WM-Lehren für die Liga
Was bleibt von Abseitstechnik und langer Nachspielzeit?
DOHA (dpa) - Besonders in Deutschland wurde viel über diese WM in Katar gemeckert – in vielen Punkten mit validen Argumenten. Einige Aspekte des Turniers könnten aber auch für die Bundesliga relevant sein:
Halbautomatische Abseitstechnologie:
Trotz des Videobeweises gibt es sie in der Bundesliga noch immer: Teils hitzige Diskussionen um knappe Abseitsentscheidungen. Bei der WM blieben diese Debatten wegen der halbautomatischen Abseitslinie aus. Dank dieser Technologie konnten Video-Referees und Offizielle auf dem Platz schneller und genauer entscheiden. Je zwölf Kameras unter den Stadiondächern sowie ein Sensor im Ball lieferten umgehend Daten an den Überprüfungsraum, von dort informierte der Video-Schiedsrichter den Unparteiischen auf dem Feld. Kurz darauf wurden die Fans im Stadion auf Bildschirmen informiert.
Nachspielzeit:
„Wir hatten zehn Minuten und elf Sekunden im Durchschnitt als Nachspielzeit“, berichtete FIFA-Boss Gianni Infantino. Schiedsrichter-Chef Pierluigi Collina hatte schon kurz nach Turnierbeginn angekündigt, großzügig nachspielen zu lassen. Alles, was sich durch Torjubel, Auswechslungen, Verletzungen oder
Platzverweise verzögerte, wurde oben draufgepackt. Wodurch viel weniger effektive Spielzeit verloren ging. Eine Lehre daraus: Auch Zeitspiel lohnt sich nicht mehr wirklich.
Auswechslung bei Gehirnerschütterung: Beim Spiel gegen England wechselte der Iran sechsmal. Dies war möglich, weil bei der Endrunde eine weitere neue Regel zum Einsatz kam: die sogenannte Concussion Substitution. Selbst wenn ein Team sein Wechselkontingent schon ausgeschöpft hatte, konnte beim Verdacht auf eine Gehirnerschütterung nochmal getauscht werden. Der Versuchszeitraum durch die internationalen Regelhüter für diese weitere Auswechslung wurde bis August 2023 ausgeweitet – dann könnte sie dauerhaft im Regelwerk verankert werden.
Kein Bier: Dass im unmittelbaren Stadionumfeld kein Bier verkauft wird, lässt sich für die Bundesliga sicher nicht umsetzen. Es hat die Stimmung in Katars Stadien aber gefühlt kaum beeinflusst. Die Fanmassen der Mannschaften wie Argentinien, Brasilien, Marokko und Saudi-Arabien unterstützten ihre Teams permanent lautstark – auch ohne Alkohol. Zudem sind keine Berichte über Ausschreitungen bekannt, die Regelung der Fanströme vor und nach den Partien gelang problemlos.