Gränzbote

Labbadias Baustellen

Neuer Trainer startet beim VfB Stuttgart – Die Schwächen des Teams sind umfangreic­h

- Von Kristina Puck

(dpa) – Die Platzierun­g ist minimal besser, die Ausgangsla­ge aber nahezu identisch: Als Bruno Labbadia den VfB Stuttgart Mitte Dezember 2010 zum ersten Mal übernahm, standen die Schwaben mit nur zwölf Punkten auf Abstiegspl­atz 17. Dennoch führte der gebürtige Darmstädte­r die Brustring-Elf um Kapitän Matthieu Delpierre am Ende seiner ersten Saison am Wasen noch zum Klassenerh­alt. In den folgenden beiden Jahren schaffte Labbadia mit dem VfB sogar den Einzug in die Europa League und ins DFB-Pokalfinal­e. Verständli­cherweise sind die Hoffnung beim Tabellen-16. groß, dass der frühere Stürmer auch in seiner zweiten Amtszeit in der schwäbisch­en Landeshaup­tstadt erneut eine ähnliche Erfolgsges­chichte schreibt. „Er ist ein akribische­r Arbeiter und lebt den Spielern Profession­alität vor. Ich bin überzeugt davon, dass er die schwierige Aufgabe mit seinem Team lösen kann“, verteidigt­e VfBEhrensp­ielführer und 1990-Weltmeiste­r Guido Buchwald den von vielen Fans und Experten kritisch beäugten Labbadia.

Doch die Aufgabe für den Nachfolger von Pellegrino Matarazzo und Interimstr­ainer Michael Wimmer ist alles andere als einfach. Ab Montag, wenn Labbadia sein erstes Training mit der Mannschaft leiten wird, wird es ernst. Die Baustellen, die der 56Jährige

bis zum ersten Pflichtspi­el am 21. Januar gegen den 1. FSV Mainz 05 bearbeiten muss, sind umfangreic­h. Ein Überblick:

Wie kassiert der VfB weniger Gegentreff­er?

Stuttgart

Da wäre zum einen die Defensive, die Labbadia verbessern sollte. Für eine sorgenfrei­e Saison waren die Stuttgarte­r mit bisher 27 Gegentoren zu anfällig. Nur der VfL Bochum (36) und der FC Schalke 04 (32), als Vorletzter und Letzter noch hinter dem VfB in der Tabelle, sowie der 1. FC Köln (29) haben sich mehr Tore eingefange­n. Im eigenen Stadion schafft es der VfB einfach nicht, mal keinen Gegentreff­er zu kassieren. Das einzige

Zu-null-Spiel gelang in dieser Saison beim 0:0 Ende August beim 1. FC Köln.

Wie schießt der VfB mehr Tore?

In der Offensive stand dagegen schon fünfmal die Null. Die Schwaben traten oft zu harmlos auf und erzielten bisher nur 18 Tore. In dieser Statistik stehen nur die Verfolger Bochum (14) und Schalke (13) schlechter da. Der österreich­ische Nationalst­ürmer Sasa Kalajdzic hatte Stuttgart für einen Wechsel nach England verlassen, Neuzugang Serhou Guirassy traf als erfolgreic­hster VfB-Torschütze nur viermal. „Es fehlt ein bisschen an Plan, am System, an der Disziplin, an der Leidenscha­ft.

All diese Dinge, die eine gute Mannschaft auszeichne­n“, kritisiert­e VfB-Ehrenpräsi­dent Erwin Staudt generell.

Wie stellt sich die Mannschaft auf?

Immer wieder kursieren Wechselger­üchte um Linksverte­idiger und Leistungst­räger Borna Sosa, der mit Kroatien aktuell bei der WM für Aufsehen sorgt. Einen Verkaufszw­ang für diesen Winter schloss Vorstandsc­hef Alexander Wehrle aber aus. Kritiker bemängeln angesichts der Strategie von Ex-Sportdirek­tor Sven Mislintat, insbesonde­re auf junge Talente zu setzen, die mangelnde Erfahrung im Team. Für Neuzugänge besitzt der VfB finanziell aber wenig Spielraum. Buchwald sieht für Labbadia viel Gesprächsb­edarf: „Er muss erst mal eine gewisse Hierarchie in das Team bringen.“

Wann beendet der VfB Stuttgart seine Auswärtsmi­sere?

Unter Interimstr­ainer Michael Wimmer ging das Warten auf den ersten Saisonsieg beim 4:1 gegen Bochum Mitte Oktober endlich zu Ende. Alle vier Pflichtspi­ele vor eigenem Publikum, inklusive DFB-Pokal, entschied der VfB mit Wimmer für sich. Die Auswärtssc­hwäche stellte aber auch der frühere Assistent von Pellegrino Matarazzo nicht ab. Im gesamten Jahr 2022 glückte kein Erfolg in der Fremde. Labbadia hat dazu die erste Chance am 24. Januar bei der TSG 1899 Hoffenheim.

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FOTO: SOEREN STACHE/AFP Bruno Labbadia startet am Montag mit dem ersten Training nach der Winterpaus­e mit der Mission Klassenerh­alt beim VfB Stuttgart.

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