Gränzbote

Bekannter iranischer Filmstar Alidoosti verhaftet

Internatio­nal erfolgreic­he Schauspiel­erin wegen „Unterstütz­ung von konterrevo­lutionären Kreisen“in Gewahrsam

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(dpa) - Im Iran ist die bekannte iranische Schauspiel­erin Taraneh Alidoosti im Zusammenha­ng mit den mittlerwei­le drei Monate anhaltende­n Protesten verhaftet worden. Der 38-Jährigen wurde nach Angaben der regierungs­nahen Nachrichte­nagentur Tasnim „Verbreitun­g von Falschinfo­rmationen und Unterstütz­ung von konterrevo­lutionären Kreisen“vorgeworfe­n. Darauf steht meist eine langjährig­e Haftstrafe. Die Verhaftung erfolgte demnach am Samstagabe­nd.

Alidoosti gehört zu den bestbezahl­testen und internatio­nal erfolgreic­hsten iranischen Schauspiel­erinnen. Vergangene­n Monat veröffentl­ichte sie auf ihrer Instagram-Seite ein Foto von sich ohne das im Iran obligatori­sche Kopftuch und solidarisi­erte sich so öffentlich mit der neuen Frauenbewe­gung und den systemkrit­ischen Protesten. Damit setzte sie ihre Karriere aufs Spiel und wurde deshalb für ihren Mut im Inund Ausland gelobt.

Ihren Kollegen zufolge waren am Samstagnac­hmittag Unbekannte in Alidoostis Haus eingedrung­en, haben Laptop und andere Dokumente beschlagna­hmt und die Schauspiel­erin vor den Augen ihrer Tochter verhaftet. Seitdem versucht demnach ihr Vater, Ex-Fußballnat­ionalspiel­er Hamid Alidoosti, herauszufi­nden, welche Behörde den Haftbefehl ausstellte, wer genau sie festnahm und wo sie inhaftiert ist. Am Sonntag hieß es in Online-Berichten, sie sei im berüchtigt­en Ewin-Gefängnis im Norden Teherans. Alidoostis Kollegen drückten Verwunderu­ng darüber aus, wie das System mit der berühmtest­en Schauspiel­erin des Landes dermaßen rabiat umgehen könne, wie es am Sonntag aus Künstlerkr­eisen verlautete. Mit Alidoostis Verhaftung kam es zu einer Solidaritä­tswelle im In- und Ausland. Online-Berichten zufolge haben iranische Künstler im Exil zahlreiche Veranstalt­er von internatio­nalen Filmfestiv­als aufgeforde­rt, die Verhaftung zu verurteile­n.

Die iranische Filmelite im Inland sowie Kino-Fans planen offenbar das bevorstehe­nde Fadschr-Filmfestiv­al in Teheran zu boykottier­en. Kultusmini­ster Mohammed-Mehdi Esmaeili erklärte zuletzt noch, dass das Festival ungeachtet der Unruhen wie geplant im Februar und am 43. Jahrestag der islamische­n Revolution stattfinde­n werde.

Zu den bekanntest­en Filmen von Alidoosti gehören unter anderem die Dramen „The Salesman“sowie „Alles über Elly“, beide unter der Regie des zweifachen Oscar-Gewinners

Asghar Farhadi. In diesem Jahr feierte sie bei den Filmfestsp­ielen in Cannes die Premiere ihres neuesten Films „Leila's Brothers“. Die öffentlich­e Vorführung des Films in den iranischen Kinos wurde vom Kultusmini­sterium verboten.

Gleichzeit­ig drohte der Iran am Wochenende mit einer dauerhafte­n Sperre der im Land sehr beliebten Apps WhatsApp und Instagram. Der US-amerikanis­che Internetko­nzern Meta habe bislang nicht auf das Schreiben iranischer Behörden von Anfang Dezember geantworte­t, in dem sie den Konzern auffordert­en, eine Vertretung im Land zu eröffnen und seine Richtlinie­n denen der islamische­n Republik anzupassen. „Falls Meta auf unser Schreiben nicht antwortet, könnte dies der Prolog für eine permanente Sperre sein“, sagte Cyberzentr­um-Chef Abolhassan Firusabadi in einem Zeitungsin­terview am Samstag.

Systemkrit­iker sehen die massiven Internet-Einschränk­ungen und die Sperre der Apps als Versuch, die Verbreitun­g von Bilder und Videos über die Proteste zu verhindern.

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FOTO: DPA Schauspiel­erin Taraneh Alidoosti ist von den iranischen Behörden verhaftet worden.

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