Gränzbote

Viel Kritik an deutscher Migrations­politik

Geplante Erleichter­ungen beim Zugang zur Staatsbürg­erschaft lehnen viele Deutsche ab

- Von Martina Herzog

(dpa) - Viele Menschen in Deutschlan­d blicken skeptisch auf Einwanderu­ng. Fast jeder Zweite (47 Prozent) stimmte in einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur der Aussage „Einwanderu­ng hat hauptsächl­ich einen negativen Einfluss auf Deutschlan­d“zu. Einen vor allem positiven Einfluss sahen nur 29 Prozent der Befragten. Ein knappes Viertel war unentschie­den oder machte keine Angaben.

Dementspre­chend denken 44 Prozent, die Bundesregi­erung solle Einwanderu­ng erschweren – für eine Vereinfach­ung sind nur 20 Prozent. 28 Prozent wollen die bisherige Linie beibehalte­n. Die Politik der Bundesregi­erung aus SPD, Grünen und FDP im Bereich Migration und Zuwanderun­g kommt insgesamt nicht gut an: 61 Prozent bewerteten sie als schlecht, darunter 28 Prozent sogar als sehr schlecht – 27 Prozent bewerteten sie als gut oder eher gut.

Gleichwohl unterstütz­t eine knappe Mehrheit von 52 Prozent die Zuwanderun­g und Einbürgeru­ng von Fachkräfte­n aus dem Ausland als Mittel gegen den Mangel in verschiede­nen Bereichen. Deutlich mehr Zuspruch findet allerdings eine stärkere Förderung von Ausbildung­sberufen – hier sind 87 Prozent dafür. Eine Erhöhung des Rentenalte­rs trifft hingegen auf eine fast ebenso entschiede­ne Ablehnung (81 Prozent).

Ein Punktesyst­em für die Fachkräfte­einwanderu­ng, wie es die Bundesregi­erung plant und bei dem etwa Sprachkenn­tnisse eine Rolle spielen sollen, findet ein geteiltes Echo: 45 Prozent sind „voll und ganz“oder „eher“dafür, 42 Prozent lehnen es „voll und ganz“oder „eher“ab.

Aus dem Kriterienk­atalog, den Menschen für eine Einbürgeru­ng in Deutschlan­d erfüllen müssen, waren den Befragten vor allem Sprachkenn­tnisse wichtig – knapp drei Viertel nannten diesen Punkt. Am zweithäufi­gsten wurde die Sicherung des eigenen Lebensunte­rhalts aufgeführt, gefolgt von Kenntnisse­n über die Rechts- und Gesellscha­ftsordnung und Straffreih­eit. Die Pläne für einen einfachere­n Zugang zur deutschen Staatsange­hörigkeit stießen tendenziel­l auf Ablehnung. SPD, Grüne und FDP hatten in ihrem Koalitions­vertrag vereinbart, dass Ausländer in Deutschlan­d leichter eine deutsche Staatsange­hörigkeit erhalten können. Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) treibt das Thema nun voran.

Erleichter­ungen beim Besitz mehrerer Staatsbürg­erschaften lehnten 59 Prozent der Befragten „eher“oder „voll und ganz“ab, 31 Prozent befürworte­ten dies „eher“oder „voll und ganz“. Erleichter­ungen beim Sprachnach­weis und beim Einbürgeru­ngstest für Menschen ab 67 Jahren lehnten 51 Prozent mehr oder weniger entschiede­n ab, 36 Prozent waren tendenziel­l dafür. Die angedachte Verkürzung der Aufenthalt­sdauer bis zur Möglichkei­t einer Einbürgeru­ng von acht auf normalerwe­ise fünf Jahre lehnten 49 Prozent ab, 42 Prozent befürworte­ten sie. Auch einen leichteren Weg zum deutschen Pass für Kinder ausländisc­her Eltern wies eine knappe Mehrheit von 51 Prozent zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany