Anführer auf Abruf
Ravensburger Ömer Toprak ist bis auf Weiteres neuer Kapitän von Werder Bremen
RAVENSBURG/BREMEN - Zum 32. Geburtstag machten seine Mitspieler Ömer Toprak ein besonderes Geschenk: Mit klarer Mehrheit wählten sie den Ravensburger zum neuen Kapitän von Werder Bremen. „Ich bin sehr stolz darauf“, sagt der Verteidiger. „Es ist noch einmal etwas anderes, wenn man von seinen Mitspielern gewählt und nicht bestimmt wird.“
Toprak soll also vorangehen beim Versuch des Traditionsclubs, in der am Freitag beginnenden ZweitligaSaison die Scharte des überraschenden Abstiegs auszuwetzen und den viermaligen deutschen Meister zurück ins Fußball-Oberhaus zu führen. „Ich bin froh und glücklich mit dieser Entscheidung“, sagt Bremens neuer Trainer Markus Anfang über die Wahl seiner Mannschaft. „Ömer ist ein Spieler, der das Amt gut erfüllen kann.“
Der gebürtige Ravensburger, der einst beim TSB und FV Ravensburg ausgebildet wurde, ehe es über den SC Freiburg und Bayer Leverkusen zu Borussia Dortmund und vor zwei Jahren weiter zu Werder ging, setzt bei seiner neuen Aufgabe vor allem auf Erfahrung und Offenheit. Dabei orientiert er sich auch an seinen ehemaligen Spielführern wie Michael Ballack, Simon Rolfes oder Marcel Schmelzer. „Ich versuche, den Jungs mitzugeben, dass wir alles auf dem Platz geben und ein gutes Arbeitsklima haben“, erklärt Toprak. „Es muss allen gut gehen, damit wir erfolgreich sind.“
Von einem Erfolg würden sie in Bremen wohl nur sprechen, wenn nach 34 Spieltagen im Mai der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga feststeht. Auch wenn Toprak bewusst ist, dass ein Platz unter den ersten zwei in der extrem stark besetzen Zweiten Liga alles andere als ein Selbstläufer wird, betont er die persönliche und kollektive Verantwortung für die entstandene Situation. „Ich habe mich nach dem Abstieg sehr schlecht gefühlt und war sehr enttäuscht, dass wir es verbockt haben. Es liegt jetzt an uns, an jedem Spieler, der da ist, es wieder gutzumachen.“Der kurze Einschub „der da ist“zeigt das Problem von Werder: Die Bremer müssen nach dem Abstieg unbedingt Transfererlöse erwirtschaften, zahlreiche Spieler stehen vor dem Absprung – auch Toprak.
Über die Zukunft des Innenverteidigers wurde in den vergangenen Tagen
viel spekuliert. Sportlich ist er im Grunde unverzichtbar, wirtschaftlich wegen eines für Zweitliga-Verhältnisse horrenden Jahresgehaltes von geschätzten 1,8 Millionen Euro eine hohe Belastung. Weshalb nicht allein sein Wille über einen Verbleib entscheidet, sondern auch die Bereitschaft des Clubs, ihn bei einem passenden Angebot abzugeben. „Eine Garantie kann man einfach nicht geben.
Wir sind in einer sportlich und finanziell schwierigen Situation. Und wir sind in einem Transferfenster. Da ist es schwierig, Garantien auszusprechen“, sagt Toprak.
Auch sein eigener Anspruch ist ein anderer als die 2. Liga. Kein Wunder bei 263 Bundesliga-Einsätzen, 39 Champions-League-Partien und 27 Länderspielen für die Türkei. „Es war nie mein Ziel, 2. Liga zu spielen, aber
manchmal ist das im Leben so. Ich werde Gas geben, solange ich hier bin“, sagt er. Zuletzt war von einem Angebot aus der Türkei die Rede. Doch zunächst gilt der Fokus voll und ganz dem Auftaktspiel der Bremer gegen Ex-Bundesligist Hannover 96 (Samstag, 20.30 Uhr/Sport1 und Sky). „Aus Respekt vor dem Verein werden wir alles geben.“Ein wenig klingt das schon nach Abschied.