschaft Rottweil ihre Jahresbilanz in einem Pressegespräch vor. Diesmal musste – wie schon 2020 – aber auf eine Präsenzveranstaltung verzichtet werden und die Zahlen wurden per Pressemitteilung verschickt.
Nach 23 267 Ermittlungsverfahren in dem Jahr 2018 fielen bei der Staatsanwaltschaft Rottweil im Jahr 2019 insgesamt 22 809 Ermittlungsverfahren an. Im Jahr 2020 war wieder ein Anstieg auf 23 753 Ermittlungsverfahren zu verzeichnen.
Bei den Delikten wegen Körperverletzung waren keine größeren Veränderungen festzustellen. 2019 gab es hier 1216 Verfahren und 2020 waren es 1204 Verfahren. Die Zahl der Eigentumsdelikte wie Diebstahl und Unterschlagung hat um 225 Verfahren abgenommen, nämlich von 1412 im Jahr 2019 auf 1287 im Jahr 2020. Dies führt die Staatsanwaltschaft laut Pressemitteilung auch auf die geschlossenen Ladengeschäfte zurück.
Dagegen hat es einen deutlichen Zuwachs bei Verfahren wegen Verbreitung pornographischer Schriften gegeben: Waren es 2019 insgesamt 95, so stiegen die Zahlen um 116 Prozent an, so dass die Staatsanwaltschaft es letztes Jahr bereits mit 205 derartigen Verfahren zu tun hatte. Auch bei den allgemeinen Straftaten, die mit Freiheitsstrafen nicht unter einem Jahr bedroht sind (Verbrechen), gab es eine Verfahrenszunahme von 98 Verfahren im Jahr 2019 auf 279 Verfahren im vergangenen Jahr.
Mord und Totschlag
Nahezu unverändert ist dagegen die Zahl der verhandelten Kapitalverbrechen – wie Mord und Totschlag – mit 19 Verfahren im Jahr 2019 und 18 Verfahren im Jahr 2020.
Insgesamt konnten Verfahren schneller abgeschlossen werden: Die durchschnittliche Verfahrensdauer hat sich von 62 Tagen im vorletzten Jahr auf nur noch 51 Tage im Jahr 2020 gesenkt. Auch der Bestand an sogenannten Altverfahren, also Verfahren, die bereits über ein Jahr Bearbeitungsdauer aufweisen, konnte um 65,6 Prozent verringert werden. Anfang 2020 wies die Statistik noch 154 solcher Altverfahren auf. Ende 2020 waren es dagegen nur noch 53 Verfahren, die länger als ein Jahr anhängig waren.
Hierbei sei es den Staatsanwältinnen und Staatsanwälten zugute gekommen, dass im Frühjahr 2020 weniger Sitzungen bei den Gerichten stattfanden und somit die Zeit zur Bearbeitung auch umfangreicher Akten genutzt werden konnte.
Anklagen zum Landgericht (Schwurgerichtskammer, Große Strafkammer und Jugendkammer) wurden im Jahr 2019 gegen 36 Personen erhoben, im Jahr 2020 gegen 22 Personen. Im Gegensatz zum Jahr 2018, in dem keine Anträge zum Landgericht Rottweil in Sicherungsverfahren (das sind Verfahren gegen Beschuldigte, die aufgrund einer psychischen Erkrankung schuldunfähig und für die Allgemeinheit gefährlich sind) erfolgten, wurden jedoch 2019 sechs und im Jahr 2020 sieben entsprechende Anträge gestellt.
Mehr Verfahren
Bei den Verfahren gegen bekannte Täter, die den größten Arbeitsaufwand ausmachen, ist insgesamt im Vergleich zu dem Jahr 2018 (13 495 Verfahren) ein Anstieg zu verzeichnen. Nach einem geringfügigen Rückgang um 87 Verfahren (0,6 Prozent)
im Jahr 2019 stiegen diese im Jahr 2020 um 630 Verfahren (4,7 Prozent) an.
Auch bei den Verfahren gegen unbekannte Täter ist im Vergleich zum Jahr 2018 ein Anstieg um insgesamt 4,6 Prozent (365 Verfahren) festzustellen. Demgegenüber nahm die Zahl der Ordnungswidrigkeitenverfahren, bei denen in den Vorjahren erhebliche Steigerungen zu verzeichnen gewesen waren, wieder ab und zwar im Jahr 2019 um knapp 35 Prozent, wohingegen die Zahlen im Jahr 2020 wieder um 16,7 Prozent angestiegen sind.
2019 stellte die Staatsanwaltschaft Rottweil insgesamt 2414 Anträge auf Erlass eines Strafbefehls, davon in 26 Fällen mit Beantragung von Freiheitsstrafen. Im Jahr 2020 wurden 2464 Anträge auf Erlass eines Strafbefehls gestellt, wobei in 33 Anträgen eine Freiheitsstrafe beantragt worden ist.
Personelle Veränderung
Oberstaatsanwalt Christoph Kalkschmid, bisher ständiger Vertreter der Behördenleiterin, der Leitenden Oberstaatsanwältin Sabine Mayländer, wird nach bald fünfjähriger Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft Rottweil die Behörde zum 12. April verlassen. Kalkschmid hat die für den Landkreis Freudenstadt zuständige Ermittlungsabteilung II geleitet. Er wechselt zur Staatsanwaltschaft Stuttgart, bei der er zukünftig als Hauptabteilungsleiter tätig sein wird. Über die Nachfolge ist noch nicht entschieden,.
Insgesamt sind in der Behörde 54 Personen beschäftigt, davon 19 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte. Die Staatsanwaltschaft Rottweil besteht aus fünf Abteilungen: drei Ermittlungsabteilungen (je eine für jeden Landkreis), der Vollstreckungsabteilung und der Verwaltungsabteilung. Leiter der für den Kreis Tuttlingen zuständigen Ermittlungsabteilung III ist Oberstaatsanwalt Michael Gross.