Musiker setzen Kriminalfall in Szene
Stadtkapelle Mühlheim überzeugt mit Krimi-Konzert - Zuhörer von Ermittler-Duo amüsiert
MÜHLHEIM – Ein Kriminalfall, Spannung und markante Musik – mit dieser Kombination hat die Stadtkapelle Mühlheim bei den rund 100 Zuhörern in der Festhalle einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mit seiner Idee, ein Krimi-Konzert aufzuführen gelang Dirigent Antal Fenyvesi eine Punktlandung. „Tatort Festhalle Mühlheim“löste minutenlangen Applaus aus.
Die Titelmusik vom Tatort läuft. Aber es läuft dabei nicht die wöchentliche bekannte TV-Krimiserie am Sonntag. Nein! Es ist Samstagabend und der Tatort ist die Festhalle Mühlheim. Mit der bekannten und zugleich markanten Melodie beginnen die rund 40 Musiker der Stadtkapelle Mühlheim auf der Bühne eindrucksvoll ihr Krimi-Konzert vor rund 100 Zuhörern.
Und wie es sich nach der TatortTitelmelodie traditionell gehört, nimmt der Krimi direkt seinen Lauf – so auch in Mühlheim: Vor der Bühne treten die beiden waschechten Ermittler in Person von Rainer Langeneck und Thomas Kalmbach zu ihrer Nachtschicht an. Das Telefon klingelt und prompt verwandelt sich aus einer vermeintlich ruhigen Schicht eine aufregende Nacht. Die „Soko Ettenberg“ermittelt in einem brisanten Kriminalfall, denn es gibt eine Leiche am Kriegerdenkmal. Die Polizei-Akademie rückt deshalb in den Mittelpunkt mit „The Police Acadamy March“. Ganz anders als die Klänge eines strengen Krimis versprüht der Titelsong des US-amerikanischen Spielfilms „Police Academy - Dümmer als die Polizei erlaubt“Lockerheit und Fröhlichkeit. Genau diese Eigenschaften vermitteln auch die Musiker auf der Bühne.
Die beiden Schnüffler inspizieren den Tatort und mischen sich mit einem Bild des Opfers ins Publikum. Schnell stellt sich heraus: Es ist Josef, der eigentlich beim Konzert der Stadtkapelle am Horn mitspielen soll. „Der bläst heute nicht mehr“, stellen die beiden Polizisten ernüchternd fest. Das Publikum amüsiert sich bei jedem ihrer schwäbischen Dialoge. Unter den Musikern verdächtigen sie Julius, der jede Unschuld von sich weist. Doch die Ermittler lassen nicht locker, finden einen Schuhabdruck und machen sich auf den Weg zum Verdächtigen. „Julius! Aufstehen! Umdrehen! Und deine
Füße anziehen wie ein Gaul!“, bitten ihn die Ermittler ganz höflich. Glück für Julius, keine Übereinstimmung des Schuhabdrucks.
Die Ermittlungen ziehen sich weiter wie ein roter Faden durch das Krimi-Konzert. In der Geschichte verpacken die beiden Darsteller gekonnt die Ankündigungen der Lieder, die die Musiker mit viel Qualität auf der Bühne präsentieren. Mit „The Sound of Crime“erleben die Zuhörer ein Auf und Ab der Gefühle. Die Stadtkapelle baut mit den einzelnen Registern einen Spannungsbogen auf, eine düstere Atmosphäre macht sich breit, eine Schrecksekunde und ein Schrei – alle Zutaten für einen Krimi packen die Musiker in dieses Lied und formen damit einen Höhepunkt des Abends.
Wenig später reist die Stadtkapelle eindrucksvoll mit „Axel F“nach Beverly Hills. Schon an den ersten drei Tönen erkannte das Publikum die weltbekannte rhythmische Melodie. Zuvor erwecken sie Michael Jackson mit „Smooth Criminal“wieder zum Leben – auch diesen Welthit rücken die Mühlheimer Musiker gekonnt ins richtige Licht und liefern mit den Registern die passenden Akzente.
Das Ermittler-Duo findet in der Zwischenzeit das Auto des Opfers,
genauso das Horn, Cola- und Schnapsflaschen. „Wollte ihn jemand abfüllen und dabei ist was schiefgegangen?“, stellen sie sich die Frage. Auch Fingerabdrücke finden sie. Schnell kommt raus: Auch der Dirigent und ein weiterer Musiker der Stadtkapelle scheinen die Finger an der Schnapsflasche gehabt zu haben. Letztlich aber atmet Mühlheim auf. Es gibt zwar eine Schnapsleiche, aber keinen Mörder.
Egal wie – Fakt ist: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“– mit dem Hit von Bill Ramsey versetzen der Dirigent und seine Musiker die Zuhörer in die 50er-Jahre zurück. Und bei „Pfeif drauf“pfeift das Publikum melodiensicher mit – denn für viele ist das Lied aus klassischen Vorabendserien wie die „RosenheimCops“bekannt“. Auch dieser Auftritt gelingt.
Nur mit dem „Kriminal Tango“soll es nicht auf Anhieb klappen. Das liegt aber an technischen Problemen des Mikrofons. Die Stadtkapelle spielt das Lied zunächst ohne den Gesang von Eva-Maria Sulzmann und Oliver Scheunemann – zum Ende des Krimi-Konzert dürfen aber auch die beiden Sänger ihr Gesangstalent unter Beweis stellen und ernten damit viel Beifall. Nachdem der Kriminalfall in trockenen Tüchern ist, erhalten Rainer Langeneck und Thomas Kalmbach einen Sonderapplaus, genauso klatschen die Zuhörer minutenlang für die Stadtkapelle und den Dirigenten und fordern „Zugabe“. Die Musiker lassen sich nicht lange bitten und verabschieden sich von ihrem Publikum fernab des Krimis mit zwei Weihnachtsliedern und Dankesworten vom Vorsitzenden Jörg Eichwald. Das Krimi-Konzert dürfen die Verantwortlichen definitiv als vollen Erfolg verbuchen, auch wenn der Abend mehr Zuhörer verdient gehabt hätte.