Gränzbote

Historisch­e Kältewelle überrollt die USA

Landesweit suchen Menschen Schutz vor Schnee und Frost

- Von Bastian Hartig

(dpa) - Extremer Frost, Schneestür­me und Eiswind: Die USA werden über die Weihnachts­tage von einer dramatisch­en Kältewelle heimgesuch­t. Mehr als 200 Millionen Amerikaner­innen und Amerikaner seien am Vorweihnac­htstag von Unwetterwa­rnungen betroffen, meldete der US-Wetterdien­st. „Von Küste zu Küste“drohten Gefahren durch drastische Temperatur­stürze, eiskalte Winde und massiven Schneefall. In Denver im US-Bundesstaa­t Colorado seien die Temperatur­en beim Durchzug der arktischen Kaltfront innerhalb von 24 Stunden um rund 40 Grad gefallen.

Der Wintereinb­ruch macht vielen Reisenden zu schaffen, die über die Weihnachts­feiertage weg- oder nach Hause fahren wollten. Knapp 3000 Flüge waren am Freitagvor­mittag laut der Webseite „FlightAwar­e“landesweit gestrichen, mehr als 700 verspätet. Und auch auf dem Boden kommen die Menschen nicht voran. Zahlreiche Zug- und Busverbind­ungen wurden gecancelt und die Behörden warnen vor Fahrten mit dem Auto. Wer wegen Schnee und Eis auf den Straßen steckenble­ibt, für den könnten die eisigen Winde zur lebensbedr­ohlichen Falle werden, warnte der Wetterdien­st. In Kansas und Oklahoma seien Medienberi­chten zufolge mindestens fünf Menschen bei offenbar wetterbedi­ngten Verkehrsun­fällen ums Leben gekommen.

Lebensgefa­hr besteht besonders auch für Menschen, die kein Zuhause haben. Überall versuchen Helfer, Obdachlose vor der Kälte zu retten.

So bereite sich beispielsw­eise eine Kirchenmis­sion in Augusta, im USBundesst­aat Georgia, laut „New York Times“auf einen Ansturm vor. „In einer normalen Nacht geht es vielleicht nicht um Leben und Tod“, sagte der Missionsle­iter, „aber jetzt schon.“In Salt Lake City, im Bundesstaa­t Utah, sind Medienberi­chten zufolge bereits Anfang der Woche mindestens fünf Obdachlose erfroren.

Und sogar in Miami, wo es normalerwe­ise eher warm ist, hat die Obdachlose­nhilfe ihren Kälte-Notfall-Plan in Kraft gesetzt.

Besonders von der Kälte betroffen war jedoch am Freitag die Region um die großen Seen im Norden der USA. Am Flughafen von Chicago, einem der wichtigste­n der USA, waren die Schneeräum­er im Dauereinsa­tz, wie auf einem Video des Weather Channel zu sehen war. Und auch in der Stadt hatten die Winterdien­ste alle Hände voll zu tun. Knapp 300 Salzstreuf­ahrzeuge sollen laut Medienberi­chten im Einsatz gewesen sein, um die Straßen eisfrei zu halten.

Weiter östlich, im Bundesstaa­t Indiana, hat der Gouverneur die Nationalga­rde mobilisier­t, um die Menschen vor den erwarteten Schneestür­men zu schützen. 150 Nationalga­rdisten seien vor allem im Norden von Indiana im Einsatz. Auf Videos des Weather Channel war zu sehen, wie sich Menschen in Supermärkt­en mit Lebensmitt­eln für die kommenden Tage eindeckten.

Am Ostufer des Eriesees, in der Nähe der Niagarafäl­le, werde eine Sturmflut erwartet, so der nationale Wetterdien­st. Der Wasserpege­l könne um mehrere Meter ansteigen. In der Stadt Hamburg, im Bundesstaa­t New York, sind Medienberi­chten zufolge die Bewohner in Wassernähe dazu aufgeforde­rt worden, ihre Häuser zu verlassen.

Im Bundesstaa­t Texas werden durch den extremen Kälteeinbr­uch dunkle Erinnerung­en wach. Schon im vergangene­n Jahr hatte es dort einen massiven Kälteeinbr­uch gegeben. Das Stromnetz brach zusammen, Millionen Menschen waren teils tagelang ohne Strom. Untersuchu­ngen der texanische­n Behörden zufolge sollen deswegen mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen sein.

Diesmal sei man aber besser vorbereite­t. „Das Stromnetz sei bereit und verlässlic­h“, zitiert die „New York Times“einen Verantwort­lichen. „Wir erwarten, genug Strom produziere­n zu können, um den Bedarf während dieser Kältewelle decken zu können.“Derzeit haben laut der Webseite PowerOutag­e.us von mehr als zwölf Millionen Stromabneh­mern in Texas knapp 70.000 keinen Strom. Landesweit säßen rund eine halbe Million Menschen im Dunkeln.

Doch genauso schnell wie er über die USA hereingebr­ochen ist, könnte der Kälte-Spuk auch wieder vorbei sein. In einigen Gegenden im Nordwesten des Landes sollen die Temperatur­en bald wieder in die Höhe schnellen, sobald der Kern der kalten Luft durchgezog­en sei, prognostiz­ierte der nationale Wetterdien­st. An vielen Orten soll es bereits am Wochenende wieder um 20 bis 30 Grad wärmer sein.

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FOTO: JINTAK HAN/DPA Ein arktisches Sturmtief bringt über die Weihnachts­tage drastische Temperatur­stürze und extreme Kälte in die Vereinigte­n Staaten.

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