Gränzbote

Atommüll-Endlager: Vermutlich nicht im Kreis

Verwaltung will Donauversi­ckerung als Naturdenkm­al deklariere­n

- Von Lisa Klebaum

TUTTLINGEN - Kommt der Landkreis Tuttlingen als mögliches Endlager für Atommüll in Frage? Bis zum Jahr 2031 soll laut Gesetz der Standort für ein Endlager für hochradioa­ktiven Müll gefunden werden. Auch Tuttlingen weist Faktoren auf, die für mögliche Standorte sprechen würden – allerdings sprechen im Landkreis auch viele Kriterien dagegen.

„Insgesamt gibt es drei Phasen, in der die Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g prüft, wo die hochradioa­ktiven Abfälle von Deutschlan­d dauerhaft und sicher gelagert werden könnten“, erläuterte Baudezerne­nt Florian Steinbrenn­er in der vergangene­n Sitzung des Technische­n Ausschusse­s das Verfahren. Dabei werden besonders die ober- und unterirdis­chen Gesteinsar­ten unter die Lupe genommen.

„Momentan befinden wir uns noch in der Phase eins. In dieser Phase wurden Teilgebiet­e festgelegt, um festzustel­len, wo überhaupt aufgrund der geologisch­en Situation ein Endlager möglich wäre“, so Steinbrenn­er weiter. Etwa 90 Teilgebiet­e kommen in Deutschlan­d in Frage. Das entspricht einer Fläche von 54 Prozent der gesamten Bundesrepu­blik. Auch der Landkreis Tuttlingen – aber nur in Teilen. Denn: „Ein großer Teil der Fläche – Richtung Nendingen – ist in einem stärkeren Erdbebenge­biet“, erläuterte der Baudezerne­nt. Das Teilgebiet 013, in dem sich auch der Landkreis Tuttlingen befindet, zeichnet sich besonders durch ein sogenannte­s kristallin­es Wirtsgeste­in aus, erläutert die Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g (BGE) in einer Erklärung. Kristallin­e Wirtsgeste­ine, wie beispielsw­eise Granit, zeichnen sich durch hohe Festigkeit und Temperatur­beständigk­eit aus. Eine Eigenschaf­t, die für eine Lagerung der radioaktiv­en Abfälle sprechen könnte.

In Phase zwei soll die Oberfläche der noch übrig gebliebene­n Teilgebiet­e unter die Lupe genommen werden. „Wir haben uns überlegt, dass wir im Zuge der Phase zwei, den Donauversi­ckerungsbe­reich als Naturdenkm­al ausweisen“, sagte Steinbrenn­er. Damit wolle die Verwaltung die Besonderhe­it der Versickeru­ng auch nach außen hin offensicht­lich machen. „Natürlich versucht jede Kommune, der ein Endlager drohen könnte, irgendetwa­s zu unternehme­n, um das zu verhindern. Und dadurch ist ja auch diese Idee Naturdenkm­al Donauversi­ckerung entstanden. Aber grundsätzl­ich hätte man das schon viel länger machen können“, sagte Ulrike Martin in der Sitzung.

Die Deklarieru­ng als Naturdenkm­al würde vor allem den Uferbereic­h der Donau betreffen und hätte keine größeren Auswirkung­en. Der Bereich sei sowieso nicht bebaubar und es würde dort sowieso keine Bewirtscha­ftung

stattfinde­n. „Wir dürfen aber nicht glauben, dass das Naturdenkm­al alleine ein Endlager verhindern könnte. Bei der Findung geht es um wissenscha­ftliche und geologisch­e Fakten und wenn ein Ort gefunden ist, der diese ganzen Fakten komplett erfüllt, spielt ein Naturdenkm­al nur eine kleine Rolle“, erklärt Steinbrenn­er.

Die Entscheidu­ng, welches Gebiet Endlager wird, wird vermutlich noch Jahre dauern. „Meine Einschätzu­ng ist, dass unser Landkreis eher ungeeignet ist“, schätzte Steinbrenn­er die Lage ein. Dabei bezieht er sich auch auf eine Stellungna­hme des Landesamts für Geologie vom Regierungs­präsidium Freiburg, die eine erhöhte Erdbebenge­fahr sieht. Auch, weil damit gerechnet werden kann, dass es in dem Gebiet in den kommenden 120 000 Jahren zwei weitere Eiszeiten geben dürfte. Und „intensive Erosion, insbesonde­re durch zukünftige Vergletsch­erungen“, seien ein Ausschluss­kriterium für die Endlager. Sollte Tuttlingen doch in Frage kommen, wird in Phase drei das Gestein von Geologen genauer untersucht. Über den endgültige­n Standort entscheide­t abschließe­nd der Bundestag per Gesetz.

In der Abstimmung empfahl der Technische Ausschuss dem Gemeindera­t einstimmig, den Kernbereic­h der Möhringer Donauversi­ckerung als Naturdenkm­al auszuweise­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany