Gränzbote

Auf dem Vormarsch

Nach dem starken Auftakt von Gabriel Clemens wachsen bei der Darts-WM die deutschen Hoffnungen

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LONDON (SID/dpa) - Als Gabriel Clemens nach seiner Darts-Gala die Bühne verließ, kochte der Londoner Ally Pally über. „Oh, wie ist das schön“, sangen die teils als Gartenzwer­ge verkleidet­en deutschen Fans, der „German Giant“winkte in seinem schwarz-rot-goldenen Polohemd höflich zurück. „Wenn man deutsche Fangesänge im Ally Pally hört, ist das natürlich toll“, sagte der Saarländer bei Sport1 stolz und lachte.

Clemens hatte allen Grund zur guten Laune: Die deutsche Nummer 1 steht bei der WM im Alexandra Palace nach einem souveränen 3:0 gegen den Iren William O'Connor in der dritten Runde, die erst am Dienstag ausgetrage­n wird. „Ich bin absolut glücklich mit meinem Spiel. Jetzt kann Weihnachte­n kommen“, sagte der 39-Jährige, der über die Feiertage zu seiner Familie nach Deutschlan­d reist.

Obwohl er schon am ersten Feiertag nach London zurückflie­gen wird, ist es für Clemens das mit Abstand schönste Weihnachts­fest seit Beginn der Pandemie. „Nach zwei Jahren Corona will man doch mal wieder die Familie sehen an Weihnachte­n.“Geselligke­it statt Isolation, so wird es diesmal vielen Teilnehmer­n beim Höhepunkt rund um den Jahreswech­sel gehen. Denn im Dezember 2020 und im Dezember 2021 war eine kurzzeitig­e Reise nach Hause nicht möglich, weil die internatio­nalen Spieler über

die Feiertage im Teamhotel bleiben sollten, um sich keinem Infektions­risiko auszusetze­n und vor allem die erneute Einreise nach Großbritan­nien nicht zu gefährden.

Der „German Giant“, wie Clemens in Fachkreise­n genannt wird, hat mit seinem Auftakt Aufsehen erregt. Der souveräne Sieg, zwei Finishes mit 132 und 131 Punkten sowie eine positive Körperspra­che auf der größten DartsBühne der Welt begeistert­en und überrascht­en die Zuschauer im Ally Pally. „Das ist ein Spiel, wie ich es mir erhofft habe. Ich bin absolut glücklich und froh“, sagte der 39-Jährige.

Dass er zum dritten Mal in Serie nach Weihnachte­n zur WM zurückkehr­en darf, ist ein Zeichen von großer Konstanz. Nun stellt sich die Frage: Geht es am 27. Dezember so weiter wie vor zwei Jahren, als ein sensatione­ller Sieg gegen Schottland­s Weltmeiste­r Peter Wright gelang? Oder geht es so weiter wie vor genau einem Jahr, als es ein deftiges 0:4 gegen den Waliser Jonny Clayton setzte?

Die Hoffnungen sind groß, dass es endlich mal ein deutscher Pfeilewerf­er unter die letzten Acht schafft. Daran glaubt sogar der große Phil Taylor. „Der deutsche Dartsport ist definitiv auf dem Vormarsch“, sagte der Rekordwelt­meister. Neben Clemens seien auch Martin Schindler, der am Freitagabe­nd gegen den Engländer Martin Lukeman um den Einzug in die dritte Runde kämpft, und Florian Hempel „etablierte und angesehene“Spieler.

Die Begeisteru­ng in der Heimat ist längst da, etwa zehn Prozent der verkauften WM-Tickets sind nach Deutschlan­d gegangen. „Ich liebe es, nach Deutschlan­d zu kommen, weil die deutschen Fans mit großer Leidenscha­ft hinter ihren Spielern stehen“, sagt Taylor.

Diese Rückendeck­ung möchte auch Schindler nutzen, die Nummer 29 der Setzliste nimmt nach einem starken Jahr zum vierten Mal an der WM teil. Kurios: Ein Spiel konnte er dort bislang nicht gewinnen. Auch das soll sich nun ändern. „Ich stelle mir nun nicht mehr so viele Fragen“, sagte Schindler vor seinem Auftakt: „Man fragt sich ja die kurioseste­n Dinge, so nach dem Motto, welche Farbe hat die Eingangstü­r des Alexandra Palace.“Weil dies nun geklärt sei, könne er sich jetzt auf das reine „Spielen“konzentrie­ren.

Sportlich verlief das Jahr vielverspr­echend, Schindler erreichte auf der Pro Tour vier Halbfinals und einmal das Finale. In der Weltrangli­ste schob er sich Stück für Stück nach vorne. Nun soll es auch endlich bei der WM mal nach vorne gehen.

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FOTO: SHAUN BROOKS/IMAGO Da lang: Gabriel Clemens möchte bei der WM weit kommen.

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