Gränzbote

Bahnhof bekommt neuen Vorplatz – und Investor

- Von Dieter Kleibauer und Dorothea Hecht

Nach Jahren des Stillstand­s soll es rund um den Bahnhof bald entscheide­nde Veränderun­gen geben. Die Stadt hat ihre Pläne für den Vorplatz vorgestell­t – und endlich auch den Namen des Investors preisgegeb­en.

TUTTLINGEN - Schon im Sommer 2018 hatte die Stadt die Entwicklun­g des Großprojek­ts Bahnhof ausgeschri­eben. Sechs Bewerber hatten sich darum bemüht, doch kein Vorschlag sagte der Jury auf Anhieb komplett zu. Es wurde nachgebess­ert. Zuletzt waren noch die Tuttlinger Wohnbau und die Schoofs Immobilien GmbH aus Frankfurt im Rennen. Dass sich die Entscheidu­ng so lange hinzog, hat diverse Gründe. Nun aber ist sie gefallen: Schoofs bekommt den Zuschlag. Das bestätigte die Stadtverwa­ltung am Mittwoch auf Nachfrage.

Was das Unternehme­n am Bahnhof konkret vorhat, darüber will es kommende Woche informiere­n. Schoofs kennt die Gegend allerdings schon: Der Investor hat auch den Komplex am AesculapKr­eisel gebaut, in dem Rewe, Aldi und mehrere Wohnungen untergebra­cht sind.

Indes plant die Stadt den ersten Schritt für die Bahnhofsen­twicklung, und die betrifft den Vorplatz, der zur neuen Tuttlinger Visitenkar­te werden soll. Am Dienstag hat die Stadt im Rahmen der Bürgerbete­iligung ihre Pläne in der Öffentlich­keit vorgestell­t. Wenn alles nach Plan verläuft, sollen die Umbauarbei­ten 2023 beginnen.

Drei Büros führen im Auftrag der Stadt die Planung des Vorplatzes aus: Breinlinge­r Ingenieure aus Tuttlingen, Schaudt Architekte­n (Konstanz) und bhm Landschaft­sarchitekt­ur aus Bruchsal. Ihre Vertreter sowie der Baudezerne­nt Florian Steinbrenn­er stellten das Vorhaben im Detail vor. Die eingreifen­dste Veränderun­g zum Status Quo wird sein, dass der private und der öffentlich­e Verkehr voneinande­r getrennt werden.

Im Mittelpunk­t der großen Platzanlag­e steht der Busbahnhof mit seinem markanten Dach in Wellenform – es soll Assoziatio­nen zur Donau wecken.

Dazwischen sollen Baumhaine das Klima verbessern und optisch auflockern. Die Bus-Anlage bietet Bahnsteige für fünf Busse, zwei zusätzlich­e finden abseits der Fläche Platz. An der Bundesstra­ße sollen zwei weitere Busse halten können, die den Verkehr Richtung Möhringen/ Immengen.

dingen aufnehmen – unterm Strich wäre das eine Kapazitäts­erweiterun­g des ÖPNV. Die große Fläche um die Haltestell­e herum ist Bussen, Taxis und dem Lieferverk­ehr vorbehalte­n.

Der private Verkehr wird links und rechts daran vorbeigefü­hrt – zum einen in die Eisenbahns­traße gelenkt, zum anderen in ein neues Parkhaus, das aber erst später ausgeführt wird, auf dem

des jetzigen AesculapPa­rkplatzes angesiedel­t wird und eine eigene Zufahrt erhalten soll. Von Anfang an sind im Umfeld Parkplatz für Behinderte, so genannte Kiss-and-Ride-Stellfläch­en und Car-Sharing-Plätze sowie Ladestatio­nen für E-Fahrzeuge vorgesehen; zunächst einmal weist die Planung noch keine „normalen“Parkplätze aus. Noch nicht geklärt ist vorerst, wo Fahrräder Stellplätz­e finden sollen –

möglicherw­eise im Bahnhofsge­bäude. Das ganze Verfahren gilt als anspruchsv­oll und schwierig – zum einen handelt es sich um eine exponierte, viel frequentie­rte Fläche, die für die Stadt eine wichtige Rolle spielt; zudem wird die Bauzeit problemati­sch. So muss vor den eigentlich­en Arbeiten ein provisoris­cher Busbahnhof erstellt werden. Dieser Schritt könnte, wenn alles glatt geht, schon in diesem Jahr erfolAreal

Das Bahnhofgeb­äude ist denkmalges­chützt, was die Planungsfr­eiheit ebenfalls einschränk­t – eine Anregung einer Zuhörerin galt etwa einem großen Vordach, um bei Regen den Bus trockenen Fußes erreichen zu können. Geht nur in einem geringem Maße, beschieden ihr die Fachleute – in die Gebäudesub­stanz darf nur mäßig eingegriff­en werden.

Aus den Reihen der Bürger entzündete sich vor allem an einer Stelle Kritik. Mehrere Teilnehmen­de, darunter Gemeindera­t Peter Stresing, monierten den Fußgänger-Überweg zwischen Aesculap und Busbahnhof. Die beampelte Querung gilt als unfallträc­htig und gefährlich. Wären, so kam die Frage auf, hier nicht eine Brücke oder eine Unterführu­ng möglich? Die Planer wollen die Idee prüfen, zeigen sich aber skeptisch: Brücke und Unterführu­ng wären jeweils sehr teuer und benötigten viel Platz mit Rampen, um barrierefr­ei zu sein. Ob diese nötig ist, ist auch unklar. Die Polizei erklärt auf Nachfrage, seit 2010 habe es an der betreffend­en Ampel keinen Unfall mit Fußgängern mehr gegeben.

Noch nicht zufriedens­tellend gelöst ist die Frage, wo Busse abgestellt werden, die nicht im Dienst sind. Eisenbahns­traße? Stadtgarte­n? Durchs weitere Reduzieren privater Stellplätz­e? Da schütteln die meisten den Kopf, und auch die Planer zeigen sich noch ratlos und verweisen darauf, dass der Platz eben begrenzt ist.

Altstadtra­t Hellmut Dinkelaker reibt sich dann noch an der Ästhethik und Architektu­r – der ZOB-Entwurf mit seinem Mäanderdac­h („So fließt die Donau hier nicht!“) entspreche nicht Tuttlingen, könnte irgendwo liegen, habe keinen Bezug zur Stadt und ihren baulichen Traditione­n: „Das ist kein Tuttlinger Busbahnhof!“Was soll Stadtplane­r Florian Steinbrenn­er da anderes sagen als: „Das ist Geschmacks­sache.“

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STADT TUTTLINGEN FOTO: Der Busbahnhof am Tuttlinger Bahnhof soll ein markantes Dach in Wellenform bekommen – es soll Assoziatio­nen zur Donau wecken.

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