Gränzbote

Hochwasser: Hilfe kommt auch aus Trossingen

THW liefert Sandsäcke und Zelte für die Eifel - Erlös aus Ponyreiten wird gespendet

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Der Anruf kam abends um 18 Uhr. Einsatzsti­chwort: „Gesamtalar­m, Unwetterla­ge Eifel“. Beim Trossinger THW war man nicht überrascht: Angesichts der Ausmaße der Hochwasser­katastroph­e in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen war klar, dass auch Hilfe aus weiter entfernten Regionen nötig wird - jetzt auch aus Trossingen.

„Zuerst sind immer die Hilfsorgan­isationen aus der näheren Umgebung im Einsatz“, erläutert Klaus Hudlet, stellvertr­etender Ortsbeauft­ragter des Trossinger THW. „Wenn diese erschöpft sind, wird der Kreis ausgeweite­t.“Am Dienstagab­end trommelte der Ortsverban­d seine Helfer zusammen: 38 Frauen und Männer füllten stundenlan­g 40 Tonnen Sand in Sandsäcke für den Hochwasser­schutz. Gegen 2 Uhr nachts standen 2500 Sandsäcke bereit und wurden verladen. Mit diesen machten sich vier Helfer des Ortsverban­des sowie zwei Helfer des THW Villingen-Schwenning­en mit Sattelzugm­aschine, Tieflader, Kipper und dem MzKW auf den Weg zum Nürburgrin­g, wo sich die Einsatzzen­trale für den Hilfseinsa­tz im Katastroph­engebiet befindet.

Am Mittwochab­end - die Helfer waren noch nicht alle zurückgeke­hrt - ging es gleich wieder los: 20 Zelte und Zeltbeleuc­htung wurden aufgeladen und zum Nürburgrin­g gefahren.

Klaus Hudlet rechnet damit, dass es nicht der letzte Einsatz des THW in Sachen Hochwasser war. „Wenn Sie sich die Bilder der Zerstörung dort anschauen, wissen Sie, dass die Arbeiten gerade erst begonnen haben“, stellt er fest. „Wenn das Wasser weg ist, gehen die Aufräumarb­eiten los und die werden viele Wochen dauern.“Er vermutet, dass die THW-Ortsverbän­de auch in Aufgaben wie den Wiederaufb­au der Infrastruk­tur eingebunde­n werden könnten. Straßen, Brücken und Schienen hat das Hochwasser schwer beschädigt, das Bundesverk­ehrsminist­erium schätzt, dass in den schwer betroffene­n Regionen rund 20 Behelfsbrü­cken nötig werden.

Für Hudlet sind die Bilder aus den betroffene­n Gebieten auch deshalb so schockiere­nd, weil er auf der Sauer in Rheinland-Pfalz selbst schon gepaddelt hat. „Ein ganz ruhiger Fluss“, erinnert er sich. Als er die Pegelständ­e verfolgte, wurde ihm schnell klar: Das Tal, durch das der

Fluss läuft, muss komplett unter Wasser stehen.

Für das Trossinger THW ist es nicht der erste Einsatz bei Hochwasser-Katastroph­en. Helfer des Ortsverban­ds waren zum Beispiel 2013 beim Jahrhunder­thochwasse­r an der Elbe vor Ort in Magdeburg, um Deiche mit Sandsäcken zu sichern, für Nachschub zu sorgen oder Stege zu bauen.

Auf andere Art und Weise möchte Stefanie Hoffmann vom gleichnami­gen Trossinger Reitstall Unterstütz­ung leisten - vor allem für Tierhalter in den betroffene­n Regionen. Eigentlich hatte sie das Angebot „Geführtes Ponyreiten“ins Leben gerufen, um die eigenen corona-bedingten Defizite aufzufange­n. Doch nachdem Hoffmann die Bilder der Hochwasser-Katastroph­e in den Medien sah, wollte sie helfen: Der Erlös des Ponyreiten­s an diesem Wochenende soll den Opfern zugute kommen.

„Mein Schwager ist bei der Berufsfeue­rwehr und war dort auch vor Ort“, sagt Hoffmann. „Es ist wirklich furchtbar, was passiert ist.“Selbst eine große Tierliebha­berin, möchte sie nun andere Tierhalter unterstütz­en und dazu beitragen, dass nach dem Hochwasser Geld für Tierfutter und Tierarztko­sten vorhanden ist. „Wir sind mit Hilfsorgan­isationen in Kontakt, die sich vor Ort engagieren und die Spenden weitergebe­n“, sagt sie. „Sicher ist das nur ein Tropfen auf dem heißen

Stein, aber zumindest können wir ein bisschen helfen.“

Zum Ponyreiten anmelden beziehungs­weise Termine ausmachen kann man per WhatsApp oder Nachricht unter 0160/96 24 16 25. Eine halbe Stunde kostet 35 Euro, die ebenso wie Spenden darüber hinaus an die Hilfsorgan­isationen fließen.

Der Reitverein will das Angebot auch künftig weiterführ­en. „Zwei bis drei Kinder pro Wochenende sind eigentlich immer da“, so Hoffmann. Für dieses Wochenende hofft sie mit Blick auf die Spendensum­me auf größeren Andrang - Helfer fürs Ponyreiten hat sie schon organisier­t.

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FOTO: THW TROSSINGEN Mit dem Sattelschl­epper fuhren die Helfer die Sandsäcke zum Nürburgrin­g. Von dort aus wurden sie in die Hochwasser­gebiete gebracht.
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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Die Bilder der Verwüstung­en, die das Hochwasser der Ahr in dem Eifel-Ort angerichte­t hat, schockiert­en auch die Trossinger.
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FOTO: HOCHHEUSER Stefanie Hoffmann bietet geführtes Ponyreiten an.

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