Gränzbote

Der Mensch im Griff der Kalender

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Für uns westliche Erbsenzähl­er hat es also jetzt begonnen, das neue Jahr. Es schreibt sich 2023 und folgt der Christi Geburt als kalendaris­che Stunde null. Doch egal ob christlich, jüdisch, islamisch oder mondkalend­arisch: Kalender neigen dazu, den von Terminen getriebene­n Menschen zu unterjoche­n. Das geht sogar so weit, dass er sich selbst zum Ausruhen noch extra Termine auf die Agenda schreibt. Der moderne Mensch versucht sich also mit der Eintragung von Terminen vom Eintragen der Termine zu erholen.

Viel gemütliche­r haben es da Fauna und Flora. Denn die Tier- und Pflanzenwe­lt schert sich nicht um bestimmte Tage oder Tageszeite­n. Sie richtet sich ausschließ­lich nach dem jahreszeit­lichen Kalender, den die Natur ohne Rücksicht auf ebenso profane wie menschlich­e Vorstellun­gen von Pünktlichk­eit schreibt. Ganz gemäß dem Sprichwort: „Wer sich verlässt auf Erdengötte­r, schaut im Kalender nach dem Wetter.“

Wie viele Kalendersy­steme es auf der Welt gab und noch immer gibt, lässt sich nicht exakt sagen. Die meisten richten sich nach dem Lauf der Gestirne. Das kürzeste Jahr mit den wenigsten Tagen zählt der Pawukon-Kalender auf Bali. Dort dauern Jahre lediglich 210 Tage lang, was bei so launischen Jahren wie 2020 bis 2022 eine echte Erleichter­ung ist. Anderersei­ts liegen bei so einem kurzen Jahr die Silvesterf­eiern und Geburtstag­e noch enger beisammen. Was wiederum den Zeitmangel verschärft, unter dem der getriebene Knecht im Arbeitsleb­en ächzt, weil ja selbst die üppigen 365 Tage schon nirgends hinlangen. (nyf)

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FOTO: DPA Neues Jahr, neuer Stress.

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