Festliche Stimmung in der Karibik statt am schwäbischen Meer
Der gebürtige Friedrichshafener Steffen Haller bereist die Meere der Welt – Als Hoteldirektor der Aida-Kreuzfahrtflotte feiert er Weihnachten in den Tropen
Weihnachten und Silvester wird in diesem Jahr nicht im winterlichen Deutschland, sondern bei tropischen Temperaturen an Bord der Aidaperla in der Karibik gefeiert. Steffen Haller ist jedoch nicht als Gast mit dabei, sondern als Hoteldirektor und Generalmanager. Auch wenn die Siebentagewoche und die tägliche Arbeitszeit von etwa 7.30 Uhr bis 23.30 Uhr sein Leben bestimmen, trifft man ihn an Deck doch immer gut gelaunt und mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen an. Er freut sich schon auf Weihnachten.
Natürlich gibt es weihnachtliche Dekorationen auf dem Schiff und sogar frische Tannenbäume erstrahlen in vollem Glanz. „Weihnachten an Bord ist echt immer schön, egal wo auf der Welt“, schwärmt der gebürtige Friedrichshafener. „In der Crew wird die Aida-Gemeinschaft großgeschrieben, man zelebriert den Heiligen Abend als Familie, man nimmt sich auch besonders der Erstfahrer mit Heimweh an“, berichtet er aus seiner 19-jährigen Kreuzfahrterfahrung. „Die Crewmesse wird stimmungsvoll geschmückt, es wird besonders schick eingedeckt, Weihnachtsmusik erklingt und es gibt ein besonderes Menü. Alle, die gerade nicht arbeiten müssen, feiern gemeinsam mit dem Kapitän und den Führungsoffizieren,“erzählt der Hoteldirektor.
Es wird natürlich auch zusammen mit den Urlaubern gefeiert. In den Ferien seien meist mehr als 100 Kinder an Bord. Die Eltern geben für ihre Kinder Geschenke und eine kleine persönliche Anmerkung ab. Am Spätnachmittag des Heiligen Abends verteilt der Weihnachtsmann dann persönlich die Gaben an die Kinder, die dann auf die Bühne kommen dürfen. Mitarbeiter sind als Engel verkleidet, eine Weihnachtsgeschichte wird vorgelesen, das Show-Ensemble singt Kinderweihnachtslieder. „Da kommen Emotionen hoch. Bei uns als Crew genauso wie bei den Gästen“, so Haller.
Abends gibt es in den Restaurants natürlich ein Weihnachtsgaladinner mit traditionellen Weihnachtsgerichten wie beispielsweise Ente mit Blaukraut und Knödeln. Alles ist noch mehr geschmückt als sonst, auch die Gäste kleiden sich gerne festlicher. Für die Abendgala kreiert auf jedem Aidaschiff die Crew gemeinsam mit dem Show-Ensemble eine Weihnachtfeier. Sie ist jedes Jahr anders und neu, also auch für die Besatzung immer wieder etwas Besonderes. „Das macht den Beteiligten im Vorfeld schon viel Spaß. Jeder kann sich einbringen: in der Songauswahl, den Texten oder wie auch immer“, schwärmt der Seefahrer. „Der Kapitän und der Hoteldirektor stehen mit einem Großteil der Crew auf der Bühne und halten eine Ansprache. Ein besonderes Highlight mit absoluter Gänsehautgarantie ist dann das gemeinsame Singen von ,Stille Nacht’ in vielen verschiedenen Sprachen. Da fließen immer wieder Tränen“, gibt Haller zu.
Derzeit fährt die Aidaperla durch die Karibik. „Eine wirklich faszinierende Route“, freut sich auch Haller, der sich so ziemlich überall auf dem Globus bestens auskennt. Als Generalmanager der Aida-Kreuzfahrtflotte ist er direkt dem Kapitän unterstellt. Er ist je nach Schiff für 500 bis 900 Crew-Mitglieder aus über 20 Nationen verantwortlich, für alle Kabinen, Restaurants und Bars sowie für die Bereiche Wellness, Sport, Entertainment und Ausflüge. „Im Grunde bin ich für alles zuständig, was mit etwa 3000 Gästen zu tun hat“, fasst Haller zusammen.
Ob er seinen Traum lebt? Eine fast unnötige Frage angesichts der strahlenden Augen eines Mannes, der die schönsten Reiseziele von Spitzbergen bis zum Kap Hoorn oder von Asien bis nach Australien und Neuseeland gesehen hat und davon schwärmt, dass es nichts Schöneres gibt, als auf offenem Meer eine Nacht unterm Sternenhimmel zu verbringen. Dass sein Beruf nie langweilig wird und jeden Tag mit neuen Herausforderungen verbunden ist, glaubt man dem 50-Jährigen gerne. „Gerade eine Karibik- oder Südamerika-Kreuzfahrt ist selten so planbar wie etwa eine Tour in Europa und erfordert unglaublich viel Flexibilität“, erzählt er. „Und das nicht nur wegen der unberechenbaren Wettersituationen.“
Wenn beispielsweise Container mit Nachschub an Lebensmitteln nicht rechtzeitig angeliefert werden konnten, müsse stattdessen manchmal ein anderer Hafen angelaufen werden, an dem das Loading wieder möglich sei. Dann müsse innerhalb von ein oder zwei Tagen das komplette Ausflugsprogramm neu organisiert werden. „In solchen nicht vorherzusehenden Fällen sind ein gutes Team und schnelle Entscheidungen gefordert, um den Gästen trotzdem perfekte Urlaubstage bereiten zu können“, betont der Generalmanager. „Aber gerade das macht natürlich unser operatives Geschäft so interessant.“
Aber: Auch ein weitgereister Mensch braucht hin und wieder seinen Heimaturlaub. „Ich genieße es, an den Bodensee zurückzukehren“, sagt der Weltenbummler. „Auch wenn ich viel unterwegs bin, so habe ich doch meinen Freundeskreis aufrechterhalten können.“Seine Eltern wohnen heute noch in Friedrichshafen. Und: So schön Weihnachten an Bord der Aida gefeiert wird, Steffen Haller vermisst die selbst gebackenen Plätzchen seiner Mama. „Die sind absolut durch nichts zu ersetzen,“gibt er gerne zu.