Gränzbote

Tausche Großstadt gegen Landleben

Wie ein Paar den Schritt zurück in die Heimat wagte 0¸JOLFK PDFKHQ GDV ćH[LEOH +RPHRIĆFH 5HJHOQ XQG HLQH VWDUNH Internetve­rbindung.

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Dass sie nach dem Abitur weg möchten, war für Julia und Benjamin Bischoff immer klar. Umso überrasche­nder war es für ihre Familien, als das Paar vor zwei Jahren in die Bodenseere­gion zurückkehr­te. LEBEN IM AUSLAND

Bis sich ihre Wege in München kreuzten, sammelten die beiden Erfahrung im Ausland. Julia zog für drei Jahre in die Niederland­e. Ben verbrachte ein Auslandsse­mester in Kanada auf Vancouver Island. „Landschaft­lich ist Kanada wunderschö­n“, sagt er. Seine Diplomarbe­it schrieb er für einen weltweiten Konzern in der italienisc­hen Stadt Padua, nicht weit entfernt von der Hafenstadt Venedig.

Angekommen in München passte das Großstadtl­eben zunächst zu Julia und Ben. Die Auswahl an Cafés und Bars war groß, auch ihre Jobs erfüllten sie. Mit den Jahren wurde ihre Beziehung immer ernster. Den beiden wurde bewusst, sie möchten ihre Zukunft gemeinsam verbringen – die sahen sie aber nicht in München. Doch wo sollten sie stattdesse­n hin?

Die Bodenseere­gion, Bens Heimat, mit der auch Julia Kindheitse­rinnerunge­n verbindet, wurde zu einer ernsthafte­n Option für das Paar. Ein Fahrradurl­aub auf der deutschen Seite des Sees verstärkte den Wunsch, zurückzuzi­ehen – selbst bei Ben, der sich diesen Schritt lange nicht vorstellen konnte. „Ich habe wieder erlebt, wie schön es hier eigentlich ist“, erinnert er sich.

TRAUM VOM HUND

Corona beschleuni­gte ihre Entscheidu­ng. „Wir konnten die Stadt durch die Einschränk­ungen gar nicht richtig genießen“, sagt Ben. Außerdem konnte sich das Paar mit einem Umzug den Traum von einem eigenen Hund erfüllen. Mit dem wollten sie lieber auf dem Land leben.

Letztlich mussten nur noch passende Jobs gefunden werden. „Man muss ehrlich sagen, dass der Arbeitsmar­kt für unsere Art von Arbeit in München perfekt ist“, erklärt Julia. Sie zum Beispiel coacht Teams dabei, eine effiziente und konfliktlo­se Zusammenar­beit zu erreichen. In der Bodenseere­gion sind Jobs wie diese noch nicht so stark verbreitet. Hinzu kommt, dass nicht an allen Orten ausreichen­d schnelles Internet verfügbar ist. „Das ist leider am See immer noch ein Problem“, sagt Ben.

Am Ende ermöglicht­en eine kulante Homeoffice-Regelung von Bens Arbeitgebe­r in München und eine neue Arbeitsste­lle für Julia den Umzug in die Bodenseere­gion. Auch das Internetpr­oblem wurde gelöst dank eines Routers, der zusätzlich das Mobilfunkn­etz nutzt: „Das ist teuer, aber funktionie­rt“, erklärt Ben. Julia arbeitet für eine Firma in Köln, doch diese beschäftig­t Menschen in ganz Deutschlan­d im Homeoffice.

NATUR PUR UND DIE NÄHE ZUM SEE

Seit gut zwei Jahren leben die beiden jetzt in Markdorf, gut 15 Autominute­n von Bens Eltern entfernt. Das hat sich bei der Wohnungssu­che so ergeben – denn so viele Angebote gab es nicht. „Seine Mutter kann bis heute manchmal nicht glauben, dass wir hergezogen sind“, sagt Julia und schaut Ben dabei an. Für das Paar war es die richtige Entscheidu­ng: „Wir brauchen nur vor die Tür zu gehen und wir haben Natur pur, die Nähe zum See.“Das ist auch für ihren noch wenige Monate alten Sohn ideal, wie auch für ihren schneeweiß­en Schweizer Schäferhun­d.

Auf 140 Quadratmet­ern haben die vier ausreichen­d Platz. „In München wäre das für uns unbezahlba­r“, sagt Ben. Wenn sie dann doch mal wieder in München sind, wissen sie schon gar nicht mehr, wen sie überhaupt besuchen können. „Die allermeist­en sind nicht mehr da“, sagt Julia. Viele ihrer Freunde sind auch in die Heimat zurückgeke­hrt. Ben und Julia können das nachvollzi­ehen: „Jeder soll so leben, wie es für sie oder ihn passt. Für uns in der jetzigen Lebensphas­e ist es hier einfach schöner – in den nächsten 20 Jahren sicherlich.“

 ?? ?? Mit dem Umzug in die Heimat haben sich Julia und Ben auch für eine gemeinsame Zukunft entschiede­n – in der auch Sohn Raphael eine große Rolle spielen wird.
Mit dem Umzug in die Heimat haben sich Julia und Ben auch für eine gemeinsame Zukunft entschiede­n – in der auch Sohn Raphael eine große Rolle spielen wird.

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