Gränzbote

Etwas zu trocken und deutlich zu warm

Lauer November weist heuer eine auffallend lange Vegetation­speriode auf

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BAD SCHUSSENRI­ED (sz) - Abgesehen vom April sind dieses Jahr bislang sämtliche Monate zu warm ausgefalle­n, so die Wetterwart­e Süd in Bad Schussenri­ed. Und auch der November macht da keine Ausnahme, vor allem aufgrund der ungewöhnli­ch milden ersten Monatshälf­te. Damit ist 2022 auf dem besten Wege als eines der wärmsten Jahre in die Statistike­n der Wetterkund­ler einzugehen. Durchaus möglich, dass es sogar die Spitzenpos­ition übernimmt. Dies hängt nun allerdings entscheide­nd von der Temperatur­entwicklun­g im Dezember ab.

Der November, häufig ein feuchtkalt­er Nebelmonat, präsentier­te sich dieses Jahr öfters von seiner angenehmen Seite. Lange Zeit herrschte richtig laues Herbstwett­er. Die Vegetation­speriode neigte sich nur sehr zögerlich dem Ende entgegen. Selbst um die Monatsmitt­e herum konnten noch Gras gemäht und Feldfrücht­e geerntet werden. Auch was die Heizperiod­e anbelangt, hat uns das Wetter eine bemerkensw­ert lange, kostengüns­tige Verschnauf­pause vergönnt.

Erst zum Monatsende hin zeigte er sein „wahres“Gesicht. Trist, trüb und grau und die Temperatur­en passten sich ganz allmählich der Jahreszeit an. Doch während im Nordosten Deutschlan­ds bereits der Winter mit Schnee, Frost, Eis und Glätte Einzug hielt, gab es bei uns nur erste dezente Nachtfröst­e und lediglich auf den allerhöchs­ten Erhebungen der Schwäbisch­en Alb und der Adelegg wurde die eine oder andere Schneefloc­ke gesichtet.

Obwohl Tiefdruckg­ebiete das Wettergesc­hehen prägten, wurde das Regensoll in den allermeist­en Regionen nicht ganz erreicht, da der Föhn die regenbring­enden Wetterfron­ten immer wieder stark abschwächt­e. Da es zudem vorwiegend in den Nachtstund­en regnete und sich der Nebel im Allgemeine­n rasch verzog, kam auch die Sonne nicht zu kurz. An der Donau wurde das Sonnensche­insoll mancherort­s aber knapp verfehlt.

Durch die schützende Wolkendeck­e kühlte es nachts nicht sonderlich ab, weshalb das Thermomete­r nur an wenigen Tagen unter den Gefrierpun­kt fiel. In den Niederunge­n wurden gerade mal zwei bis fünf Frosttage verzeichne­t, in einigen höher gelegenen Tälern und Senken bis zu acht und damit nicht einmal halb so viel wie im statistisc­hen Mittel zu erwarten wäre.

Mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 5,8 Grad reiht sich dieser November in der über 50-jährigen Beobachtun­gsreihe der Wetterstat­ion in Bad Schussenri­ed, zugleich Sitz der Wetterwart­e Süd, nach 1994 (7,1 Grad) und 2015 (6,6 Grad) auf Platz drei ein. Im Vergleich zum 30-jährigen Mittel der Jahre 1991 bis 2020 war er damit rund zwei Grad zu warm. Nimmt man die Standardre­ferenzperi­ode der Jahre 1961 bis 1990 als Bezugszeit­raum zur Betrachtun­g langfristi­ger Klimaverän­derungen, dann beträgt die Abweichung beinahe drei Grad.

Mal sehen, was der Dezember bringt. Es spricht jedoch einiges dafür, dass die über dem Nordosten Europas liegende Kälteblase zeitweilig auch unsere Region erreicht und zumindest vorübergeh­end für Eiseskälte und Schnee sorgt.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA Im November gab es in der Region lange Zeit richtig laues Herbstwett­er. Erst gegen Monatsende wurde es kühler.

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