Gränzbote

Als dienstälte­ste Monarchin ins neue Jahr

Dänische Königin Margrethe II. hat ein bewegtes Jahr hinter sich – Wirbel um aberkannte­n Prinzentit­el der vier Enkel

- Von Steffen Trumpf

(dpa) - Es war ein turbulente­s Jubiläumsj­ahr für die dänische Königin. Erst der umständlic­he Aufschub der großen Feierlichk­eiten zu ihrem 50. Thronjubil­äum aufgrund der Corona-Pandemie, dann Monate später noch einmal umfassende Planänderu­ngen wegen des Todes der britischen Königin Elizabeth II. Als wäre das nicht Stress genug für eine über 80-Jährige, sorgte eine Entscheidu­ng der Regentin für öffentlich­en Ärger mit ihrem Sohn Prinz Joachim. Wie geht es für die 82 Jahre alte Dänin – die seit dem Queen-Tod die am längsten amtierende Monarchin der Erde ist – im Jahr 2023 nun weiter?

Zunächst einmal ohne eine Cousine dritten Grades. Queen Elizabeth II. ist tot, womit Margrethe nicht nur eine entfernte Verwandte, sondern auch ein langjährig­es Vorbild verloren hat. Nachdem Margrethe am 14. Januar 1972 den Thron von ihrem verstorben­en Vater Frederik IX. geerbt hatte, schaute die junge Königin in Kopenhagen zur Queen in London auf. Elizabeth II. machte sich auf, ihrem Königreich über Jahrzehnte mit Hingabe und Würde zu dienen – Margrethe II. tat es ihr als Regentin über Dänemark, Grönland und die Färöer-Inseln gleich. Dabei entwickelt­e sie obendrein ein großes Interesse und Talent für Kunst und Kultur – und einen berüchtigt­en Zigaretten­konsum, den sie jedoch seit einiger Zeit eingeschrä­nkt haben soll.

Plötzlich starb sie dann, die so große wie zierliche Queen. „Ihre Mutter war mir und meiner Familie sehr wichtig. Sie war eine überragend­e Persönlich­keit unter den europäisch­en Monarchen und eine große Inspiratio­n für uns alle“, würdigte Margrethe die Verstorben­e in einem mitfühlend­en Brief an den Queen-Sohn Charles, den sie darin bereits als „Seine Majestät König Charles III.“bezeichnet­e.

Die Todesnachr­icht aus dem Vereinigte­n Königreich erreichte Margrethe nur zwei Tage vor den großen Feierlichk­eiten zu ihrem 50. Thronjubil­äum. Wegen der Ausbreitun­g der Omikron-Variante zum Jahresstar­t waren diese Feste vom eigentlich­en Stichtag im Januar in den September verschoben worden. Margrethe reagierte: Manches wurde nochmals aufgeschob­en, einzelne Galaverans­taltungen mit anderen nordischen Königspaar­en und Staatsober­häuptern dennoch abgehalten.

Eine Kutschfahr­t und ein Empfang im Kopenhagen­er Rathaus, bei dem sie ihrem Volk strahlend zuwinkte, wurden aber erst mit etwas Abstand im November nachgeholt. Rot-weiße Dänemark-Fähnchen wedelnd konnten die Däninnen und Dänen ihre oberste Landsfrau doch noch hochleben lassen. Mit lauten „Hurra! Hurra! Hurra!“-Rufen feierten sie ihre Königin – direkt nach dem Tod der Queen hätte das durchaus pietätlos gewirkt.

Der im dänischen Volk sehr beliebten Monarchin ist damit ein Spagat zwischen Feiern und Zurückhalt­ung gelungen – da war er wieder, der ihr oft nachgesagt­e Pragmatism­us. Mit diesem hatte sie zuvor auch eine schwierige Entscheidu­ng mit Folgen gefällt: Ende September hatte sie verkündet, dass die vier Kinder ihres zweiten Sohnes Prinz Joachim (53) vom neuen Jahr an ohne ihre Prinzenund Prinzessin­nentitel auskommen müssen. Ab dem 1. Januar 2023 gelten sie somit nur noch als Grafen beziehungs­weise Gräfin von Monpezat.

Zu welcher Enttäuschu­ng dies bei Joachims Familie führen würde, das hatte Margrethe nicht kommen sehen. „Ich habe meine Entscheidu­ng als Königin, Mutter und Großmutter getroffen, aber als Mutter und Großmutter habe ich unterschät­zt, wie sehr sich mein jüngster Sohn und seine Familie betroffen fühlen“, ließ sie mitteilen. Neben ihrem Bedauern machte sie aber auch klar, dass es ihre Pflicht und auch ihr Wunsch sei, die Monarchie zeitgemäß zu entwickeln. „Das erfordert manchmal, dass schwierige Entscheidu­ngen getroffen werden, und es wird immer schwierig sein, den richtigen Zeitpunkt zu finden.“

Die Dänen können diesen schwierige­n Schritt jedoch nachvollzi­ehen, wie es scheint. Kurz vor Weihnachte­n zeigte eine Meinungsum­frage im Auftrag des Senders TV2, dass 53 Prozent der Befragten den Entschluss guthießen. Nur 19 Prozent hielten ihn für schlecht.

Letztlich wollte Margrethe mit ihrer umstritten­en Entscheidu­ng die Rahmenbedi­ngungen dafür schaffen, dass Joachims Kinder Nikolai (23), Felix (20), Henrik (13) und Athena (10) stärker auf eigenen Beinen stehen können. „Niemand sollte daran zweifeln, dass meine Kinder, Schwiegerk­inder und Enkel meine große Freude und mein ganzer Stolz sind“, betonte sie. Nach einigen Wochen war der Hoffrieden wieder einigermaß­en hergestell­t. Was gefehlt habe, sei Kommunikat­ion gewesen, sagte Joachim. Aber auch: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Seinen Posten als Verteidigu­ngsattaché in der dänischen Botschaft in Paris wird der jüngere Bruder von Kronprinz Frederik (54) nach Vertrags-ende im Sommer 2023 räumen. Frankreich will er mit seiner Familie dann verlassen. Wohin? Angeblich soll es Richtung USA gehen, wo Joachim einen neuen Topjob in der Verteidigu­ngsbranche übernehmen soll. Offiziell ist das aber noch ebenso offen wie die Zukunft seiner vier Kinder, die nunmehr ohne Prinzentit­el auskommen müssen.

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Königin Margrethe II. von Dänemark hat in diesem Jahr ihr 50-jähriges Thronjubil­äum gefeiert.

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