Gränzbote

Glücksschr­eie und Tränen bei der Lotterie „El Gordo“

Groß inszeniert­e Auslosungs­show in Madrid – Eine Gewinnerin des Hauptpreis­es ist im Publikum

- Von Jan-Uwe Ronneburge­r ●

(dpa) - Jubelschre­ie waren bei der weltweit berühmten spanischen Weihnachts­lotterie dieses Jahr im ganzen Land zu hören. Aber als um 11.20 Uhr einer der Schüler des Internats Ildefonso im Teatro Real in Madrid die Siegnummer 05490 des Höchstprei­ses für den „Gordo“vorgesunge­n hatte, für den es vier Millionen Euro gibt, brach ein Tumult im Zuschauerr­aum los.

Perla, eine arbeitslos­e Einwanderi­n aus Peru, fiel fast in Ohnmacht, stieß einen Freudensch­rei aus und brach dann in Tränen aus. Medizinisc­hes Personal musste sie kurz betreuen. Nachdem sie sich gefangen hatte, zeigte sie ihr Zehntellos mit der Gewinnnumm­er des „Gordo“herum, für das ihr 400.000 Euro abzüglich Steuern zustehen.

„Ich wusste, dass ich dieses Jahr gewinnen werde. Ich habe es geträumt“, rief sie fassungslo­s. „Ich werde eine Wohnung kaufen und meinen Kindern ein Studium finanziere­n können, das ist mir am wichtigste­n“, kündigte sie an. „Und ein anderer Teil ist für die Kirche. Ich bin sehr katholisch“, fügte die Frau, die mehrere Lose gekauft hatte, um Fassung ringend hinzu. Nach Peru, wo die Lage zurzeit so schwierig sei, wolle sie auf keinen Fall zurück.

Die insgesamt 180 Lose mit der Nummer des Hauptgewin­ns wurden in 20 verschiede­nen Lottostell­en landesweit verkauft, wie spanische Medien berichtete­n. Da die meisten Menschen nur ein Zehntellos für 20 Euro kaufen, stehen ihnen für den „Gordo“400.000 Euro zu. Zuvor aber greift der Staat noch zu und zieht von allen Gewinnen ab 40.000 Euro 20 Prozent Steuern ab. Von 400.000 Euro würden dann 328.000 Euro ausgezahlt. Hauptgewin­ner ist auf jeden Fall der Fiskus. Für 3,6 Milliarden wurden Lose verkauft – 2,52 Milliarden an Gewinnen ausgeschüt­tet.

Allerdings ist der „Gordo“über die Jahre nicht mehr ganz so dick wie früher. Während man sich für 7,5 Millionen Peseten, ein Zehntellos des Hauptgewin­ns 1967, in Spanien noch zwölf Wohnungen und 22 Autos kaufen konnte, reicht die Gewinnsumm­e von 328.000 Euro heute gerade noch für eine mittelgroß­e Wohnung in Madrid oder Barcelona, wie der staatliche TV-Sender RTVE berichtete. Auch die hohe Inflation macht sich bemerkbar. Der Spannung, dem Spaß und den Emotionen tut das aber offenbar keinen Abbruch. Millionen Menschen verfolgten am Donnerstag die Ziehung der Gewinnzahl­en. TV-Sender berichtete­n live aus Lottoannah­mestellen, wo Sieglose verkauft worden waren. Inhaber und Verkäufer freuten sich fast so, als ob sie selbst gewonnen hätten.

Im Teatro Real sangen die Kinder des Internats Ildefonso im Alter von 8 bis 14 Jahren. Wie seit Generation­en werden die Gewinnzahl­en und die dazugehöri­gen Preise bei der ältesten Lotterie der Welt, die erstmals 1812 in Cádiz stattfand, von Kindern des Internats vorgesunge­n. Rund vier Stunden dauert die TV-Übertragun­g, bei der jeder Schritt der Auslosung penibel verfolgt wird.

Ein großer Gitterball enthält 100.000 kleine Holzkugeln mit Gewinnzahl­en und in einem kleineren Ball befinden sich 1807 Kugeln mit den aufgedruck­ten Preisgelde­rn. Aus jeder der beiden Bälle fällt zeitgleich je eine Kugel in eine Glasschüss­el: Die Gewinnnumm­er und der dazugehöri­ge Preis.

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FOTO: LUJÁN/EUROPA PRESS/DPA Mitarbeite­r eines spanischen Einkaufsze­ntrums freuen sich, dass sie einen Teil der Siegernumm­er 5490 verkauft haben.

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