100 Millionen Euro Umsatz im Blick
Westallgäuer Spedition Max Müller hat sich in 100 Jahren vom Fuhrunternehmen zu einem Logistikdienstleister mit 27 Standorten entwickelt
- Es begann vor 100 Jahren mit einer Pferdekutsche. Damit übernahm Franz Müller im Auftrag der Bayerischen Staatseisenbahn Stückgut am Bahnhof in Lindenberg und verteilte es im ganzen Westallgäu. Zwei Generationen später führt sein Enkel Walter Müller ein breit aufgestelltes Logistikunternehmen. Die Gruppe beschäftigt insgesamt 940 Mitarbeiter, betreibt Standorte an mehreren Orten in der Region und peilt in diesem Jahr erstmals einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro an.
Max Müller Logistik&Spedition ist einer der größeren Arbeitgeber im Westallgäu. „Wir wachsen praktisch jedes Jahr“, sagt Firmenchef Walter Müller. Groß geworden ist das Unternehmen mit dem Transport von Stückgut und Umzügen. Heute ruht das Geschäft auf mehreren Standbeinen. Circa 20 Prozent zum Umsatz trägt der Geschäftsbereich Spedition bei. 80 Prozent erwirtschaftet die Gruppe mit der Kontraktlogistik. Dabei übernimmt das Unternehmen die komplette Warenwirtschaft
für Kunden, sorgt also beispielsweise dafür, dass ein Teil zur richtigen Zeit am richten Platz ist. Eingeschlossen ist die oft aufwendige Wareneingangs- und Ausgangskontrolle. Seit mehr als zwei Jahrzehnten investiert das Unternehmen stark in diesen Bereich. Mit Erfolg.
Ein sprunghaftes Wachstum brachte die Gründung der Tochter
„Logistik Zentrum Allgäu“(LZA) in Immenstadt, die unter anderem Bosch mit Waren versorgt. Ein Jahr später übernahm Müller die Materialwirtschaft für Airbus in Friedrichshafen. Eigens dafür gründete das LZA zusammen mit dem Flugzeugbauer das Joint-Venture Matrium. Es steuert heute gut die Hälfte zum Umsatz der Gruppe bei.
Aktuell boomt vor allem die Nachfrage nach Lagerfläche. Müller spricht von einem Hype: „Jeden Tag kommen Anfragen auf den Tisch“, sagt der Unternehmer. Ein Grund sind die gestörten Lieferketten in der weltweiten Wirtschaft. Fehlt ein Teil, droht ein Stillstand der Produktion. Viele Firmen kaufen deshalb ihren Bedarf für zwei bis drei Monate ein, haben aber selber nicht den Platz, um das Material zu lagern. „Wir könnten noch viel mehr Fläche belegen als zur Verfügung steht“, sagt Müller.
Allerdings sind alle 27 Standorte in der Gruppe voll belegt. Dabei geht es um 180.000 Quadratmeter Logistikfläche. Und noch etwas bremst das Wachstum: Der Mangel an Mitarbeitern. So sei beispielsweise der Markt an Lkw-Fahrern leer gefegt. Max Müller betreibt eine eigene Flotte mit 100 Fahrzeugen im Nahund Fernverkehr, darunter sind auch Elektro-Lkw. Diese setzt das Unternehmen seit gut sechs Jahren ein. Und zwar aus Überzeugung. „Wir sind es unseren Kindern schuldig, auf die Umwelt zu achten“, sagt Walter Müller.
Als Familienunternehmer denke er „generationsübergreifend“. Das galt auch bei der Verlegung des Firmensitzes. Die Spedition zog 1997 von Lindenberg nach Opfenbach um. Damals bestand keine Möglichkeit, in der 11.500Einwohner-Stadt zu expandieren. Darum ging es in den vier Kilometer entfernten Nachbarort. „Die Entscheidung war goldrichtig“, sagt Müller. Mehrfach hat er den Betrieb in Opfenbach erweitert.
Walter Müller hat nach dem frühen Tod seines Vaters bereits im Alter von 21 Jahren die Firma übernommen. Das war 1981. Mittlerweile steht die vierte Generation in den Startlöchern. Tochter Stefanie Müller, 23, hat gerade ein Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Transport, Logistik und Verkehr erfolgreich abgeschlossen. An der Seite ihres Vaters und der von Geschäftsführer Oliver Groten soll sie in den Betrieb hineinwachsen.