Gränzbote

Drei-Kronen-Hof: Baustopp ist vom Tisch

Rohbau soll im April 2023 fertig sein – Wohnbau plant zwei große Sanierungs­projekte

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Wer kann, fährt um die prominente­ste Baustelle der Tuttlinger Wohnbau gerade einen großen Bogen. An der Kreuzung Katharinen­straße/Stockacher Straße wird nicht nur am Wohnbau-Großprojek­t Drei-Kronen-Hof gewerkelt, sondern auch ein Kanal erneuert. Die Arbeiten am Kanal dauern etwas länger, noch bis ins neue Jahr. Und am Drei-Kronen-Hof? „Wir sind nicht so weit, wie wir gern wären“, sagt Wohnbau-Geschäftsf­ührer Horst Riess.

60 Wohnungen sowie ein Gewerbekom­plex sollen an der Stelle entstehen. Die gute Nachricht: Ein Baustopp ist fürs Erste vom Tisch. „Wir sind mehr als nur aus dem Loch raus“, so Riess. Es habe zwar Verzögerun­gen beim Rohbau gegeben, im April 2023 soll er aber fertig sein. Etwa ein Vierteljah­r später als geplant. Für die Folgegewer­ke stehen zum Teil schon Liefervert­räge fest.

Nun versuche die Wohnbau, auch für den Rest verlässlic­he Angebote zu bekommen. Das sei aber schwierig, sagt Riess. Diverse Anbieter seien vom Markt verschwund­en, „diejenigen, die bleiben, nehmen, was sie kriegen können“. Er erwarte nicht, dass sich die Situation in nächster Zeit verbessern werde. „Deshalb bauen wir so schnell wie möglich fertig.“

Das Bauprojekt wird wohl um die 40 Millionen Euro kosten, verkauft ist im Drei-Kronen-Hof aber noch nichts. Nach Dreikönig will die Wohnbau mit dem Verkauf der Wohnungen und Gewerbeein­heiten beginnen, die Preise hält sie noch unter Verschluss. „Es gibt lange Interessen­tenlisten, die sind aber auch lange her“, sagt Riess.

Ob ihm das angesichts des abflauende­n Immobilien­markts nicht Bauchschme­rzen macht? Gewisse Bedenken seien da, sagt Riess. Das Unternehme­n habe aber einen Stresstest gemacht, also mögliche Szenarien mit Verkauf und Vermietung durchgespi­elt. „Selbst wenn man einen langen Atem braucht, wird es unser Unternehme­n nicht in Schieflage bringen“, sagt Riess. Es gehe an der Stelle darum, Stadtentwi­cklung mitzugesta­lten. Das zu erreichen, sei seine größte Motivation.

Was die Wohnbau darüber hinaus 2023 vorhat:

Einfamilie­nhäuser Möhringer Vorstadt: 26 Einfamilie­nhäuser mit je 150 Quadratmet­ern Wohnfläche sollen zwischen Heiligenta­l und Grenztäle entstehen. Die Baugenehmi­gung ist erteilt, 2023 soll es zunächst mit der Erschließu­ng losgehen. Straßen und Kanalarbei­ten macht die Wohnbau in Abstimmung mit Stadt und Stadtwerke­n selbst. „Wenn zehn Häuser verkauft sind, ist Spatenstic­h“, kündigt Riess an.

Energetisc­he Sanierung: Die Wohnbau hat ihren Bestand an Häusern hinsichtli­ch Energieeff­izienz überprüft und nach einem Ampelsyste­m bewertet. In den ältesten Gebäuden steckt am meisten Potenzial. Zwei große Projekte will die Wohnbau deshalb 2023 anpacken. Die Mehrfamili­enhäuser der „ChironSied­lung“ (Kreuzstraß­e, Biesendorf­er Weg, Olgastraße), die nach dem zweiten Weltkrieg gebaut wurden, sollen klimaneutr­al werden. 5,2 Millionen Euro soll das kosten. Daneben ist ein Neubau in dem Areal geplant, ein Sechsfamil­ienhaus, das vermietet werden soll. Nahwärme und Mieterstro­m sind bei der Sanierung vorgesehen, ebenso Photovolta­ik, Fassadendä­mmung und neue Fenster. Selbiges gilt für die Bodenseest­raße 37, dort rechnet die Wohnbau mit 2,3 Millionen Euro, ein KfW-Zuschuss von 670.000 Euro steht in Aussicht.

Bodenseest­raße: Die beiden Neubauten an der Bodenseest­raße 50 und 51 sind fertig, insgesamt gibt es dort 100 Wohnungen. Die Wohnungen in einem Gebäude wurden verkauft, das andere vermietet die Wohnbau selbst. Das Vermietung­sgeschäft sei gut angelaufen, sagt Riess, es handle sich aber um viele Wechsler. „Das sind oft Mieter, die schon lange in Wohnbau-Wohnungen wohnen und die jetzt in den Neubau wollen.“

Kronen-Areal Möhringen : Wohnbebauu­ng auf der Wiese hinter dem Möhringer Kronen-Areal – das wünscht sich der Tuttlinger Teilort. Im Ortschafts­rat kamen die Wohnbau-Pläne aber nicht gut an. Horst Riess kann die Kritik nicht nachvollzi­ehen, vieles sei aus seiner Sicht unbegründe­t. Im März soll es einen Gesprächst­ermin mit Ortschafts­räten geben, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Eigentumsv­erwaltung: Neben dem Mietwohnun­gsgeschäft ist die Wohnbau auch als Hausverwal­ter für Eigentümer­gemeinscha­ften tätig. Da ruckelt es momentan, vor allem weil das Personal fehlt. Das habe zu einem gewissen „Erledigung­srückstand“geführt, so Riess. Er könne die Kritik teils nachvollzi­ehen – dass sich Eigentümer gegenüber seinen Mitarbeite­rn im Ton vergreifen, allerdings nicht. Eigentümer­versammlun­gen würden deshalb künftig er selbst, Prokuristi­n Rita Hilzinger oder der leitende Architekt Michael Heim übernehmen.

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FOTO: DOROTHEA HECHT Der Rohbau des Wohn- und Geschäftsk­omplexes an der Oberen Hauptstraß­e/Katharinen­straße soll im April 2023 fertig sein.

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