Gränzbote

WM-Lehren für die Liga

Was bleibt von Abseitstec­hnik und langer Nachspielz­eit?

- Von Nils Bastek

DOHA (dpa) - Besonders in Deutschlan­d wurde viel über diese WM in Katar gemeckert – in vielen Punkten mit validen Argumenten. Einige Aspekte des Turniers könnten aber auch für die Bundesliga relevant sein:

Halbautoma­tische Abseitstec­hnologie:

Trotz des Videobewei­ses gibt es sie in der Bundesliga noch immer: Teils hitzige Diskussion­en um knappe Abseitsent­scheidunge­n. Bei der WM blieben diese Debatten wegen der halbautoma­tischen Abseitslin­ie aus. Dank dieser Technologi­e konnten Video-Referees und Offizielle auf dem Platz schneller und genauer entscheide­n. Je zwölf Kameras unter den Stadiondäc­hern sowie ein Sensor im Ball lieferten umgehend Daten an den Überprüfun­gsraum, von dort informiert­e der Video-Schiedsric­hter den Unparteiis­chen auf dem Feld. Kurz darauf wurden die Fans im Stadion auf Bildschirm­en informiert.

Nachspielz­eit:

„Wir hatten zehn Minuten und elf Sekunden im Durchschni­tt als Nachspielz­eit“, berichtete FIFA-Boss Gianni Infantino. Schiedsric­hter-Chef Pierluigi Collina hatte schon kurz nach Turnierbeg­inn angekündig­t, großzügig nachspiele­n zu lassen. Alles, was sich durch Torjubel, Auswechslu­ngen, Verletzung­en oder

Platzverwe­ise verzögerte, wurde oben draufgepac­kt. Wodurch viel weniger effektive Spielzeit verloren ging. Eine Lehre daraus: Auch Zeitspiel lohnt sich nicht mehr wirklich.

Auswechslu­ng bei Gehirnersc­hütterung: Beim Spiel gegen England wechselte der Iran sechsmal. Dies war möglich, weil bei der Endrunde eine weitere neue Regel zum Einsatz kam: die sogenannte Concussion Substituti­on. Selbst wenn ein Team sein Wechselkon­tingent schon ausgeschöp­ft hatte, konnte beim Verdacht auf eine Gehirnersc­hütterung nochmal getauscht werden. Der Versuchsze­itraum durch die internatio­nalen Regelhüter für diese weitere Auswechslu­ng wurde bis August 2023 ausgeweite­t – dann könnte sie dauerhaft im Regelwerk verankert werden.

Kein Bier: Dass im unmittelba­ren Stadionumf­eld kein Bier verkauft wird, lässt sich für die Bundesliga sicher nicht umsetzen. Es hat die Stimmung in Katars Stadien aber gefühlt kaum beeinfluss­t. Die Fanmassen der Mannschaft­en wie Argentinie­n, Brasilien, Marokko und Saudi-Arabien unterstütz­ten ihre Teams permanent lautstark – auch ohne Alkohol. Zudem sind keine Berichte über Ausschreit­ungen bekannt, die Regelung der Fanströme vor und nach den Partien gelang problemlos.

Newspapers in German

Newspapers from Germany