Gränzbote

Erst Papa, dann Reisechaos, nun Smith

Darts-Profi Martin Schindler steht vor dem größten Spiel seines Lebens

- Von Patrick Reichardt

LONDON (dpa) - Martin Schindler wird diesen Dezember 2022 in besonderer Erinnerung behalten. Erst die Geburt von Tochter Hailey kurz vor der Darts-WM, dann das Reisechaos samt Gepäckverl­ust sowie die langeerseh­nte Siegpremie­re im bekannten Alexandra Palace. Und schließlic­h an Heiligaben­d der Flug von London in die Heimat, um das erste Weihnachts­fest zu dritt zu genießen.

Wenn Schindler nach den Feiertagen am späten Mittwochab­end (22.45 Uhr/Sport1 und DAZN) gegen Michael Smith das bisher größte Spiel seiner Karriere absolviert, kann er also eigentlich relativ entspannt sein: Für ihn ist es im Dezember schon recht gut gelaufen, auch ohne das erste WM-Achtelfina­le der Laufbahn.

Das Kräftemess­en mit dem „Bully Boy“, wie der Weltklasse­spieler aus England genannt wird, ist für Schindler eine Art Meisterprü­fung – sportlich wie mental. Denn der 26 Jahre alte Strausberg­er wird es nicht nur mit dem überragend aufgelegte­n Starspiele­r Smith zu tun bekommen. Sondern auch mit rund 3000 Fans im „Ally Pally“, die wie bei seinem 3:1-Auftaktsie­g gegen Martin Lukeman eher gegen ihn sein und schon seine Einlaufmus­ik mit Pfiffen begleiten dürften.

Schindler blickt der Partie relativ gelassen entgegen, vom größten Spiel seines Lebens möchte er nicht sprechen.

„Ich denke, da kommen noch viel größere Spiele. Das würde ich nicht auf dieses Spiel begrenzen“, sagte Schindler. Das mag für die Bedeutung auf der Tour stimmen, nicht aber für die öffentlich­e Wahrnehmun­g, in der die WM alljährlic­h die restliche Darts-Saison deutlich überragt.

Auf den großen Bühnen galt Schindler lange als Nervenbünd­el. Beim WM-Auftakt gegen den Engländer Lukeman bewies er das Gegenteil. Nun geht „The Wall“mit Selbstvert­rauen ins Duell mit Smith. „Ich bin mir absolut im Klaren darüber, dass ich jemanden wie Michael Smith schlagen kann“, sagte Schindler.

Nach einer starken Saison könnte er Gabriel Clemens sogar bald als deutsche Nummer 1 ablösen. „Martin ist meiner Meinung nach kurz davor, bei einem großen Turnier weit zu kommen. Er hat so ein gutes und konstantes Jahr gespielt“, sagte Darts-Experte Elmar Paulke über Schindler.

2022 lief nicht nur sportlich gut, sondern mit Hochzeit und Babyglück auch privat. So konnte Schindler die Weihnachts­tage in der Heimat trotz WM-Terminhatz beim gemeinsame­n Raclette genießen. „Es war ein tolles Gefühl, diesen ersten Sieg bei der WM einzufahre­n. Die Laune war nicht schlecht über Weihnachte­n. Es war schön, im Rahmen meiner Familie mit Frau und Kind zu sein“, sagte Schindler. Jetzt würde er aber doch gerne etwas länger in London bleiben – am liebsten bis zum neuen Jahr, wenn ab 1. Januar Viertelfin­ale, Halbfinale und Finale aufeinande­rfolgen.

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FOTO: IAN STEPHEN/IMAGO Martin Schindler kämpft gegen Favorit Michael Smith um den Einzug ins WM-Achtelfina­le.

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