Bahnhof bekommt neuen Vorplatz – und Investor
Nach Jahren des Stillstands soll es rund um den Bahnhof bald entscheidende Veränderungen geben. Die Stadt hat ihre Pläne für den Vorplatz vorgestellt – und endlich auch den Namen des Investors preisgegeben.
TUTTLINGEN - Schon im Sommer 2018 hatte die Stadt die Entwicklung des Großprojekts Bahnhof ausgeschrieben. Sechs Bewerber hatten sich darum bemüht, doch kein Vorschlag sagte der Jury auf Anhieb komplett zu. Es wurde nachgebessert. Zuletzt waren noch die Tuttlinger Wohnbau und die Schoofs Immobilien GmbH aus Frankfurt im Rennen. Dass sich die Entscheidung so lange hinzog, hat diverse Gründe. Nun aber ist sie gefallen: Schoofs bekommt den Zuschlag. Das bestätigte die Stadtverwaltung am Mittwoch auf Nachfrage.
Was das Unternehmen am Bahnhof konkret vorhat, darüber will es kommende Woche informieren. Schoofs kennt die Gegend allerdings schon: Der Investor hat auch den Komplex am AesculapKreisel gebaut, in dem Rewe, Aldi und mehrere Wohnungen untergebracht sind.
Indes plant die Stadt den ersten Schritt für die Bahnhofsentwicklung, und die betrifft den Vorplatz, der zur neuen Tuttlinger Visitenkarte werden soll. Am Dienstag hat die Stadt im Rahmen der Bürgerbeteiligung ihre Pläne in der Öffentlichkeit vorgestellt. Wenn alles nach Plan verläuft, sollen die Umbauarbeiten 2023 beginnen.
Drei Büros führen im Auftrag der Stadt die Planung des Vorplatzes aus: Breinlinger Ingenieure aus Tuttlingen, Schaudt Architekten (Konstanz) und bhm Landschaftsarchitektur aus Bruchsal. Ihre Vertreter sowie der Baudezernent Florian Steinbrenner stellten das Vorhaben im Detail vor. Die eingreifendste Veränderung zum Status Quo wird sein, dass der private und der öffentliche Verkehr voneinander getrennt werden.
Im Mittelpunkt der großen Platzanlage steht der Busbahnhof mit seinem markanten Dach in Wellenform – es soll Assoziationen zur Donau wecken.
Dazwischen sollen Baumhaine das Klima verbessern und optisch auflockern. Die Bus-Anlage bietet Bahnsteige für fünf Busse, zwei zusätzliche finden abseits der Fläche Platz. An der Bundesstraße sollen zwei weitere Busse halten können, die den Verkehr Richtung Möhringen/ Immengen.
dingen aufnehmen – unterm Strich wäre das eine Kapazitätserweiterung des ÖPNV. Die große Fläche um die Haltestelle herum ist Bussen, Taxis und dem Lieferverkehr vorbehalten.
Der private Verkehr wird links und rechts daran vorbeigeführt – zum einen in die Eisenbahnstraße gelenkt, zum anderen in ein neues Parkhaus, das aber erst später ausgeführt wird, auf dem
des jetzigen AesculapParkplatzes angesiedelt wird und eine eigene Zufahrt erhalten soll. Von Anfang an sind im Umfeld Parkplatz für Behinderte, so genannte Kiss-and-Ride-Stellflächen und Car-Sharing-Plätze sowie Ladestationen für E-Fahrzeuge vorgesehen; zunächst einmal weist die Planung noch keine „normalen“Parkplätze aus. Noch nicht geklärt ist vorerst, wo Fahrräder Stellplätze finden sollen –
möglicherweise im Bahnhofsgebäude. Das ganze Verfahren gilt als anspruchsvoll und schwierig – zum einen handelt es sich um eine exponierte, viel frequentierte Fläche, die für die Stadt eine wichtige Rolle spielt; zudem wird die Bauzeit problematisch. So muss vor den eigentlichen Arbeiten ein provisorischer Busbahnhof erstellt werden. Dieser Schritt könnte, wenn alles glatt geht, schon in diesem Jahr erfolAreal
Das Bahnhofgebäude ist denkmalgeschützt, was die Planungsfreiheit ebenfalls einschränkt – eine Anregung einer Zuhörerin galt etwa einem großen Vordach, um bei Regen den Bus trockenen Fußes erreichen zu können. Geht nur in einem geringem Maße, beschieden ihr die Fachleute – in die Gebäudesubstanz darf nur mäßig eingegriffen werden.
Aus den Reihen der Bürger entzündete sich vor allem an einer Stelle Kritik. Mehrere Teilnehmende, darunter Gemeinderat Peter Stresing, monierten den Fußgänger-Überweg zwischen Aesculap und Busbahnhof. Die beampelte Querung gilt als unfallträchtig und gefährlich. Wären, so kam die Frage auf, hier nicht eine Brücke oder eine Unterführung möglich? Die Planer wollen die Idee prüfen, zeigen sich aber skeptisch: Brücke und Unterführung wären jeweils sehr teuer und benötigten viel Platz mit Rampen, um barrierefrei zu sein. Ob diese nötig ist, ist auch unklar. Die Polizei erklärt auf Nachfrage, seit 2010 habe es an der betreffenden Ampel keinen Unfall mit Fußgängern mehr gegeben.
Noch nicht zufriedenstellend gelöst ist die Frage, wo Busse abgestellt werden, die nicht im Dienst sind. Eisenbahnstraße? Stadtgarten? Durchs weitere Reduzieren privater Stellplätze? Da schütteln die meisten den Kopf, und auch die Planer zeigen sich noch ratlos und verweisen darauf, dass der Platz eben begrenzt ist.
Altstadtrat Hellmut Dinkelaker reibt sich dann noch an der Ästhethik und Architektur – der ZOB-Entwurf mit seinem Mäanderdach („So fließt die Donau hier nicht!“) entspreche nicht Tuttlingen, könnte irgendwo liegen, habe keinen Bezug zur Stadt und ihren baulichen Traditionen: „Das ist kein Tuttlinger Busbahnhof!“Was soll Stadtplaner Florian Steinbrenner da anderes sagen als: „Das ist Geschmackssache.“