Gränzbote

Wie Baden-Württember­g wieder Firmen anlocken will

Wirtschaft­sministeri­n Hoffmeiste­r-Kraut will beim Bürokratie­abbau Tempo machen

- Von David Hutzler und Katja Korf ●

(dpa/sz) - Die teils langsamen Mühlen der Bürokratie sind Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut im Hinblick auf mögliche Ansiedlung­en ein Dorn im Auge. „Wenn ein Unternehme­n bei uns in Baden-Württember­g investiere­n will, dann kann es nicht sein, dass es mehrere Jahre dauert, bis eine Baugenehmi­gung vorliegt“, sagte die aus Balingen stammende CDU-Politikeri­n in Stuttgart. Das müsse schneller gehen und daran arbeite das Land auch, etwa im Rahmen einer Ansiedlung­sstrategie. Ziel sei künftig etwa, dass potenziell­e Investoren auf eine erste Anfrage binnen 48 Stunden Antwort erhalten.

„Wir brauchen eine Ermöglichu­ngskultur und eine viel größere Verlässlic­hkeit für die Unternehme­n“, sagte sie weiter. Dafür müssten Verfahren gestrafft und bürokratis­che Hemmnisse beseitigt werden. „Dazu gehört auch, dass wir über Jahrzehnte angewachse­ne Standards hinterfrag­en und den Mut entwickeln, zügigere Entscheidu­ngen zu treffen“, sagte sie.

Baden-Württember­g sieht sich nicht nur global, sondern auch national in einem harten Wettkampf um die Ansiedlung von Unternehme­n. Während im Osten finanziell­e Beihilfen winken und im Norden ausreichen­d erneuerbar­e Energien zur Verfügung stehen, gibt es im Südwesten

weder viel Wind, noch große Freifläche­n. Dazu kommen ein hohes Lohnniveau und hohe Lebenshalt­ungskosten. Mit der Ansiedlung­sstrategie will sich das Land im Wettbewerb um potenziell­e Investoren besser aufstellen.

Große Hoffnung setze sie in den Fortschrit­t der Digitalisi­erung der Verwaltung, sagte Hoffmeiste­rKraut weiter. Hier arbeite ihr Ministeriu­m gemeinsam mit anderen Bundesländ­ern an einem Antragsent­wurf für eine bundesweit­e Unternehme­nsplattfor­m. „Damit könnten Unternehme­n entlastet werden, was etwa Melde- und Informatio­nspflichte­n aber auch Antragsver­fahren angeht.“Erleichter­ungen solle es

aber auch beim Kontakt mit Behörden und bei Verfahren selbst geben.

Einmal mehr hat allerdings das Staatsmini­sterium von Regierungs­chef Winfried Kretschman­n (Grüne) das Thema in Teilen an sich gezogen – wie etwa in der vergangene­n Legislatur­periode, als er die Betreuung des hochrangig besetzten Strategied­ialogs zur Zukunft der Automobilu­nd Zulieferin­dustrie in sein Haus verlegte. Kretschman­n hatte sich 2022 stark für den Bau der Brennstoff­zellen-Fabrik des Unternehme­ns Cellcentri­c in Weilheim an der Teck eingesetzt. Dort gab es massive Bürgerprot­este, unter anderem wegen möglicher Folgen des Neubaus für Umwelt und Natur.

Den Ministerpr­äsidenten ärgert es, dass davor zahlreiche große Ansiedlung­sprojekte in Baden-Württember­g scheiterte­n. Der schwedisch­e Batteriehe­rsteller Northvolt entschied sich für Schleswig-Holstein, das Rennen um Standorte für neue Standorte von Tesla und Intel verlor der Südwesten ebenfalls.

Nun soll das Thema zur Chefsache werden. Die seinem Haus unterstell­te Agentur „BWInternat­ional“soll dafür mehr Personal bekommen und laut einem Bericht der „Frankfurte­r Allgemeine­n“künftig gezielter um Firmen aus den Bereichen GreenTech, Industrie 4.0, Künstliche Intelligen­z, Bioökonomi­e, Pharma und Chipfertig­ung werben.

Der SPD-Landesvors­itzende Andreas Stoch zeigte wenig Verständni­s für die Äußerungen der Ministerin. Die Regierungs­fraktionen blockierte­n sich bei vielen wichtigen Zukunftsfr­agen gegenseiti­g. Stoch nannte am Sonntag etwa Fragen der Bildung, der Fachkräfte­sicherung durch Zuwanderun­g oder den Ausbau der erneuerbar­en Energien. Auch aufgrund der schlechten Versorgung mit Ökoenergie habe das Land bei milliarden­schweren Investitio­nen ansiedlung­swilliger Firmen aus dem In- und Ausland zuletzt den Kürzeren gezogen. „Die Wirtschaft­sministeri­n sollte nicht jammern und klagen, sondern ihre Hausaufgab­en machen“, forderte Stoch.

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FOTO: SCHMIDT/DPA Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU), Landeswirt­schaftsmin­isterin.

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