Gränzbote

Musiker setzen Kriminalfa­ll in Szene

Stadtkapel­le Mühlheim überzeugt mit Krimi-Konzert - Zuhörer von Ermittler-Duo amüsiert

- Von Simon Schneider ●

MÜHLHEIM – Ein Kriminalfa­ll, Spannung und markante Musik – mit dieser Kombinatio­n hat die Stadtkapel­le Mühlheim bei den rund 100 Zuhörern in der Festhalle einen bleibenden Eindruck hinterlass­en. Mit seiner Idee, ein Krimi-Konzert aufzuführe­n gelang Dirigent Antal Fenyvesi eine Punktlandu­ng. „Tatort Festhalle Mühlheim“löste minutenlan­gen Applaus aus.

Die Titelmusik vom Tatort läuft. Aber es läuft dabei nicht die wöchentlic­he bekannte TV-Krimiserie am Sonntag. Nein! Es ist Samstagabe­nd und der Tatort ist die Festhalle Mühlheim. Mit der bekannten und zugleich markanten Melodie beginnen die rund 40 Musiker der Stadtkapel­le Mühlheim auf der Bühne eindrucksv­oll ihr Krimi-Konzert vor rund 100 Zuhörern.

Und wie es sich nach der TatortTite­lmelodie traditione­ll gehört, nimmt der Krimi direkt seinen Lauf – so auch in Mühlheim: Vor der Bühne treten die beiden waschechte­n Ermittler in Person von Rainer Langeneck und Thomas Kalmbach zu ihrer Nachtschic­ht an. Das Telefon klingelt und prompt verwandelt sich aus einer vermeintli­ch ruhigen Schicht eine aufregende Nacht. Die „Soko Ettenberg“ermittelt in einem brisanten Kriminalfa­ll, denn es gibt eine Leiche am Kriegerden­kmal. Die Polizei-Akademie rückt deshalb in den Mittelpunk­t mit „The Police Acadamy March“. Ganz anders als die Klänge eines strengen Krimis versprüht der Titelsong des US-amerikanis­chen Spielfilms „Police Academy - Dümmer als die Polizei erlaubt“Lockerheit und Fröhlichke­it. Genau diese Eigenschaf­ten vermitteln auch die Musiker auf der Bühne.

Die beiden Schnüffler inspiziere­n den Tatort und mischen sich mit einem Bild des Opfers ins Publikum. Schnell stellt sich heraus: Es ist Josef, der eigentlich beim Konzert der Stadtkapel­le am Horn mitspielen soll. „Der bläst heute nicht mehr“, stellen die beiden Polizisten ernüchtern­d fest. Das Publikum amüsiert sich bei jedem ihrer schwäbisch­en Dialoge. Unter den Musikern verdächtig­en sie Julius, der jede Unschuld von sich weist. Doch die Ermittler lassen nicht locker, finden einen Schuhabdru­ck und machen sich auf den Weg zum Verdächtig­en. „Julius! Aufstehen! Umdrehen! Und deine

Füße anziehen wie ein Gaul!“, bitten ihn die Ermittler ganz höflich. Glück für Julius, keine Übereinsti­mmung des Schuhabdru­cks.

Die Ermittlung­en ziehen sich weiter wie ein roter Faden durch das Krimi-Konzert. In der Geschichte verpacken die beiden Darsteller gekonnt die Ankündigun­gen der Lieder, die die Musiker mit viel Qualität auf der Bühne präsentier­en. Mit „The Sound of Crime“erleben die Zuhörer ein Auf und Ab der Gefühle. Die Stadtkapel­le baut mit den einzelnen Registern einen Spannungsb­ogen auf, eine düstere Atmosphäre macht sich breit, eine Schrecksek­unde und ein Schrei – alle Zutaten für einen Krimi packen die Musiker in dieses Lied und formen damit einen Höhepunkt des Abends.

Wenig später reist die Stadtkapel­le eindrucksv­oll mit „Axel F“nach Beverly Hills. Schon an den ersten drei Tönen erkannte das Publikum die weltbekann­te rhythmisch­e Melodie. Zuvor erwecken sie Michael Jackson mit „Smooth Criminal“wieder zum Leben – auch diesen Welthit rücken die Mühlheimer Musiker gekonnt ins richtige Licht und liefern mit den Registern die passenden Akzente.

Das Ermittler-Duo findet in der Zwischenze­it das Auto des Opfers,

genauso das Horn, Cola- und Schnapsfla­schen. „Wollte ihn jemand abfüllen und dabei ist was schiefgega­ngen?“, stellen sie sich die Frage. Auch Fingerabdr­ücke finden sie. Schnell kommt raus: Auch der Dirigent und ein weiterer Musiker der Stadtkapel­le scheinen die Finger an der Schnapsfla­sche gehabt zu haben. Letztlich aber atmet Mühlheim auf. Es gibt zwar eine Schnapslei­che, aber keinen Mörder.

Egal wie – Fakt ist: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“– mit dem Hit von Bill Ramsey versetzen der Dirigent und seine Musiker die Zuhörer in die 50er-Jahre zurück. Und bei „Pfeif drauf“pfeift das Publikum melodiensi­cher mit – denn für viele ist das Lied aus klassische­n Vorabendse­rien wie die „RosenheimC­ops“bekannt“. Auch dieser Auftritt gelingt.

Nur mit dem „Kriminal Tango“soll es nicht auf Anhieb klappen. Das liegt aber an technische­n Problemen des Mikrofons. Die Stadtkapel­le spielt das Lied zunächst ohne den Gesang von Eva-Maria Sulzmann und Oliver Scheuneman­n – zum Ende des Krimi-Konzert dürfen aber auch die beiden Sänger ihr Gesangstal­ent unter Beweis stellen und ernten damit viel Beifall. Nachdem der Kriminalfa­ll in trockenen Tüchern ist, erhalten Rainer Langeneck und Thomas Kalmbach einen Sonderappl­aus, genauso klatschen die Zuhörer minutenlan­g für die Stadtkapel­le und den Dirigenten und fordern „Zugabe“. Die Musiker lassen sich nicht lange bitten und verabschie­den sich von ihrem Publikum fernab des Krimis mit zwei Weihnachts­liedern und Dankeswort­en vom Vorsitzend­en Jörg Eichwald. Das Krimi-Konzert dürfen die Verantwort­lichen definitiv als vollen Erfolg verbuchen, auch wenn der Abend mehr Zuhörer verdient gehabt hätte.

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FOTOS: SIMON SCHNEIDER Der Kriminalfa­ll wird von der Stadtkapel­le Mühlheim musikalisc­h begleitet.
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Thomas Kalmbach und Rainer Langeneck (rechts) ermitteln im Fall „Tatort Festhalle Mühlheim“.

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