Wie das Vermögen automatisch wächst
Auch mit kleinen Beträgen kann ein Sparplan langfristig vorteilhaft sein – Vorsicht ist bei den Gebühren geboten
- Anlageexperten empfehlen gern Sparpläne, wenn es darum geht, fürs Alter vorzusorgen oder langfristig für eine Reise oder Ausbildungskosten der Kinder zu sparen. Was ist ein Sparplan, was kostet er und lohnt er sich, wenn die Kurse an den Börsen fallen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Was ist ein Sparplan?
Mit einem Sparplan legt ein Sparer oder eine Sparerin über Jahre monatlich eine immer gleiche Summe zurück. Sie wird nach einem vorher festgelegten Plan an der Börse investiert. Die Idee: Sparer profitieren so langfristig von steigenden Kursen. Praktisch alle Banken, Sparkassen, Neobroker und Onlinebanken bieten sie an. Oft lassen sie sich mit wenigen Klicks auch online abschließen.
Wer kann Sparplan
einen abschließen?
Im Prinzip jeder. Er ist für Berufsanfänger genauso interessant wie für Fünfzigjährige. Eltern können auch für ihre Kinder einen Sparplan abschließen. Startet der Sparplan kurz nach der Geburt, verfügt das Kind mit 18 über Geld, das zum Beispiel das Studium mitfinanziert. Grundsätzlich empfiehlt die Stiftung Warentest, so früh wie möglich mit dem Sparen zu beginnen.
Wie viel sollte ich monatlich anlegen?
Die Anlagesumme richtet sich nach Einkommen, Familienstand und danach, wie viel man sonst ausgibt. Franz-Josef Leven, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstituts, rät, nur Geld anzulegen, dass man zuverlässig jeden Monat übrig hat. Das bedeutet: Ausgaben für Miete, Versicherungen und ähnliches sollten berücksichtigt werden und auch eine angemessene Menge schnell verfügbaren Geldes, um eventuell die Waschmaschine ersetzen zu können, wenn sie ausfällt. Wenn dann etwas übrig bleibt, kann es in einen Sparplan fließen. Leven schätzt, dass die Mehrzahl der
Sparpläne über einen niedrigen dreistelligen Betrag läuft. Je nach Anbieter gibt es Sparpläne auch schon ab einem Euro. Die Summe lässt sich jederzeit anpassen. Die Fonds, in die investiert wird, auch.
Wie sollte das Geld angelegt werden?
Wer einen Sparplan abschließen will, findet bei den Anbietern eine große Zahl an Fonds und sogenannten ETF (Exchange Traded Funds). Ein Aktienfonds ist meist aktiv gemanagt, das bedeutet, es gibt Spezialisten, die die Aktien kaufen, verkaufen und versuchen, so den Wert des Fonds zu steigern und das Risiko etwa von Verlusten zu verringern. Ein ETF bildet ab, wie sich eine bestimmte Art von Aktien entwickelt, zum Beispiel die 40 Titel im Deutschen Aktienindex Dax. Diese Fonds sind meist automatisiert. Aktive Fonds und ETF werden an den Bör
sen gehandelt. Der Vorteil bei Fonds im Vergleich zu Aktien: Von ihnen lassen sich auch Bruchteile erwerben, was bei Aktien nicht möglich ist. Investiert man 25 Euro im Monat und kostet der Fondsanteil 20 Euro, bekommt der Sparer im Monat eineinviertel Anteile.
Was kostet ein Sparplan?
ETF-Sparplananbieter nehmen in der Regel eine Gebühr, das kann ein Prozentanteil der Sparrate oder ein fester Betrag pro Monat sein. Bei klassischen Banken sind sie in der Regel höher als bei Neobrokern und Onlinebanken. Vor allem die klassischen Anbieter nehmen zusätzlich Gebühren für das Wertpapierdepot, das man für einen Sparplan automatisch bekommt. Auch die Wahl der Fonds, in die investiert wird, beeinflusst die Kosten und damit den Sparerfolg. Die Fondskosten betragen bei ETF in der Regel weniger als
0,5 Prozent jährlich, bei aktiven Aktienfonds sind es der Stiftung Warentest zufolge eher mehr als 1,5 Prozent. Dazu kommt eventuell ein Ausgabeaufschlag, der bei aktiven Fonds bis zu fünf Prozent betragen kann. „Die gilt es zu vermeiden, weil sich diese Kosten über die Jahre spürbar negativ auf die Gesamtrendite auswirken“, sagt Michael Craatz, Vermögensverwalter bei Hansen & Heinrich in Frankfurt/Main. Die Stiftung Warentest empfiehlt, Direktbanken auszuwählen, die in der Regel deutlich günstiger sind als klassische Banken.
Vor allem die jährlichen Kosten entscheiden, wie erfolgreich der Sparplan ist. Das zeigt eine Musterrechnung der Stiftung Warentest: Ein Anleger spart 25 Jahre lang monatlich 200 Euro über einen Sparplan, zahlt also 60.000 Euro ein. Er kann einen ETF mit 0,3 Prozent jährlichen Kosten oder einen aktiven Aktienfonds
mit 1,8 Prozent jährlichen Kosten kaufen. Beide Fonds investieren in die weltweiten Aktienmärkte. Deren Rendite ist etwa sieben Prozent jährlich. Nach 25 Jahren hätte der Anleger mit dem ETF-Sparplan 150.200 Euro gespart, mit dem Aktienfonds wären es 119.400 Euro – 30.800 Euro weniger.
Der Sparplan setzt darauf, dass die Kurse steigen. Doch was ist, wenn sie fallen?
„Gerade wenn die Kurse fallen, lohnt es sich, zu kaufen, vor allem, wenn man erwartet, dass die Kurse wieder steigen“, sagt Franz-Josef Leven vom Aktieninstitut. „Sind sie früher wieder im Plus, wächst mein Vermögen, dauert es länger, bis sie wieder steigen, kann ich länger günstig einkaufen und habe Chancen auf größere Gewinne.“Und: „Wer jetzt für die Altersvorsorge in 30 Jahren spart, für den sind niedrige Kurse eine gute
Startgelegenheit. Man bekommt mehr fürs Geld.“Auch die Stiftung Warentest ist positiv gestimmt: „Analysen zeigen, dass ein Markteinbruch zu Beginn einer langjährigen Sparphase sogar gut für die Gesamtperformance sein kann. Vom Marktumfeld her gibt es aktuell keinen Grund, nicht mit einem Sparplan anzufangen.“
Wie lange sollte der Sparplan laufen?
„Sparpläne machen vor allem Sinn, wenn sie langfristig durchgehalten werden“, sagt Markus Richert von der Vermögensverwaltung Portfolio Concept in Köln. Erst dann macht sich der Zinseszins-Effekt richtig bemerkbar. Florian Schmider von Kidron in Stuttgart empfiehlt 30 Jahre oder länger. Aber auch kürzere Fristen sind möglich.
Das Deutsche Aktieninstitut hat die Renditen für Sparpläne seit 1971 ausgerechnet. Dabei zeigt sich, dass Krisen die Börsen allenfalls ein paar Jahre belasten. Wer 1990 startete und in Dax-Aktienfonds investierte, erhielt bis 2020 eine jährliche Rendite von im Schnitt 7,3 Prozent. Die durchschnittliche Rendite pro Jahr betrug seit 1971 dem Aktieninstitut zufolge im Schnitt 8,1 Prozent, im schlechtesten Fall waren es 6,3, im besten 11,0 Prozent.
Worauf sollte ich achten?
„Keine Einzelaktien, gerne verschiedene Fonds, auf breite Branchenstreuung achten“, sagt Leven vom Aktieninstitut. Er empfiehlt Fonds, die große Indizes abbilden wie den Deutschen Aktienindex Dax oder den US-Index S&P. Die Stiftung Warentest empfiehlt sogar weltweit streuende Fonds – wie zum Beispiel ETF auf den MSCI World Index. „Sie haben sich bisher nach jeder Krise erholt. Einzelaktien oder Themenfonds sind risikoreicher.“Wer nur Aktien eines Unternehmens besitzt, läuft Gefahr, alles zu verlieren, wenn es dem Unternehmen schlecht geht. Wer einen Fonds besitzt, der in Aktien von 100 Unternehmen investiert hat, merkt den Kursverlust bei einer Aktie kaum.