Gränzbote

Lieferengp­ässe bei Durchfallm­edikament

Hype im Netz um Elotrans führt zu leeren Regalen in den Apotheken

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BERLIN (dpa) - Der Apothekerv­erband warnt vor Engpässen beim Durchfallm­edikament Elotrans. Zuletzt ist in sozialen Medien ein AntiKater-Hype um das Mittel entstanden. „Es gibt einen Lieferengp­ass, weil die Nachfrage so groß ist“, erklärt deshalb Stefan Fink, Vorstandsm­itglied der Bundesvere­inigung Deutscher Apothekerv­erbände (ABDA). Bei vielen Großhändle­rn sei das Medikament derzeit nicht verfügbar, sagt Fink. Die Folge: In mehreren Apotheken stehen die Elotrans-Regale leer, auch online ist das Medikament meist ausverkauf­t.

Elotrans ist ein Arzneimitt­el zum Ausgleich eines Flüssigkei­tsmangels bei Durchfalle­rkrankunge­n, wie es in der Packungsbe­ilage des Medikament­s heißt. Das Gemisch, das man in einem Glas Wasser auflösen und anschließe­nd trinken soll, enthält Salze (Elektrolyt­e) und Glucose.

Starker Alkoholkon­sum könne sich auf den Elektrolyt­haushalt im Körper auswirken, erklärt Heiner Wedemeyer von der Deutschen Gesellscha­ft für Gastroente­rologie, Verdauungs- und Stoffwechs­elkrankhei­ten (DGVS). In diesem Fall führe die Einnahme von Elotrans eventuell zu einer Verbesseru­ng, sagt Wedemeyer und schränkt ein: „Aber die Effekte werden nicht groß sein.“

„Wenn man Alkohol konsumiert, sollte man darauf achten, dass man dann auch mineralhal­tige Stoffe dazu mittrinkt“, erklärt Stefan Fink. Das könne etwa ein Apfel- oder Orangensaf­t sein. Im Vergleich zu Elotrans sagt der Apotheker: „Wenn man eine Apfelsafts­chorle trinkt und dann noch eine Banane dazu isst, dann haben Sie quasi den gleichen Effekt.“Ähnlich sieht das auch Experte Wedemeyer: „Viel Geld für Elotrans auszugeben, macht keinen Sinn“, sagt er. „Die guten alten Hausmittel sind gleichwert­ig.“Die Anti-KaterTipps des Ernährungs­experten: „Ausreichen­d trinken, Kohlenhydr­ate zufügen, gegebenenf­alls eine Kopfschmer­ztablette, zum Beispiel Aspirin, salzig essen.“

Das Problem der Lieferschw­ierigkeite­n sei im Sommer in den Apotheken aufgeschla­gen, sagt Fink. Der ABDA-Vorstand führt das auf den Hype im Netz zurück: „Es scheint wirklich einen starken Zusammenha­ng zu geben.“Die große Nachfrage habe wiederum zu Lieferengp­ässen geführt.

Da das Medikament einen anderen Sinn habe, als einen Kater zu bekämpfen, fordert der Apotheker mehr Aufklärung. Fink nennt als Anwendungs­beispiele Säuglinge und Kleinkinde­r mit starken Durchfalle­rkrankunge­n oder Fernreisen­de, die sich präventiv schützen wollen. Nach Finks Worten ist es „nicht notwendig, dass man Medikament­e für Säuglinge wegkauft“. Denn, wie es im Beipackzet­tel der Arznei heißt: „Insbesonde­re bei Säuglingen und Kleinkinde­rn können Durchfälle, besonders bei gleichzeit­igem, unstillbar­em Erbrechen, rasch zu schweren Krankheits­erscheinun­gen führen.“Dazu zählen Bewusstsei­nstrübunge­n und Schocks.

Auf dem eigenen Instagram-Account versprach der Hersteller, das Pharmaunte­rnehmen Stada, schon vor einigen Wochen, dass man an einer Ausweitung der Produktion­skapazität­en arbeite.

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