Schluss mit kostenlosem Dauerparken: Stadtverwaltung setzt neues Parkkonzept um
Ab kommendem Montag ist das kostenlose Parken für Dauerparker in der Tuttlinger Innenstadt erst einmal passé. Denn dann greift das neue Parkkonzept, das den Bereich zwischen Stadtgarten und Aesculap-Platz zu einer bewirtschafteten Anwohnerparkzone macht. Besonders für Pendler bedeutet das einige Veränderungen.
TUTTLINGEN - Das Parkkonzept der Stadt Tuttlingen wird stufenweise umgesetzt. Ab dem 25. April ist der Bereich westliche Innenstadt an der Reihe. Das heißt konkret: die Bahnhofstraße und die Weimarstraße sowie alle dazwischenliegenden Querstraßen. Dauerparker müssen dort künftig für den halben Tag 50 Cent und für den ganzen Tag einen Euro zahlen. „Die Bewirtschaftung dauert von Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr“, heißt es von der Stadt. Anwohner haben die Möglichkeit, sich pro Haushalt einen Anwohnerparkausweis zu beschaffen – entweder im Bürgerbüro oder online im Bürgerservice-Bereich.
Mit der Einführung der Parkgebühren reagiert die Stadtverwaltung „auf Klagen, dass vor allem Anwohner zusehends Probleme haben, in der Nähe ihrer Wohnungen Parkplätze zu finden, da immer mehr Pendler ihre Autos in den Straßen abstellen“.
Mit einer Bewirtschaftung des Parkraums soll sich die Situation für die Anwohner nun langfristig verbessern.
Die Hoffnung seitens der Verwaltung ist, dass die neue Regelung die Pendler dazu bewegt, vor allem auf dem Festplatz oder in anderen Bereichen der Stadt zu parken. Auch, dass so die Parkhäuser wieder stärker genutzt werden oder dass Pendler auf Alternativen wie Fahrgemeinschaften, den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad umsteigen. Wer das nicht möchte, der könne trotzdem weiter an den gewohnten Plätzen in dem Bereich westliche Innenstadt parken – allerdings gegen Gebühr. Insgesamt elf Parkautomaten hat die Stadt in der Vorbereitung des Parkkonzepts aufgestellt. Die Investitionskosten dafür liegen bei rund 90 000 Euro, die Unterhaltskosten bei 300 bis 400 Euro im Monat.
„Sowohl mit den Parktarifen als auch den Gebühren für Anwohnerparkausweise liegen wir im unteren Bereich“, äußert sich Baudezernent Florian Steinbrenner in einer Mitteilung der Stadt. Ähnliche Parkkonzepte würden aktuell auch in vielen anderen Städten in der Region umgesetzt werden – zum Beispiel in Singen oder VillingenSchwenningen. In Rottweil hingegen sind die ersten beiden
kostenlos, danach kostet es je nach Parkzeit ein oder zwei Euro.
Die Stadt Tuttlingen möchte diesem Beispiel bewusst nicht folgen, denn: Mit der Einführung der Parkgebühren soll laut Verwaltung ein Anreiz zum Nachdenken über die Verkehrsmittelwahl und ein Gefühl für die Wertigkeit der von parkenFahrzeugen belegten Flächen geschaffen werden. „Kostenfreie Zeiten sind bei dieser Zielsetzung kontraproduktiv, zumal wir es in der westlichen Innenstadt überwiegend mit Dauerparkern zu tun haben. Deshalb besteht die Gefahr des Missbrauchs – also dass das Zwei-Stunden-Limit durch mehrfach gezogene Frei-Parkscheine umgangen wird“, erStunden klärt Stadtsprecher Arno Specht.
Sobald das Parken in dem Gebiet gebührenpflichtig wird, besteht die Gefahr, dass Autofahrer auf die umliegenden Supermarktparkplätze ausweichen. „Seitens der Stadt können wir das nicht sicher stellen“, sagt Specht. Denn für die Kontrolle der Parkplätze sind die Supermarktbetreiber verantwortlich. Es gebe allerdings bereits erste Überlegungen über Parkzeitenbegrenzung oder verstärkte Kontrollen.
Dass das kostenlose Parken in manchen Bereichen aber durchaus sinnvoll ist, sieht auch die Stadtverwaltung. Deshalb soll es vor besonders frequentierten Einrichtungen, wie beispielsweise vor dem Bankautomaten der Kreissparkasse, auch künftig die Möglichkeit geben, dort kostenfrei für 30 Minuten zu parken.
Weitere Veränderungen sind kurzfristig nicht geplant. Das heißt: Die Regelungen für den Donauspitz und auch den Festplatz bleiben erst einmal so, wie sie aktuell sind. Heißt: Auf dem Festplatz gibt es 300 kostenlose Plätze für Dauerparker und 70 gebührenfreie Kurzzeit-Parkplätze mit Parkscheibe bis maden ximal 120 Minuten auf dem Donauspitz.
Langfristig plant die Verwaltung dann ein Parkkonzept in mehreren Stufen. Die Vorgehensweise, das System Schritt für Schritt umzusetzen, hat einen Grund. „Uns wurde vorgeworfen, dass wir deutlich spürbare Gebühren erheben möchten – geplant waren vier Euro pro Tag – gleichzeitig aber noch keine Alternativangebote bereit halten. Auf diese Kritik haben wir reagiert und ein Stufenmodell erarbeitet – auch, um die Leute langsam darauf einzustellen, dass man in diesem Bereich künftig generell nicht mehr kostenfrei und unbegrenzt parken kann“, erklärt Specht.
Die Einführung der weiteren Stufen steht in Abhängigkeit von Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr, welche 2023 angepeilt sind, und der Schaffung weiterer Parkplätze in Parkhäusern. Das ist im Jahr 2024 vorgesehen. Proteste gegen das jetzt vorgelegte Konzept gab es keine. Specht: „Auch die sonst üblichen Diskussionen im Social-Media-Bereich gab es so gut wie gar nicht.“