Die Prim hat die Region stark geprägt: Der kleine Bach hat viel in der Geschichte bewirkt
Die Prim ist nicht nur ein Bach, der irgendwann in den Neckar mündet, sie ist auch Teil der Geschichte unserer Region und prägte das Primtal nicht nur durch ihren Namen. Vieles hat sich im Verlauf der Geschichte an ihr entlang abgespielt. Im dritten Teil unserer Prim-Serie geht es um die Geschichte der Prim. Denn Helmut Geiger hat in der Pandemie mehr als nur den Fluss erkundet, er wollte auch die Geschichten kennenlernen, die die Prim begleiten.
ALDINGEN - Bereits der Name des Bachs ist Teil seiner Geschichte. „Prim stammt von Primus oder Prima, lateinisch für der oder die Erste. Denn die Römer nummerierten Dinge gern und die Prim war schlicht der erste größere rechte Nebenfluss des Neckars“, erklärt Geiger. Im Zuge ihrer Expansion dürften die Römer von den fruchtbaren Böden des Primtals angelockt worden sein. Ihr Verlauf hat wie viele Bäche und Flüsse die Ausbreitung nicht nur von Siedlungen, sondern auch von erst Straßen und später auch Eisenbahnrouten geprägt.
Der Ursprung der Prim war nicht immer im Kreis Tuttlingen - jedoch nicht, weil sich ihre Geographie verschoben hätte, sondern weil Balgheim, der Quellort der Prim, bis 1938 zu dem in diesem Jahr aufgelösten Kreis Spaichingen gehörte. „Von der 1281 gebauten Burg Baldenberg, die einst über der Quelle der Prim thronte, sind heute nur noch der Wall und ein paar Grabenreste übrig“, berichtet Geiger. Baldenberg war auch der ursprüngliche Name des Dreifaltigkeitsbergs, der erst 1673 umbenannt wurde.
Vom 18. ins 19. Jahrhundert war die Prim auch Heimat für mehrere Mühlen und damit ein Motor der damaligen Wirtschaft. „Die erste davon ist die Hofener Mühle, in der heute getöpfert wird“, weiß Geiger. „Zwei davon standen bei Aldingen.“
Der Ort hat ebenfalls eine besondere Verbindung zur Prim. „Wie alle Ingen-Orte ist Aldingen entstanden, als die Römer dem Ansturm der Germanen wichen und sich hinter die Donau zurückzogen“, erzählt Geiger. Die Endung -ingen deutet auf eine Alemannische Siedlung hin, der Wortteil vor -ingen beschreibt meist einen Personennamen, oft einen Anführer. Der Ort am Fuße der Alb wurde im Jahre 802 erstmals urkundlich erwähnt.
„Auch die Aldinger Rosenbrauerei stand zwischen der oberen Mühle und dem wiederbelebten Aldinger Bahnhof an der Prim“, fährt Geiger fort. Diese wurde 1840 gegründet und hieß zunächst Brauerei zur Rose, ehe sie unter Georg Scheffold 1965 schließlich Rosenbrauerei hieß.
Die Prim fließt dann weiter Richtung Neuhaus entlang der Bahnlinie und der B14. „Dort stand einst ein Bahnwärterhäuschen, das wurde zwischen 1985 und 1990 schließlich abgebrochen“, berichtet Geiger. Bereits zu Beginn des Eisenbahnausbaus am Ende des 19. Jahrhunderts wurden viele dieser Häuschen errichtet. Die Bahnwärter waren dafür zuständig, Schranken zu schließen, Weichen zu stellen und die Lichter in Laternen und Signalen anzuzünden. Inzwischen werden diese Dinge allerdings alle von Stellwerken aus ferngesteuert, sodass der Beruf des Bahnwärters längst nicht mehr existiert. „An der Kehre der Prim Richtung Täfermühle stand einst eine Seifensiederei“, fährt Geiger fort. An die könne er sich noch aus seiner Jugend erinnern. Es mochte sein, dass die Lage am Fluss für dieses Werk recht praktisch gewesen sei.
Dass die Prim auch gefährlich werden kann, zeigt sie nicht nur zur Schneeschmelze, von der Helmut Geiger gern spricht. „Besonders Neufra, die nächste Station entlang der Prim, hat das oft zu spüren bekommen. 1987 trat hier der
Primzufluss Starzel über die Ufer und setzte den Rottweiler Stadtteil unter Wasser“, berichtet Geiger. Allgemein war die Prim früher dafür bekannt, über die Ufer zu treten. Bei Starkregen tat sie das auch in Spaichingen, wie es in der Beschreibung des Oberamts Spaichingen von 1876 heißt. Damals floss die Prim noch mitten durch die Stadt. Inzwi
verbringt sie einen Teil ihres Weges unterirdisch durch Röhren und kommt erst beim Klärwerk wieder richtig zutage.
Auch 2013 setzte die Prim nocheinmal Rottweiler Vororte unter Wasser. Damals betraf es erneut Neufra, bis nach Göllsdorf standen Felder und Unterführungen unter Wasser.
2014 blieb sie hingegen knapp in ihrem Flussbett, obwohl die Starzel, die eigentlich ein sonst recht unscheinbares Rinnsal ist, erneut Neufra unter Wasser setzte. Doch trotz der Verdolung der Prim blieb auch Spaichingen nicht vor allen Hochwassern bewahrt, wie sich 2015 zeigte. „Man sollte den kleinen Bach nicht unterschätzen“, meint Helmut Geischen ger. Die Natur bleibe für den Menschen immer ein Stück weit unberechenbar. Inzwischen wird die Prim in Spaichingen dort, wo sie offen liegt, wieder renaturiert. So soll der Bach wieder mehr Platz bekommen - und vor allem die Natur sich entlang seiner Ufer wieder etwas mehr entfalten dürfen.