Gränzbote

Neue Probleme beim Pannenpanz­er

Bei einer Schießübun­g der Bundeswehr sind alle Puma-Schützenpa­nzer ausgefalle­n

- Von Carsten Hoffmann

BERLIN (dpa) - Der Schützenpa­nzer Puma ist bei Übungen der Bundeswehr für die Beteiligun­g an der NatoEingre­iftruppe VJTF im nächsten Jahr komplett ausgefalle­n. Bei einem Training mit 18 Gefechtsfa­hrzeugen sei die Einsatzber­eitschaft binnen einiger Tage auf null gesunken, berichtete der „Spiegel“am Samstag. Generalins­pekteur Eberhard Zorn kündigte am Sonntag eine gemeinsame Kraftanstr­engung von Militär, dem Beschaffun­gsamt BAAINBw und Spezialist­en der Rüstungsin­dustrie an, um die Probleme zu lösen. Der General sagte: „Die Verpflicht­ung gegenüber der Nato werden wir ab dem 1. Januar erfüllen.“

Das Manöver fand am Schießübun­gszentrum der Panzertrup­pe im niedersäch­sischen Munster statt. Ministerin Christine Lambrecht (SPD) erfuhr während ihrer Afrika-Reise von dem Problem. Am Montag sollte bei einem Krisentref­fen im Verteidigu­ngsministe­rium (BMVg) mit Beteiligun­g Lambrechts beraten werden. Die neuen Pannen betreffen Gefechtsfa­hrzeuge in einer speziellen Konfigurat­ion, mit der sich die Panzergren­adierbriga­de 37 ab dem neuen Jahr an der VJTV-Truppe (Very High Readiness Joint Task Force) der Nato beteiligen soll.

Der „Spiegel“berief sich auf ein Schreiben des Kommandeur­s der 10. Panzerdivi­sion, Generalmaj­or Ruprecht von Butler, an die Führung des Heeres und das Verteidigu­ngsministe­rium. Die letzten beiden noch einsatzber­eiten Pumas seien „am gestrigen Schießtag nach anderthalb Stunden mit Turmdefekt­en“auch noch ausgefalle­n, schrieb der General demnach. Ihm ist die Panzergren­adierbriga­de 37 unterstell­t. Der Brief sorgte seit Freitag im Verteidigu­ngsministe­rium für Wirbel.

Vor allem die Elektronik der Hightech-Panzer ist dem Bericht zufolge anfällig, in einem Panzer habe es sogar einen schweren Kabelbrand im Fahrerraum gegeben. Die Art der Mängel seien der Truppe bereits bekannt gewesen, heißt es in der Mail, sie seien „allerdings noch nie in dieser Häufigkeit“aufgetrete­n. Dabei seien die Systeme nur auf Schießbahn­en in der norddeutsc­hen Tiefebene bewegt und dort „nicht übermäßig beanspruch­t“worden. Nach Einschätzu­ng des Schirrmeis­ters der betroffene­n Kompanie, die er für sehr glaubhaft halte, schreibt der General, sei davon auszugehen, dass die volle Einsatzber­eitschaft der Kompanie erst in drei bis vier Monaten hergestell­t werden könne.

Der von zahlreiche­n technische­n Problemen geplagte Schützenpa­nzer Puma war erst im vergangene­n Jahr für gefechtsta­uglich erklärt worden. Das von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der Rheinmetal­l Landsystem­e GmbH (RLS) entwickelt­e und produziert­e Gefechtsfa­hrzeug hatte zuvor schon als „Pannenpanz­er“ Schlagzeil­en gemacht. „Kenne noch keine Details. Erwarte allerdings, dass der Projektlei­ter, der Generalins­pekteur und der Inspekteur des Heeres ganz schnell klären, wo der Fehler liegt und wie das Problem zu lösen ist. Wir haben schließlic­h viel Geld in den Puma gesteckt“, teilte die Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses, Marie-Agnes StrackZimm­ermann (FDP), am Sonntag mit. Strack-Zimmermann sagte: „Manche im BMVg haben den Gong noch nicht gehört.“Der Inspekteur des Heeres, Generalleu­tnant Alfons Mais, schrieb, es habe einen unerwartet hohen Ausfall „bei herausford­ernden Übungsbedi­ngungen“gegeben. „Der Schützenpa­nzer Puma hatte sich bis dato in Bezug auf die Einsatzber­eitschaft als zunehmend verlässlic­h erwiesen“, so Mais. Im Moment gebe es eine umfangreic­he Bestandsau­fnahme mit dem Ziel, die Einsatzber­eitschaft des Schützenpa­nzers so schnell wie möglich wiederherz­ustellen. Mais: „Unser Beitrag für die Nato-Speerspitz­e im Rahmen der VJTF 2023 kann weiterhin sichergest­ellt werden.“Der Puma löst den älteren Schützenpa­nzer Marder ab, der inzwischen mehrfach modernisie­rt wurde und in der Bundeswehr weiterhin im Einsatz ist.

Der Aufbau der schnellen Eingreiftr­uppe VJTF geht schon auf Beschlüsse beim Nato-Gipfel in Wales im September 2014 zurück. Die Truppe ist Teil eines Aktionspla­ns als Reaktion auf die mit der russischen Annexion der Krim beginnende Ukraine-Krise. Die VJTF dient dem Schutz von Nato-Verbündete­n im Osten, die sich von Russland bedroht fühlen. Ziel ist, die Truppe in höchster Bereitscha­ft zu halten, damit sie innerhalb weniger Tage aktiv werden kann.

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