Weißer verlässt CDU wegen Corona-Politik
Ehemaliger Kreisvorsitzender der Jungen Union übt Kritik und wird Mitglied der „Basis“
NIEDERESCHACH (sbo) - Da er die Haltung der CDU in Bezug auf die Corona-Pandemie kritisiert, ist Louis Weißer aus der Partei sowie aus der Gemeinderatsfraktion ausgetreten. Weißer war von 2018 bis 2020 Kreisvorsitzender der Jungen Union.
Mit einem Paukenschlag endete die Sitzung des Gemeinderats, als Louis Weißer aus Schabenhausen seinen Austritt aus der CDU und damit auch aus der CDU-Gemeinderatsfraktion bekannt gab. Auch im Ortschaftsrat von Schabenhausen wird er künftig fraktionsloses Mitglied sein.
„Ich werde zukünftig als fraktionsloses Mitglied diesem Gemeinderat angehören und mich ausnahmslos für die freie Entfaltung unserer Bürger einsetzen. Betonen möchte ich hierbei, dass dies allein mit der bundespolitischen Situation zu tun hat und nichts mit meinen Fraktionskollegen hier im Rat“, erklärte Weißer.
„Wir leben in einer Zeit mit noch nie dagewesen Freiheitseinschränkungen, die den großen Konzernen und Playern dieser Welt unglaublichen Reichtum bescheren, während kleine- und mittelständische Unternehmen unter den extremen Einschränkungen in die Knie gezwungen werden“, meint Weißer. Genauso leiden aus Sicht von Weißer zwischenmenschliche Beziehungen.
„Unsere Grundrechte wurden uns unter dem Deckmantel, man schaffe Sicherheit, genommen. Aber: Grundrechte sind nicht verhandelbar“, meint Weißer. „Eine Partei, die für einen Staat der Bevormundung eintritt, anstatt die Freiheit des Volkes zu fördern, ist nicht meine Partei“, so Weißer.
Aus diesem Grund sei er nun Mitglied der basisdemokratischen Partei Deutschland, kurz „Die Basis“, geworden.
Der CDU-Ortsverbandsvorsitzende Adolf Schwab und die Fraktionssprecherin der CDU im Gemeinderat, Regina Rist, bedauern die Entscheidung und den Rückzug Weißers, respektieren aber dessen persönliche Entscheidung. Beide betonen, dass sie Weißer als Person sehr schätzen und immer gut mit ihm zusammengearbeitet haben. Mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie und Gespräche hierüber mit Weißer habe Rist es aber fast schon kommen sehen, dass sich ihr Stellvertreter in der Fraktion eventuell von der CDU abwenden würde. Sie finde den Rückzug schade, denkt aber, dass man trotzdem im Gemeinderat nach wie vor im Sinne der Bürger gut zusammenarbeiten werde.
Überhaupt nicht einverstanden mit einem Impfaufruf von Bürgermeister
Martin Ragg zeigte sich Louis Weißer. „Sie haben unsere Mitbürger dazu aufgerufen sich impfen zu lassen. Mir ist bewusst, dass Sie mit diesem Aufruf nur das Beste für die Menschen möchten. Dennoch sollten Sie zu diesem Thema die Neutralität wahren“, sagte Weißer. „Durch ihre Aussage steigt der Druck der Bevölkerung auf alle NichtGeimpften und die Spaltung nimmt zu“, lautete der Vorwurf von Weißer, verbunden mit der Aufforderung an Ragg, diese zurückzunehmen. Eine Aufforderung, der er nicht nachkommen werde, wie Ragg betonte.
Der Bürgermeister schilderte mit emotionalen Worten, wie sein vor wenigen Wochen verstorbener und zuvor noch sehr vitaler 85-jähriger Vater, sich wenige Tage vor dem ersten Impftermin mit Covid-19 infizierte und nach dem folgenden schweren Verlauf im Krankenhaus auf einer Intensivstation starb. Er habe seinen Vater leiden sehen, habe erlebt, wie das Virus ihm keine Chance ließ und dessen Lunge zersetzt habe. „Mein Vater hätte gerne noch einige Jahre gelebt und dies wäre möglich gewesen, wenn er geimpft gewesen wäre“, so Ragg. Deshalb spreche er sich klar und deutlich für eine Impfung aus. Während der Besuche bei seinem Vater im Krankenhaus habe er erlebt, wie das Pflegepersonal und die Ärzte um das Leben der Covid-19-Patienten gekämpft haben. Er habe großen Respekt vor der Arbeit der Pflegekräfte und der Ärzte. Ragg stehe voll und ganz hinter seinem Impfaufruf, gerade auch als Bürgermeister, dem das Wohl der Bürger wichtig sei und sehr am Herzen liege.