DER WEG NACH DEUTSCHLAND
„Wir haben bei Verwandten gewohnt. Ich habe dort einem Bauern ein bisschen geholfen, aber das Geld hat nicht gereicht, um meine Familie zu ernähren“, erzählt Ibrahim. Der letzte Ausweg: die Flucht nach Europa, nach Deutschland – so wie es schon viele Jesiden vor ihm gemacht haben. Seit 2015 sind über 75 000 Jesiden aus dem Irak nach Deutschland geflohen. Inzwischen sind fast fünf Jahre vergangen, seit Ibrahim in Deutschland ankam. Zuerst landete er in der Landeserstaufnahmestelle in Sigmaringen, später wurde er nach Rosenharz bei Bodnegg weitergeschickt.
IBRAHIM KOMMT ZUM HOF
Ein Mann aus der Flüchtlingsunterkunft vermittelte ihm dann den Hof der Ablers. Ibrahim arbeitete auf Probe, überzeugte und ist seit drei Jahren beim landwirtschaftlichen Betrieb der Ablers angestellt.
„Wir wollten das mit Ibrahim ganz bewusst versuchen“, sagt Angela Abler (49), die den Hof gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang (51) bewirtschaftet. Auf einer acht Hektar großen Fläche wird reine Biolandwirtschaft betrieben. „Der Hof als alleiniger Verdienst würde nicht reichen. Deswegen haben wir auch andere Standbeine“, sagt Abler und meint den Hofladen und ein Kochstudio, in dem sie Seminare geben.
DAS KONZEPT AUF DEM HOF
Doch neben ihrer wirtschaftlichen Säule, wollen sie auch eine soziale Komponente ins Hofleben integrieren. Sie wohnen in einem Mehrgenerationenhaus und haben neben dem geflüchteten Ibrahim auch noch einen Autisten angestellt. „Wir wollen mit unserem kleinen Hof eine Gemeinschaft sein und Lösungen zeigen, wie Landwirtschaft auch funktionieren kann.“Ibrahim macht inzwischen eine Pause vom Graben. Er setzt sich unter die Laube im Hofgarten, erholt sich im Schatten und trinkt einen großen Schluck Wasser.