Klinikreform schnell umsetzen
Dass sich die deutsche Krankenhauslandschaft unbedingt verändern muss, ist wahrlich keine neue Nachricht. Deutschland hat zu viele Kliniken. Wobei Ballungsräume häufig überversorgt, ländliche Gegenden aber unterversorgt sind.
Dazu gibt es zu wenig Personal für zu viele Standorte, mehr Krankenhausbetten pro 1000 Einwohner als in den Nachbarländern und zudem „Gelegenheitschirurgie“, also Eingriffe in Häusern, denen es an Erfahrung und Ausrüstung dafür fehlt. Und generell gibt es auch noch viel zu viele Operationen, die stationär vorgenommen werden, obwohl sie auch ambulant möglich wären.
Neu aber ist, dass der Bundesgesundheitsminister das Problem im vor der Tür stehenden Jahr anpacken will. Eine von Karl Lauterbach eingesetzte Expertenkommission hat dazu bereits Vorschläge erarbeitet. Dazu gehört, die Kliniken in drei Kompetenzstufen einzusortieren: Lokale Häuser für die Grundversorgung, regionale Kliniken, die mehr an Behandlung bieten, und solche, die wegen Kapazität und Expertise von überregionaler Bedeutung sind, also etwa Universitätskliniken. Dabei soll dem Vorschlag zufolge genau definiert werden, welche Voraussetzungen eine Klinik haben muss, um bestimmte Eingriffe durchführen zu können. Mehr Klasse, weniger Masse ist das Motto.
Die Frage ist, wie schnell und wie weitgehend diese Vorschläge tatsächlich Gesetz werden. Und ob die Bundesländer dabei mitspielen werden. Denn Krankenhausplanung ist Ländersache. Verhakt sich die Politik in einer ausufernden Auseinandersetzung, dauert also alles zu lange, passiert zu wenig, kann es tatsächlich zu der von der Krankenhausgesellschaft an die Wand gemalten Insolvenzwelle kommen.
Und dann könnten Kliniken verschwinden, die für eine wohnortnahe Versorgung gebraucht werden, während anderswo Überversorgung zementiert werden könnte. Denn viele Krankenhäuser stehen finanziell am Abgrund.
Die altbekannten strukturellen Probleme werden von der aktuellen Inflation noch einmal verschärft. Die Klinikreform muss also jetzt schnell angegangen werden. Damit nicht später ausgerechnet die Krankenhäuser fehlen, die man eigentlich unbedingt braucht.