Frust über WM-Aus trifft Luis van Gaal
(SID) - Die Abschiedsrede von Louis van Gaal war kaum verhallt, da prasselte massive Kritik auf den scheidenden Bondscoach ein. Wieder Argentinien, wieder ein Elfmeterdrama wie 2014 in Brasilien. Doch der Frust über das verfrühte WM-Aus von Oranje richtete sich in der Heimat vor allem gegen die biedere Spielweise.
Der Verantwortliche? Van Gaal. Mit ihm habe der niederländische Verband „den falschen Star für die WM-Show gewählt“, titelte „De Telegraaf“, die „offensive Ohnmacht“sei „schmerzlich anzusehen“gewesen. „NRC“bezeichnete den Spielstil als „opportunistischen Kampffußball“. Und das in einem Land, das stolz ist auf die Zeit des „Voetbal totaal“. Das Spiel aber entwickele sich weiter, sagte der 71-Jährige nach dem Viertelfinale, der letzten Partie seiner dritten Amtszeit. „Es ist schwieriger als vor 20 Jahren, so offensiv zu spielen, wie es Ajax getan hat.“
Auf Ronald Koeman, der als Nachfolger feststeht, wartet viel Arbeit. Er hinterlasse aber „eine exzellente Gruppe“, so van Gaal. Ohne jene Flügelspieler aber, die sie in der Elftal so gern sehen. Wohl auch deshalb hinterfragte „NRC“, warum van Gaal behauptete, „die Niederlande könnten Weltmeister werden“. Die WM hätte der krönende Abschluss werden sollen – doch der Traum platzte im Viertelfinale (3:4 i.E.). Dennoch hob van Gaal die Moral der Spieler, den Freistoßtrick beim Tor zum 2:2 und die Serie von 20 Spielen ohne Niederlage hervor. „Ich hatte eine fantastische, wunderbare Zeit“, so der Coach.
Im April hatte er seine Prostatakrebs-Erkrankung öffentlich gemacht, für seine Spieler ein Motivationsschub. „Jeder weiß, dass er etwas Schreckliches hat“, sagte Torhüter Andries Noppert: „Dann willst du es gut für ihn beenden.“Ob sich van Gaal wirklich in die Rente verabschiedet? „Wenn ein interessantes Angebot kommt, könnte ich als Trainer weitermachen“, hatte er vor dem Spiel gescherzt. Er sei „71 Jahre jung, sehe noch gut und unfassbar jung aus“.